Zwischen Vernunft und purem Verlangen
vorhin, dass dein Vater seine Gefühle nicht im Griff hatte.“ Caroline hatte angedeutet, Logan hätte das gleiche Problem. „Stehst du ihm nahe?“
„Mein Vater ist tot.“
„Das wusste ich nicht. Tut mir leid.“ Überhaupt wusste sie viel zu wenig von Logan.
„Kein großer Verlust. Er starb, als ich zehn Jahre alt war.“ Logan schloss die Augen und bedeckte sie mit einem Arm. „Mein Vater war ein gewalttätiger Kontrollfreak. Als meine Mutter sich endlich dazu durchgerungen hatte, ihn – und mich – zu verlassen, hat er sich eine Kugel in den Kopf gejagt.“
Entsetzt starrte Evie ihn an. Ihr fehlten die Worte. „Logan …“
„Geh!“, brummte er rau. „Bitte, Evangeline. Verschwinde einfach!“
Und dieses Mal kam Evie seiner Bitte nach.
4. KAPITEL
Logan atmete auf, als die Tür hinter Angie ins Schloss gefallen war. Er hätte wohl besser den Mund gehalten. Sonst sprach er ja auch nicht darüber. Weder seiner Mutter noch den Psychologen, zu denen sie ihn geschleppt hatte, nachdem sie ihn wieder in ihre Obhut geholt hatte, hatte er sich je anvertraut.
Er dürfe ruhig wütend sein, hatten sie ihm einfühlsam versichert. Vielleicht könne er selbst versuchen zu analysieren, woher die Wut kam, hatten sie vorgeschlagen, während ihr zehn Jahre alter Patient mit gesenktem Kopf dagesessen und seine abgekauten Fingernägel betrachtet und den Therapeuten weisgemacht hatte, er sei gar nicht wütend. Nicht auf seinen Vater, weil der sich umgebracht hatte, nicht auf seine Mutter, weil die ihn zurückgelassen hatte. Sie hatte ihn ja dann doch zu sich geholt, oder? Als der Alte nicht mehr war. Sie hatte ihren störrischen, unberechenbaren Sohn mitgenommen, ohne ihm je vorzuwerfen, wie sein Vater zu sein. Stattdessen hob sie seine positiven Eigenschaften hervor und ließ ihn therapieren, um das Böse in ihm in Schach zu halten.
Warum hatte er Angie von seinem Vater erzählt? Wenn sie auch nur einen Funken Verstand hatte, würde sie sich jetzt von seiner Familie abwenden. Und von ihm.
Evangeline Jones hatte keine Ahnung, was auf dem Spiel stand, im Gegensatz zu ihm. Er wusste, wie man den Willen einer Frau brach. Es war ein langer Prozess, aber schließlich war die Frau so eingeschüchtert, dass sie erschrak, wenn sie Schritte hörte, und verstört zurückwich, wenn jemand zu schnell unterwegs war. Er kannte diese Spielchen, erinnerte sich an jeden Zug in diesem perfiden Spiel. Alles hatte er mit angesehen.
Wird Zeit, dass ich mich zusammenreiße, dachte Logan mürrisch, richtete sich auf und fuhr sich durchs Gesicht. Zuerst musste er sein Verlangen in den Griff bekommen. Wichtig war, stark zu bleiben und nicht durchzudrehen.
Niemandem wehzutun.
Allen wehzutun.
Evie gelangte ungesehen in ihr Zimmer, eilte ins Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel. Logan hatte ganze Arbeit geleistet. Ihre Lippen waren vom harten Küssen geschwollen, die Haut schimmerte rosig, wie immer nach gutem Sex, und ihre Augen glänzten dunkel vor Schock und Verlangen.
Wenn ein Mann einen immer wieder warnte, er sei gestört, dann war wohl etwas Wahres daran. Logan hatte gesagt, er habe seine Gründe. Und er wolle niemandem wehtun. Das konnte nur heißen, dass er befürchtete, es eines Tages zu tun.
Evie drehte sich um und schloss die Augen. Verzweifelt versuchte sie, die verrückten Gefühle zu vergessen, die Logan in ihr entfesselt hatte. Es wurde Zeit, auf ihn zu hören und aus seinem Leben zu verschwinden. Sie würde sich von Caroline verabschieden und Max mitteilen, sie würden sich Montag im Büro sehen.
Sie zog ihre Sachen aus, stellte sich unter die Dusche und ließ heißes Wasser über ihren Körper strömen.
„Mach dich aus dem Staub, Evie!“, flüsterte sie vor sich hin und hielt das Gesicht in den Wasserstrahl, um die Tränen fortzuspülen. „Lauf weg!“
Und dann ging die Tür zur Duschkabine auf, und Logan kam voll bekleidet herein und zog Evie an sich. Ohne zu zögern schmiegte sie sich in seine Arme. Sie wollte ihn trösten und sich trösten lassen. Mehr denn je sehnte sie sich nach ihm. Eine Mischung aus Besessenheit und Sehnsucht befiel sie, während das Wasser auf sie und Logan herabprasselte. Er drückte ihr ein Paket Kondome in die Hand, presste Evie an die Kabinenwand und beugte sich über sie.
Der Kuss war intensiv und fordernd. Evie half Logan beim Ausziehen und konnte ihm das Kondom gar nicht schnell genug überstreifen, um ihn endlich wieder in sich zu spüren. Er hob sie hoch, sie schlang
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