Zwischen Vernunft und purem Verlangen
gewesen.
„Du könntest jemand anders heiraten“, schlug sie Max vor, als sie einen Augenblick unter sich waren. Sie hatten sich mit ihren Drinks auf die Terrasse verzogen und unterhielten sich entspannt, wie befreundete Geschäftspartner. „Eine ehemalige Schulfreundin vielleicht, die sich in diesen Kreisen hier gut zurechtfindet und bereit ist, sich nach zwei Jahren in aller Freundschaft wieder scheiden zu lassen.“
„Kommt nicht infrage.“ Max schüttelte sich. Vom Heiraten habe ich erst mal die Nase voll. Jedenfalls so lange, bis ich wirklich verliebt bin. Dann kann ich ja noch mal darüber nachdenken.“
„Sag mal, wie kommen wir denn jetzt an das Geld, das wir für den Bau des Verwaltungszentrums brauchen?“
„Mit einem Überziehungskredit. Und ich verkaufe meine Eigentumswohnung.“
„Und ich meine.“ Evie seufzte ergeben. „Aber das reicht nicht.“
„Dann nehmen wir eben einen Kredit auf“, sagte Max. „Ach, bevor ich es vergesse.“ Er wühlte in der Hosentasche seines Smokings und zog einen Ring mit einem riesigen Saphir heraus. „Ein Geschenk meiner Mutter zur Erinnerung an unsere Verlobung. Als kleine Entschädigung, wie sie es ausdrückte.“ Max hielt ihr den Ring hin.
„Ich will ihn nicht.“ Evie wich schnell zurück. „Keine Ahnung, was deine Mutter damit bezweckt. Aber ich werde den Ring nicht annehmen. Ich möchte so schnell wie möglich vergessen, dass wir verlobt waren.“
„Ich habe ihr ja gleich gesagt, dass du so reagieren würdest.“ Trotzdem schob er Evie den Ring über den rechten Mittelfinger. „Sie meint, ich schulde dir einen Ring. Immerhin waren wir kurz verlobt, und du verdienst eine Entschädigung. Trag ihn, verkauf ihn, mach damit, was du willst. Aber nimm ihn an! Meine Mutter will es so, und ich möchte Harmonie in meiner Familie.“
„Ich will das Ding nicht.“ Energisch streifte sie den Ring ab. Er war sowieso viel zu wuchtig und würde sie immer an den überhasteten Entschluss erinnern, sich mit Max zu verloben. „Gib ihn ihr bitte zurück.“
Doch Max hörte gar nicht mehr zu, sondern blickte finster über ihre Schulter. Das konnte nur bedeuten, dass Logan im Anzug war. „Jetzt nimm den Ring zurück!“ Evie versuchte, ihm das Schmuckstück in die Hand zu drücken – keine Chance. Und dann war Logan bei ihnen, und Max machte ihm automatisch Platz.
„Habt ihr es euch anders überlegt?“, fragte Logan mit Blick auf den Ring und erstarrte. Dann senkte er verbittert den Blick.
„Das sieht nur so aus“, sagte Max hastig. „Es ist kein Verlobungsring. Wir sind nicht verlobt. Die Hochzeit ist abgesagt. Das weißt du doch, Logan.“
„Woher hast du den Ring?“ Logan wartete nicht einmal auf die Antwort. „Mutter hat ihn dir gegeben, oder? Hat sie dir gesagt, du sollst ihn Evangeline geben?“
„Ja.“ Max war das sehr unangenehm. Evie auch.
„Nun nimm ihn schon!“, drängte Evie. „Ich will ihn nicht. Könnte einer von euch mir bitte dieses verflixte Ding abnehmen?“
Logan dachte gar nicht daran. Er kannte den Ring mit dem meerblauen Stein und wollte nichts damit zu tun haben. Was bezweckt Mutter damit? überlegte er und ließ den Blick über die Gäste im Wohnzimmer und auf der Terrasse gleiten. Was fiel ihr ein, Evie ausgerechnet diesen Ring zu schenken? Evie sah aus, als befürchtete sie einen Wutausbruch von ihm, Logan. Soll sie sich doch zur Abwechslung mal an ihre eigene Nase fassen, dachte er frustriert. Sie hat auch ihre Fehler.
„Logan?“ Behutsam berührte sie ihn am Arm. Die schlichte Geste ging ihm durch und durch. „Was ist los?“
„Nichts.“
„Unsinn! Du bist verbittert.“
„Nein. Es ist ihr Ring. Sie kann damit machen, was sie will. Was geht mich das an?“
„Wer hat deiner Mutter diesen Ring geschenkt, Logan?“ Evie ließ nicht locker.
Logan schwieg.
„Sie hat ihn von deinem Vater, oder?“, fragte Evie hellsichtig.
„Nein“, sagte Max.
„Spielt doch keine Rolle.“ Logan wollte nicht, dass es eine Rolle spielte.
„Das kann gar nicht der Ring sein“, behauptete Max stur. „So etwas würde sie nicht tun.“
Sie hatte aber genau das getan.
Max kannte den Ring nicht, sie hatte ihn nie in seiner Gegenwart getragen. Der Saphirring stammte aus einem anderen Leben. Aus einer anderen Familie. Im zweiten Anlauf hatte Caroline Carmichael den Richtigen geheiratet. Er war ein sanftmütiger, fürsorglicher Ehemann gewesen, und der gemeinsame Sohn war liebevoll und ausgeglichen.
Max fand ihre
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