Zwischen Vernunft und purem Verlangen
sich zog und mit ihr durchs Büro wirbelte. „MEPs Architekt ist ein Visionär, die Firma ein aufstrebendes Unternehmen, und unser Angebot war genau richtig kalkuliert. Wie spät ist es jetzt in London?“
„Keine Ahnung. Halb acht Uhr morgens? Willst du jetzt etwa Logan anrufen?“
„Ich schicke ihm eine SMS. Er muss doch wissen, dass wir sein Geld ausgeben.“
„Dann steht ihr also wieder in Kontakt?“, fragte Max überflüssigerweise.
„Ja. Logan hat sich von sich aus bei mir gemeldet.“
„Das freut mich. Das freut mich sogar sehr.“ Er drückte Evie noch einmal herzlich an sich, dann ließ er sie los und brüllte: „Kit? Rück das Bier heraus!“
Die Party begann im Büro, verlagerte sich aber bald in die Stammkneipe, wo die Auswahl an Speisen und Getränken größer war. Inzwischen hatten sich weitere Subunternehmer eingefunden, die herbeitelefoniert worden waren. Wenn es was zu feiern gab, wollten alle dabei sein. Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Auch Evie war bester Laune. Gutmütig ließ sie sich von ihren Kollegen aufziehen, weil sie im Gegensatz zu ihnen lieber Champagner trank als Bier. Die Flüche der Männer gingen ihr allerdings langsam auf die Nerven. Auch wenn sie anerkennen musste, dass sie sich in Gegenwart einer Frau wenigstens etwas zurückhielten.
Als Max sein leeres Bierglas auf dem Tresen abstellte, sich zu ihr setzte und eine Handvoll Erdnüsse vertilgte, schlug Evie vor: „Wir könnten Juliet Grace als neue Projektmanagerin verpflichten. Sie ist sehr genau, die meisten von uns kennen sie, und sie weiß, wie sie mit diesen Typen hier umspringen muss.“
Max musterte sie zweifelnd. „Eine Frau?“
„Vorsicht, Max! Jetzt brechen deine Vorurteile wieder durch.“
„Ich habe keine Vorurteile“, behauptete er. „Ich denke nur nach.“
Evie lachte. „Vielleicht hilft dir ein frisches Bier auf die Sprünge.“
Logan stand vor der Kneipe in Sydney und beobachtete durchs Fenster, wie die schlanke Frau mit dem rabenschwarzen Haar und dem frechen Lächeln dem Barmann ein Zeichen für die nächste Runde gab. Max und mindestens ein Dutzend weiterer Männer leisteten ihr Gesellschaft. Die Hälfte sah aus, als wäre sie direkt von der Baustelle in die Kneipe geschneit. Sie alle wirkten wie ein eingeschworenes Team, zu dem selbstverständlich auch Evie gehörte. Evie genoss ihren Respekt und ihren Schutz. Was ihr vermutlich gar nicht bewusst war.
Vielleicht aber doch.
Evie hatte ihm eine SMS geschickt, um ihn zu informieren, dass sie den Zuschlag erhalten hatten. Er hatte die Nachricht in dem Moment gelesen, als er das Flugzeug in Sydney verlassen hatte.
Natürlich hätte er ihr zurückschreiben können, dass er in Sydney war. Aber irgendwie war er unsicher gewesen und hatte stattdessen Max eine SMS geschickt.
Der hatte Evie offenbar nicht verraten, dass sein Bruder auf dem Weg zu ihnen war. Jedenfalls sah sie nicht wie eine Frau aus, die aufgeregt auf die Ankunft ihres Liebhabers wartete. Evangeline Jones schien sich sehr gut zu amüsieren und wirkte kein bisschen nervös.
Logan beneidete sie.
Endlos lange hatte er hin- und her überlegt, ob er tatsächlich ins Flugzeug steigen sollte, um bei Evie und Max zu sein, wenn über die Auftragsvergabe für das Verwaltungszentrum entschieden wurde. Würde Evie es nicht anmaßend finden, wenn er einfach so in die Feier platzte? Und was war mit Max? Hätte er wirklich nichts dagegen, wenn sein Bruder mitfeierte?
Für ihn selbst war es das erste Mal in seinem Leben, dass er sich dazugehörig fühlen wollte, statt seine Mitmenschen auf Distanz zu halten.
Logan bemerkte, wie so ein Trottel Evie versehentlich anstieß, als er mit vollem Tablett den Tresen verließ. Schützend legte Max sofort einen Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Seite.
Nun war es ja nicht so, dass Logan etwas gegen das freundschaftliche Verhältnis hatte, das seinen Bruder und Evie verband. Trotzdem durchzuckte ihn heiße Eifersucht. Es dauerte einige Sekunden, bevor er seine Gefühle wieder fest im Griff hatte.
Verzweifelt schüttelte Logan den Kopf und fragte sich, ob er seine Emotionen denn nie kontrollieren könnte. Jetzt löste Evie sich von Max und kletterte auf einen Barhocker. Nun war sie von allen Seiten von Kollegen umringt und beschützt und machte sich über die Erdnüsse her.
Vielleicht hatte sie heute Abend gar keinen Platz für ihn in ihrem Leben. Bisher wusste ja nur Max, dass sie was mit seinem Bruder hatte. Sollte er es wirklich
Weitere Kostenlose Bücher