Zwischen Vernunft und purem Verlangen
aufdrängen.“ Panische Angst durchzuckte ihn plötzlich. Evie war doch nichts passiert? „Geht es ihr gut?“, fragte er hastig.
„Ja, Evie geht es gut. Ganz prima, danke der Nachfrage. Sie macht ihre Arbeit, entspannt sich am Strand, und sie hat sich ein Motorrad gekauft, das in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt. Aber mach dir darüber keine Sorgen. Sie nimmt Fahrstunden bei einem ehemaligen Motocross Champion. Er heißt Duke, aber das braucht dich ja auch nicht zu kümmern. Seine Umgangsformen sind einwandfrei, und er weiß sogar, wie man ein Telefon benutzt.“
„Jetzt wirst du aber gehässig, Bruderherz.“
„Du hast es ja nicht anders verdient, wenn du eine Frau, die ich sehr schätze und bewundere, wie eine Hure behandelst. Und sie lässt sich das auch noch gefallen! Dadurch wird es auch nicht besser.“
„Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten, Max.“
„Ach, fahr zur Hölle! Wie konnte ich nur so blöd sein, dir Evie praktisch in die Arme zu treiben! So dankst du mir das also. Du nimmst sie und verschwindest wieder, als wäre nie etwas gewesen. Evie ist meine Geschäftspartnerin. Meine gute Freundin. Meine Vertraute. Aber bemüh dich nicht! Duke wird sich freuen, sie ganz für sich zu haben.“
Und schon hatte Max das Gespräch beendet.
„Wer ist Duke?“, fragte Evie, die gerade ins Büro kam. So geistesabwesend konnte sie gar nicht sein, Max’ Wut nicht zu bemerken.
„Duke ist der Motocross Champion aus den USA, der dir Fahrstunden auf deiner neuen Ducati gibt“, erklärte Max knapp. „Bitte keine weiteren Fragen.“
„Okay.“ Evie musterte ihn nachdenklich. „Macht es mir Spaß?“
„Und wie.“
„Super. Es ist nämlich eine gute Idee. Das war also gerade Logan am Telefon?“
Max nickte.
Evie konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. „Und was habe ich sonst noch so getrieben?“
„Jedenfalls hast du ihm keine Träne nachgeweint. Als wahrer Freund ignoriere ich natürlich, wie geknickt du bist.“
„Ausgezeichnet“, sagte Evie.
„Ach, Evie. Erinnerst du dich, wie friedlich unser Leben war, bevor wir uns verlobt haben und ich so idiotisch war, dich meiner Familie vorzustellen?“, fragte Max wehmütig. „Ich ja.“
„Nimm’s nicht so schwer, Max! Eines Tages verliebst du dich auch, kannst an nichts anderes mehr denken und versuchst vergeblich, dein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Keine Sorge, ich werde dich mit größtem Vergnügen darauf hinweisen, wenn es dich erwischt hat.“
„Muss ansteckend sein“, meinte Max trocken.
„Was?“
„Gehässigkeit.“
„Unerhört! Zur Strafe bringe ich dir kein Mittagessen mit.“
„Das zahle ich dir heim, wenn ich reich bin. Kein Champagner, kein Kaviar, kein Hummer.“
„Von mir aus. Ich kann mich auch von Thunfisch-Sandwichs ernähren.“
„Vielleicht sollte ich Logan versichern, dass du es nicht auf sein Geld abgesehen hast“, meinte Max nachdenklich. „Möglicherweise meldet er sich dann bei dir.“
„Tu dir keinen Zwang an.“ Evie schlenderte zur Tür. „Beim nächsten Anruf kannst du ihm auch gern erzählen, dass ich Kampfflugzeuge fliege. Ach ja, und ich übe mich in akrobatischem Kunstfliegen.“
„Bring mir ein Thunfisch-Sandwich mit!“, rief Max ihr nach. „Dann verrate ich Logan nicht, wie sehr er dir fehlt.“
„Danke.“
Evie brach die Stimme, sie wahrte jedoch Haltung. Wenn sie sich jetzt zu Max umdrehte und seinen mitleidigen Blick auffing, könnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie vermisste Logan schrecklich. Nach tiefem Durchatmen fügte sie betont fröhlich hinzu: „Dafür hast du dir zwei Sandwichs verdient.“
Noch am selben Abend rief Logan sie an. In Sydney war es 20.30 Uhr, in London halb zwölf Uhr mittags. Evie fragte sich, woher ein viel beschäftigter Geschäftsmann um diese Zeit anrief. Vielleicht nutzte er die Pause zwischen zwei Konferenzen für ein kurzes Telefongespräch. Spielte das eine Rolle? Hauptsache, sie hörte endlich wieder seine sexy Stimme. Instinktiv drückte sie das Handy fester ans Ohr, als er ihren Namen sagte. Sie schwieg, weil sie ihn noch einmal hören wollte.
Logan tat ihr den Gefallen.
„Hallo“, sagte sie schließlich. Etwas Besseres fiel ihr gerade nicht ein.
„Max hat erzählt, du hättest dir eine Ducati gekauft.“ Offenbar stand auch Logan nicht der Sinn nach Liebesgeflüster.
„Ich habe davon gehört.“
„Welches Modell?“
„Das rote. Eine richtig schnelle Maschine.“ Da Evie keine Ahnung
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