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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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kichern etwas blöde und machen uns an
die Arbeit. Nach einer halben Stunde sind wir wieder flott.
    »Jetzt ist
der ganze Stundendurchschnitt kaputt«, bemerke ich.
    »Du mit
deinen sportlichen Ambitionen«, höre ich aus einiger Entfernung, Ilse ist
bereits ein Stück voraus.
    Kleine
Erholungspause in Inch, wo die gleichnamige große Sandbank mit Dünen in die
Dingle Bay hineinragt. Wir sitzen auf einer Bank vor ‘Foley’s’
rostrotgestrichenem Pub, Ilse holt zwei kleine Guinness nach draußen. Wir
fühlen uns wohl. Irland, schreckliche Schönheit.
     
    Kurz vor
Dingle liegt rechts die Jugendherberge ‘Ballin Court House’, mit einer Wiese
unter Bäumen, wo wir zelten können. Mitten auf der Wiese ist ein Ziegenbock
angepflockt, im Innenhof der altehrwürdigen Gebäude schreit ein Pfau. Einige
wenige Zelte sind aufgebaut, der Blick nach Süden geht frei über die Landschaft
mit Zäunen und Hecken bis zur Dingle-Bucht. Nebenan weiden Kühe und Pferde, ein
Hahn kräht. Der Wind zerfetzt die Wolken, kein Regen mehr.
    Wir sind
neugierig, machen einen Kurzbesuch in der Stadt. Es hat sich einiges verändert
seit 1977, als wir zum erstenmal hier waren. Wir entdecken mehr Geschäfte, mehr
Kneipen. Auch mehr Menschen eilen durch die Stadt. Doch wie damals wirkt Dingle
bunt, liebevoll und gemütlich. Doyle’s Seafood Bar ist noch da, mit frisch
gestrichener, knallroter Fassade.
    Im
Hafenbecken liegen zwei seetüchtige Fischkutter, es könnten mehr sein. Eine
Segelschule hat sich angesiedelt, viele kleine Jollen dümpeln auf dem Wasser.
Der Tourismus als Wirtschaftsfaktor zeigt seine Spuren, wir finden eine Reihe
kleiner Hotels und Pensionen und eine zweite Jugendherberge mit Zeltplatz in
der Stadt. Vor der Stadt liegt der neue Riesenkomplex des ‘Skellig Hotels’.
    Zurück im
Zelt, gibt es eine Überraschung. Triumphierend zieht Ilse eine kleine Flasche
‘Paddy’s’ Whiskey aus der Tasche. Beruhigend brennt der schmackhafte Aperitif
in unseren Mägen.
    Dann braten
wir Fleischspieße auf dem Kocher im Zelt.
    Dingle ist
erreicht. Hier werden wir zwei Wochen bleiben, ausruhen — und Besuch bekommen.
    Zum
Nachtisch gibt es jene schon einmal erwähnten süßen Plätzchen, die Hob Nobs.
Hob Nobs schmecken so verteufelt gut wie Welsh Cakes, walisische Plätzchen.
    ‘Hob Nobs are oaty, crunchy, biscuits with the
delicious homebaked taste.’
    Hombaked
Taste — ein Geschmack’wie bei Muttern’. Wenn man nicht die ganze Rolle auf
einen Rutsch aufessen will, läßt man am besten die Finger davon!
    Der
Kilometerzähler hat fast die Tausendermarke erreicht.
     
    Freitag, 11.
6.
    Fungi und
die Tölpel.
    In der Stadt
herrscht reges Leben, das Wochenende naht. Ilse beginnt sofort mit dem
Aquarellieren, sie malt zwei Männer auf Leitern beim Anstreichen einer
Hausfassade, einer zur Zeit in Irland häufig
anzutreffenden Beschäftigung: Irland ist nicht grün, Irland ist farbig, von
Weinrot über Blau bis zu allen denkbaren Rosatönen.
    Das ‘Skellig
Hotel’ liegt am Ortseingang, von Tralee aus gesehen, man kann es wegen seiner
unproportionierten Größe nicht verfehlen. Wir fragen in der Rezeption, wann die
neuen Gäste eintreffen werden, sie haben noch keine genauen Angaben. Ilses
Mutter ist aber registriert, das Zimmer ordnungsgemäß reserviert. Auch das
‘Corner-House’ in der Dykegates Street finden wir, es liegt in der Nähe des
Hotels. Uschy, unsere Bekannte, die zusammen mit Ilses Mutter zwei Wochen
Urlaub hier verbringen will, wird dort wohnen.
     

     
    Die
Attraktion des Ortes ist ‘Fungi the Dolphin’. Irgendwo in der Bucht lebt seit
einiger Zeit ein Delphin, ein Einzelgänger, der aus unbekannten Gründen hier
geblieben ist, sich anscheinend wohlfühlt und auch ernähren kann. Regelmäßig
fahren vom Hafen aus Motorboote hinaus, um das Tier zu besichtigen. Außerdem
gibt es das Angebot ‘Swim with the Dolphin’, eine Taucherschule bietet Anzüge
und Teilnahme an.
    »Oh no, ohne
uns«, entscheidet Ilse.
    Mich zieht
es auch nicht in den Taucheranzug, aber mit dem Boot würde ich gern
hinausfahren. Einmal habe ich bisher lebende Delphine in freier Natur gesehen,
auf der Rückfahrt von der Isle de Sein nach Audierne in der Bretagne. Einige
Tiere waren zurückkehrenden Segelbooten bis vor die Hafeneinfahrt der Isle de
Sein gefolgt und zeigten dort ihre faszinierenden Sprünge. Und ein Delphin
begleitete unser Motorboot, sich seitlich vorn in der Bugwelle tummelnd. Das Motorboot
bekam Schlagseite, weil fast alle

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