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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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nächsten Level zu kommen? Das ist eine Quest – das, was deine Figur während des Spiels bewältigen muss.«
    »Hm«, macht Tio. »Dann hoffe ich, das der nächste Level mein Zauberzelt ist …«
    Dem kann Ayse nur aus tiefster Seele zustimmen.
    Aber was müssen sie tun, um da wieder hinzukommen?
    Es liegt nahe, noch einmal demselben Weg zu folgen, sodass sie bald erneut am Waldrand stehen.
    »Und jetzt?«, fragt Ayse. »Sollen wir auf dem Weg weitergehen oder einfach quer über die Weiden?«
    »Setzen wir uns doch erst mal.« Tio zeigt auf einen umgestürzten Baumstamm. »Dann können wir besser nachdenken.«
    Nachdem sie sich hingesetzt haben, bleibt es eine Weile still. Beide schauen in die Landschaft, die sich vor ihnen erstreckt. Was sollen sie jetzt machen? In welche Richtung sollen sie weitergehen? Was wird von ihnen erwartet? Nicht auf eine einzige Frage wissen sie eine Antwort.
    »Am einfachsten ist es wohl, den Weg weiterzugehen«, meint Ayse.
    Da bricht die Sonne durch die Wolken.
    »Da weiter vorne, was ist das wohl?« Tio streckt die Hand aus. »Siehst du das Glitzern? Ich glaube, das ist Wasser.«
    »Ein See?« Ayse schirmt mit der Hand die Augen gegen das grelle Licht ab. »Und rechts davon, siehst du das? Das sind Dächer. Vielleicht liegt da eine Stadt?«
    »Oder zumindest ein Dorf, denke ich. Hoffe ich. Etwas, wo Menschen sind.«
    »Weißt du …« Ayse zieht etwas aus der Hosentasche. »Der Zettel. Ich hab ihn mitgenommen.« Sie hält Tio den Zettel aus der Kiste vor die Nase.
    »Gibt es ein Wir, dann gibt es auch ein Ihr«, liest Tio noch einmal vor. »Ja … und?«
    »Vielleicht ist das unser Auftrag?«
    Tio nimmt ihr den Zettel aus der Hand und blickt eine Weile darauf. »Ziemlich blöder Auftrag. Ich meine, was sollen wir damit anfangen? Was soll das? Ja, natürlich gibt es ein Wir, nämlich du und ich. Und dann? Müssen wir uns jetzt auf die Suche nach den Ihr machen?« Er gibt Ayse den Zettel zurück. »Und wenn wir die Ihr gefunden haben, dürfen wir dann wieder nach Hause? Ist es dann vorbei, wie das dritte Wort auf dem Spiegel gesagt hat? Na gut, dann weiß ich die Lösung schon. Komm, wir gehen zu den Häusern dahinten.« Tio springt energisch von dem Baumstamm auf.
    Ayse stopft den Zettel wieder in die Tasche ihrer Jeans. »Na, das ist wohl eine Adventure für Anfänger«, sagt sie. Und dann mit verstellter Stimme: »Wir, ihr, blablabla. Oh, wie kompliziert!« Die Arme fest vor der Brust verschränkt, stolziert sie genervt vor Tio her.
    Der Weg ist sandig und staubig, nicht für Autos angelegt. Von denen ist auch weit und breit nichts zu sehen.
    »Es wär schon schön, wenn uns jemand mitnehmen würde«, mault Ayse. »Es ist verdammt weit bis zu dem Dorf!«
    Wieder schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, und es ist, als ob jemand eine Lampe ausgeschaltet hätte. Ohne das warme Licht wirkt die Landschaft kühl und öde.
    »Gehen wir doch einfach über die Weiden«, schlägt Tio vor. »Da ist ein Bauernhof, siehst du ihn? Vielleicht kann uns dort jemand was sagen. Auf dem Land sind die Menschen doch immer viel freundlicher.« Das klingt hoffnungsvoll.
    »Oder auch nicht«, wendet Ayse unbarmherzig ein. »Manchmal sind die besonders verschlossen und unheimlich.«
    Aber sie beschließen, es doch zu versuchen. Es ist nur ein kurzer Weg, eine Art private Zufahrt, die zu dem Bauernhof führt, und wenn man ihnen dort nicht helfen kann, verlieren sie nicht viel Zeit.
    Um den Hof herum ist es matschig und schmutzig. Ihre Füße stecken in Sandalen, und sie suchen vorsichtig einen Weg zwischen den Schlammpfützen. Als sie näher kommen, sehen sie, dass der Hof ziemlich heruntergekommen ist.
    Das Haus ist mit grauen Steinen erbaut worden, auf denen Moos wächst, und hat fensterlose Holztüren, die früher wohl einmal hellgrün waren, nun aber zu einer blassen, unbestimmbaren Farbe verblichen sind. Sie sind verschlossen. Tio klopft an die Tür an der Vorderseite des Gebäudes. Und noch einmal etwas fester. Eine Klingel gibt es nicht. Ayse geht um das Haus herum und entdeckt an der Seite eine weitere breitere, zweiflügelige Tür.
    »Sieht aus wie eine Stalltür«, meint Tio, der ihr nachgegangen ist, da trotz dreimal Klopfen niemand an die Vordertür gekommen ist. Sie klopfen auch hier eine Weile, aber die Tür bleibt geschlossen.
    Sie drehen eine Runde um den Hof und gucken durch die Fenster.
    »Überall nur alter Trödelkram«, sagt Ayse. »Verlassen, fürchte ich. Ich glaube, dass hier schon

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