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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Selbstverständlichste der Welt wäre.
    »Alles funktioniert ganz normal«, murmelt Ayse, bückt sich unter einem Drehkreuz durch und hüpft auf die Gemüseabteilung zu.
    »Also, das ist doch komisch …« Tio, die Hände in den Hosentaschen, geht hinter ihr her und sieht sich erstaunt um. »Das Gemüse … Wenn die Menschen schon länger weg sind, müsste das doch alles längst verschimmelt und verfault sein. Hier liegt sogar frisches Obst!«
    »Hm, Bananen!«, sagt Ayse und nimmt sich eine.
    »Kapierst du, was das bedeutet? Es sieht aus, als wäre das Obst heute Morgen angeliefert worden.«
    Ayse nimmt einen Bissen und noch einen. »Das sind aber echte Bananen, nicht irgendwie nachgemachte. Hier, nimm eine, die schmecken.«
    Vorsichtig beißt Tio in die Banane, die sie ihm in die Hand gedrückt hat.
    Ayse hat inzwischen einen knallgrünen Apfel probiert. In der anderen Hand hält sie eine Frucht, deren Namen sie nicht kennt.
    »Weißt du, was das ist?«
    »Nein. Sieht so ähnlich aus wie eine Birne.«
    »Nur eben rot.« Ayse legt die Frucht zurück. »Weiß nicht, ob ich die mag.«
    »Wollen wir weitergucken?«, schlägt Tio vor. »Wir sind doch blöd. Da haben wir einen ganzen Supermarkt für uns alleine und stehen in der Gemüseabteilung! Gehen wir doch mal zu den Süßigkeiten, zu den Schokoriegeln und den Chips.«
    »Gute Idee.«
    Tio hat recht. Der Laden sieht aus, als wäre er noch an diesem Morgen mit frischer Ware beliefert worden. Knackiges Gemüse und Obst, die Bäckereiabteilung voller frischer Croissants und goldgelber Brötchen, eine Kühlvitrine, in der schön angerichtet hellgelbe Käselaibe liegen, und weiter hinten Beefsteaks und Hamburger, die aussehen, als wären sie gerade erst von einem Metzger hingelegt worden.
    »Das verstehe ich nicht«, sagt Tio.
    »Ist doch super.« Ayse zuckt mit den Schultern. »Wir können uns mit allem vollfuttern, was wir mögen. Bis wir platzen.«
    »Aber es ist trotzdem komisch«, beharrt Tio. »Denk doch mal nach. Eine Stadt, die total leer ist, keine Menschenseele zu sehen, aber die Läden sind voll mit frischem Zeug. Als ob die gesamte Bevölkerung vor wenigen Stunden hier Hals über Kopf davongerannt wäre.«
    Ayse verschränkt die Arme vor der Brust, beugt sich vor und blickt Tio herablassend an. »Tio … In eine Kiste klettern und in einer anderen Welt wieder rauskrabbeln, ist ja wohl mehr als ein bisschen komisch, meinst du nicht? Also, was meckerst du jetzt rum? Komm schon, iss.«
    Es ist nicht schwer, Tio zu überreden, denn sein Magen knurrt angesichts der vielen leckeren Sachen, die man sich einfach nehmen kann. Er reißt eine Tüte Chips auf und wirft sich eine Handvoll in den Mund. Nach einigen Bissen überlegt er es sich anders, lässt die Tüte fallen und geht zu einem Regal mit Schokolade. Er sucht sich eine Tafel aus und reißt das Papier ab. Gierig steckt er sich große Stücke in den Mund. Es ist keine Milchschokolade, aber sie ist auch nicht zartbitter, sie ist bitterer als jede Sorte, die er jemals probiert hat. Dann sieht er eine Packung mit Zuckergebäck. Kauend und schmatzend streift er durch die Gänge und plündert ein Regal nach dem anderen.
    Bei den Tiefkühltruhen begegnet er Ayse wieder. Sie lehnt an einer der weißen Kisten und isst in aller Gemütsruhe.
    »Musst du unbedingt so eine Sauerei machen?«, fragt sie verächtlich. Sie hat eine Dose mit Knackwürsten in der Hand, die einen Deckel zum Aufreißen hat, sodass sie keinen Büchsenöffner braucht. »Die hier find ich so was von lecker. Zu Hause krieg ich die nicht, weil da Schweinefleisch drin ist, und davon wird meinen Eltern schlecht. Willst du eine?«
    »Hast du keinen Senf? Du musst Senf drauf tun oder Ketchup.«
    »Von wegen! Mayonnaise, ich bin wild auf Mayonnaise!«
    Von der wilden Völlerei wird Tio ein bisschen albern. Er taucht in eine Vitrine und beißt in alle Wurstbrötchen. Bei der Käseabteilung nimmt er ein riesiges Stück mittelalten Käse, hält es sich mit beiden Händen vor den Mund und beißt ab. »So muss sich eine Maus in der Speisekammer fühlen!«, ruft er Ayse mit vollem Mund zu.
    »Guck mal, der Strom funktioniert auch. Die Tiefkühltruhen sind an! Willst du ein Eis?«
    »Haben sie eins mit einer Schicht weißer Schokolade?«
    Ayse beugt sich über die Truhe und kommt mit einem Eis wieder hoch. Ihr Blick prüft die Aufschrift. »Rumbabohnen … Tio, hast du schon mal was von Rumbabohnen gehört?«
    »Nein. Du?«
    »Ja, hier auf dieser Verpackung.

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