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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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kennen, doch er ist schmaler, als sie ihn in Erinnerung haben. Kurz bevor sie die Stadt erreichen, kommen sie zu einem Ortsschild. Es steht am Wegrand und ist aus schwarzem Schmiedeeisen, auf das mit schwungvollen weißen Buchstaben Santellenbach geschrieben ist.
    Plötzlich haben es die beiden eilig, in die Stadt zu gelangen. In Santellenbach sind sie noch nie gewesen!
    Santellenbach ist eine anheimelnde, ruhige kleine Fischerstadt, die etwas verschlafen am Wasser liegt. Es wird mit Sicherheit nicht von Touristen überschwemmt – aber vielleicht ist dafür jetzt auch keine Saison –, und doch herrscht ein angenehm lebhaftes Durcheinander.
    Am Kai haben viele Fischerboote festgemacht. Auf einigen wird noch gearbeitet.
    Die Sonne steht inzwischen schon dicht über dem Wasser und lässt die Häuser am Hafen warm und golden glühen.
    Ayse und Tio setzen sich auf eine Bank und genießen eine Weile die Aussicht, die Geräusche, die von den Fischern zu ihnen herüberdringen, die salzige Luft und die Sonne auf ihrem Gesicht.
    Eine dicke Möwe lässt sich dicht bei ihnen nieder und tut kreischend kund, dass sie doch zumindest ein bisschen zu fressen erwartet hätte.
    »Tut mir leid.« Ayse grinst. »Geh lieber da auf den Booten Fische stibitzen.«
    Aber die Möwe ist zu faul dazu. Sie schlägt mit den Flügeln, als würde sie mit den Schultern zucken, reckt den Kopf in den Wind und bleibt gemütlich neben ihnen sitzen.
    »Ich hab übrigens auch ordentlich Hunger«, bemerkt Tio und streicht sich über den Bauch.
    »Du hast immer Hunger! Aber zu essen gibt es hier genug.« Ayse zeigt auf die Kneipen und Geschäfte hinter ihnen. »Du musst dir nur was aussuchen.«
    »Ich will zu Lasje und sehen, wie es seiner alten Herberge in Santellenbach geht.«
    Ayse blickt zurück zu den Häusern. Es ist lange her, dass sie die Gebäude so heil und unversehrt gesehen hat. Sie nickt Tio zu. »Ja, ich möchte auch gern bei Lasje essen gehen. Haben wir noch genug Khansi?« Sie steht auf. »Aber wir müssen auch darüber nachdenken, was wir nun mit diesen Zeichnungen machen wollen.«
    In der alten Herberge herrscht angenehmer Betrieb. Es ist nicht brechend voll, doch an einer ganzen Reihe von Tischen wird gegessen und getrunken, und im Kamin brennt ein Feuer – nicht weil es so kalt wäre, sondern weil es gemütlich ist.
    Ayse und Tio wählen den Tisch in der Ecke, an dem sie schon öfter gesessen haben.
    »Da ist Valpa«, flüstert Ayse und zeigt verstohlen auf ihn.
    Tio nickt. »Ich hab ihn schon gesehen, als wir reingekommen sind.«
    Der Fischer steht am Tresen, lacht und unterhält sich mit seinem Freund Lasje. »Ich schwör dir, meine Netze sind unter der Last fast gerissen. Ich glaube, ich hab einen ganzen Schwarm gefangen!«
    Tio und Ayse bestellen vertrauensvoll das Tagesmenü.
    Zwanzig Minuten später bringt Lasje einen Korb mit frischem Brot und ein Schälchen goldgelbe Butter. Mitten auf den Tisch stellt er eine Platte mit gebratenem Fisch, der einen intensiven würzigen Geruch verbreitet und ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
    Sie essen, bis sie fast platzen, und trinken dazu große Gläser mit kaltem Feldbeerensaft.
    »Ob es auch Nachtisch gibt?«, fragt Tio.
    Ayse stöhnt. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.« Langsam trinkt sie ihr Glas aus. Dann wird ihr Blick nachdenklich.
    »Woran denkst du?«, will Tio wissen.
    »Die Zeichnungen.« Sie wirft einen kurzen Blick auf Valpa, der immer noch am Tresen steht. In dieser Welt kennt er sie nicht, und sie weiß nicht, wie sie ihn ansprechen soll. »Er ist Fischer, er hat ein Boot.« Sie streicht mit dem Finger über die Papierrolle, die sie unter dem Tisch gegen einen Stuhl gelehnt hat. »Und weißt du noch, wie Valpa in Sandbuche – oder war es Sand – die Buche fällen wollte?«
    Tio nickt. »Das war in Sandbuche. Deshalb hieß es ja so, da hat es die Buche noch gegeben. Als der Baum dann weg war, hieß es Sand. Eine trockene Stadt ohne Bäume.«
    »Aber er wollte den Baum haben. Er könnte das Holz gut gebrauchen, hat er gesagt.«
    »Ich glaube, er war Zimmermann geworden.«
    Ayse schaut Tio eindringlich an. »Jemand mit einem Boot, der außerdem gut zimmern kann.« Bedeutungsvoll schaut sie auf die Papiere unter dem Tisch, die Zeichnungen, die Entwürfe der Runji für auf Boote montierte Schwingen enthalten. »Eine ideale Kombination.«
    Tio nickt zögernd. Er weiß noch immer nicht, was er von der Sache halten soll. Er will nicht Böses mit Bösem

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