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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Wem willst du die Zeichnungen geben?«
    »Als ich sie geklaut hatte, als wir das erste Mal in Sandelenbach waren, da hatte ich vor, sie Thorpa zu geben. Jetzt weiß ich es eigentlich nicht mehr so recht. Ich weiß ja nicht mal, wo ich Thorpa finden kann.«
    »Müssen wir nicht vielleicht doch einen Level weiter zurück?«, gibt Tio zu bedenken.
    »Du hast diesen Krieg nicht von Nahem gesehen! Die Runjiboote mit den Schwingen lagen direkt vor dem Kai! Wir wären da nicht von der Treppe weggekommen, ohne über den Haufen geschossen zu werden.«
    »Warum nicht? Können wir nicht schnell zwischen zwei Geschossen durchrennen?«
    Ayse blickt Tio an, als ob er nicht ganz gescheit wäre. Sie beschließt schlauerweise, erst mal nichts dazu zu sagen.
    In Sandbach stehen noch Pfützen auf den Straßen, doch die Überschwemmung durch den Risande hat hier weniger Schaden angerichtet als in der umliegenden Landschaft. Tio und Ayse gehen durch die gepflasterten Gassen.
    Ayse klemmt sich die Papierrolle fester unter den Arm und schaut sich nervös um. »Daran hab ich gar nicht gedacht, aber hier in Sandbach sind doch auch immer viele Runji rumgelaufen. Und ich spaziere hier mit Zeichnungen durch die Stadt, die eindeutig von ihnen stammen!«
    »Woran sollen sie das denn erkennen?«
    »Am Papier«, meint Ayse. »Das hellgelbe und das hellrosa Papier sind eindeutig von den Runji, und wenn sie in die Rolle reingucken, sehen sie die grüne Tinte. Wir müssen so schnell wie möglich zur Treppe und in die unbewohnte Welt.«
    Sie fangen an zu rennen. Beim Kai angekommen, flitzen sie Hals über Kopf in das leere Sandbach.
    Keuchend lässt sich Ayse auf eine Bank fallen. »Wir haben ein Problem.« Sie bückt sich und legt die Zeichnungen neben ihre Füße. Eine Weile blickt sie darauf nieder. »Die Dinger müssen irgendwohin. Wir wollen sie jemandem geben, wissen aber nicht wem. Das ist Problem Nummer eins. Aber was fast noch schwieriger ist: Wo übergeben wir sie? Oder vielleicht muss ich auch sagen – wann.«
    Tio begreift das nicht.
    »Auf welchem Level«, wird Ayse deutlicher. »Wann kann man mit den Zeichnungen noch etwas anfangen?« Sie macht eine ausholende Geste. »Hier nicht mehr, hier sind die Leute bereits mit Schwingen beschossen worden, in einer Zeit, die sie selbst Vergangenheit nennen. Sieh dir nur die restaurierten Häuser hinter dir an. Was nützen den Menschen hier die Entwürfe noch? Wahrscheinlich gar nichts. Und wir können keinen Level zurückgehen, weil wir dann über den Haufen geschossen werden.«
    Tios Gesicht hellt sich auf. »Doch, wir können natürlich einen Level zurück! Die Treppen am Runjihafen funktionieren doch genauso wie diese hier. Da kommst du auch in die unbewohnte Welt. Wenn das geht, warum soll es dann nicht auch andersrum klappen?«
    In Ayses Auge flackert Hoffnung auf. »Meinst du wirklich?«
    »Wir können es zumindest versuchen.«
    »Und wie kommen wir hin? Zu Fuß?«, fragt Ayse seufzend und reibt sich müde die Augen.
    Grinsend deutet Tio vor sich. Wenige Meter entfernt liegt der alte Kahn von Valpa. »Was hältst du von dem da?«
    Ayse schnappt sich die Rolle mit den Plänen und ist schon unterwegs.
    Sie müssen zwar wieder die bewohnte Welt betreten, aber das Boot von Valpa liegt so nahe, dass sie kaum etwas zu befürchten haben.
    Valpa ist zum Glück da – er hätte genauso gut bei Lasje an der Theke rumhängen können –, und es ist morgens, kurz vor der Abfahrtszeit des Bootes.
    »He!«, ruft Valpa fröhlich, als er die beiden sieht, »du hast deine Schwester freibekommen! Lass mich raten, du hast den Sauhunden einfach den vollen Betrag gezahlt? Ich war schon drauf und dran, die Fischer in den Kneipen aufzuhetzen. Wir hätten sie zur Not auch mit Gewalt befreit.«
    Tio fragt sich, wie viel dran ist an dem, was der alte Mann erzählt, aber vielleicht braucht er diesen letzten Rest Großtuerei, um seinen Stolz nicht zu verlieren. »Fahren Sie gleich nach Terrasse?«, fragt Tio, ohne auf das Gerede des Fischers einzugehen. »Können wir mit?«
    »Ich kapier nicht, dass ihr noch mal zurück in diese Stadt wollt, die voll ist von Kriechern, die sich dauernd verbeugen.«
    »Nein, wollen wir gar nicht«, sagt Ayse. »Wir wollen zum Hafen.«
    »Den haben wir noch nicht gesehen«, flunkert Tio. »Da fahren doch sicher auch häufiger Touristen hin?«
    »Kapier nicht, warum«, brummt Valpa. »Und jetzt wollt ihr, dass ich euch da absetze? Geht nicht. Ich darf da mit meinem Kahn nicht

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