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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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vergelten, er will nicht, dass die friedliebenden Salzländer auch Schwingen bauen. Er will nicht, dass die Salzländer zu einer anderen Art von Runji verkommen. Aber wie kann er das verhindern? Wahrscheinlich ist das unmöglich. Er will auch nicht, dass die Geschichte von Sand so verläuft, wie sie es auf den verschiedenen Leveln gesehen haben. Wahrscheinlich bleibt nichts anderes übrig, als Ayse machen zu lassen und dann zuzusehen, was dabei herauskommt. Mit ein bisschen Glück sorgen die Schwingen, wenn sie im Besitz beider Völker sind, für ein unsicheres Gleichgewicht.
    Ayse überlegt. »Aber wie geben wir sie ihm? Er kennt uns hier gar nicht. Wie können wir ihm dann diese verrückten Entwürfe anbieten?«
    »Wir bieten ihm gar nichts an, ist doch überhaupt nicht nötig. Wir legen die Dinger einfach in die Kajüte seines Bootes.« Tio rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Wir stopfen die Rolle einfach irgendwo in seinen Kahn. Vorläufig hängt er noch am Tresen rum. Ich glaube, dass er noch lange nicht genug hat. Es steht noch ein voller Krug neben ihm.«
    Einen kurzen Augenblick lang blickt ihn Ayse begeistert an. Dann hebt sie den Arm. »Las…, äh … Herr Wirt, können wir die Rechnung haben?«
     
     

»Wo wird es uns wohl hin verschlagen? Nach Santellenbach kommt Sandelenbach.« Ayse wirkt nervös. »Ich hoffe nur, dass sie sich nicht gerade bekämpfen, Schwinge gegen Schwinge.«
    Ungeduldig laufen sie durch den Wald und am Hof von Thorpa und Sirpa vorbei, wo meckernde Ziegen auf den Weiden grasen und ein Schwarm Gänse hinter dem Zaun die beiden anfaucht wie eine Bande gefiederter Wachhunde. Ayse und Tio gönnen sich kaum die Zeit, mehr als einen flüchtigen Blick auf den Hof zu werfen, doch sie sehen sofort, dass offensichtlich jemand vor Kurzem die grauen Mauern frisch verputzt hat.
    Unter den Fensterbänken hängen Blumenkästen mit rosa und rot blühenden Geranien.
    Dann kommen sie am Ortsschild vorbei. Sandelenbach. »Siehst du«, murmelt Ayse.
    Sobald sie die kleine Stadt vor sich haben, halten beide den Atem an.
    »Jedenfalls herrscht hier kein Krieg.« Tio schüttelt nachdrücklich den Kopf.
    Erleichtert gehen sie schnell in die Stadt. Ohne dass sie es ausgemacht hätten, steuern sie sofort den Hafen an.
    »Da!« Ayse streckt den Arm aus. »Valpas Boot … und da ist was drauf!«
    »Eine Schwinge.« Tio nickt und verzieht das Gesicht. »Er hat es begriffen und sofort eine gebaut.« Rund um Valpas Schiff liegen noch viel mehr Fischerboote mit den gleichen Schwingen im Heck. »Na ja, eine … eine ganze Menge!«
    Sie versuchen, möglichst gleichgültig auszusehen, und gehen bis an den Rand des Kais, wo die Valje IV festgemacht hat.
    Valpa lehnt entspannt an der Reling seines Boots, wie sie ihn schon oft gesehen habe – die Pfeife in der Hand und ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen
    »Hat er uns in Sandelenbach gekannt?«, flüstert Ayse.
    »Nein, wir sind ihm erst in Sandbach begegnet.«
    »Guten Tag.« Ayse gibt sich freundlich und unverbindlich. »Schönes Wetter heute, was? Waren Sie beim Fischen?«
    »Ja, klar!« Valpa zeigt auf ein paar Kisten auf dem Kai. »Das ist die Ausbeute von heute Morgen.«
    »Was, hm … was haben Sie da für eine schöne, äh … Schwinge auf Ihrem Boot?«, fällt Tio mit der Tür ins Haus.
    »Schwinge?«, wiederholt Valpa verwundert und dreht sich um, um zu sehen, was er da Komisches haben soll. »Was meinst du denn, Junge?«
    »Na, das Ding da.« Tio zeigt darauf. »Das Ding da, mit dem man Steine abschießen kann.«
    »Steine abschießen …«, murmelt Valpa. Er schaut Tio begriffsstutzig an. »Steine haben wir abgeschossen, als ich noch ein kleiner Junge war. Mit einer Schleuder.«
    »Ja, aber … was ist das dann für ein Ding da hinten auf dem Deck?«, versucht es Ayse. »Der Holzarm mit dem Scharnier unten dran. Der kann doch hin und her bewegt werden und etwas abschießen?«
    »Was wegwerfen, meinst du wohl.« Valpa lächelt. »Schießen, das wäre ja noch schöner, das machen wir hier nicht! Die Salzländer sind ein friedliebendes Volk.«
    Tio und Ayse schauen sich verdutzt an.
    »Na ja, schießen oder werfen, was macht das für einen Unterschied«, stottert Tio.
    Ayse betrachtet noch einmal genau das hintere Ende des hölzernen Arms. Dann stupst sie Tio in die Seite und sagt leise: »Hör mal, da ist gar kein Kasten für Steine dran.«
    Valpa klopft seine Pfeife auf der vor Kurzem gestrichenen hellblauen Reling aus und wirft noch

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