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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Ahnung.«
    »Wir sind früher schon einmal bei euch gewesen«, fängt Ayse vorsichtig an. Aber stimmt das überhaupt? Wie kann es sein, dass genügend Zeit vergangen ist, Häuser und Scheunen zu bauen, während Sirpa und Sirje offenbar keinen Tag älter geworden sind? »Aber das war, bevor …« Ayse blickt zu der Ruine, die einmal das Haus von Sirpa und Thorpa war, in das man sie eingeladen hatte, drinnen in der warmen Küche Rumba zu trinken und die herrliche Quiche zu essen. »… das war, bevor das Haus eingestürzt ist.«
    »Ha!« Das Mädchen lacht laut los. »Das ist vor hundert Jahren passiert!«
    »Nein, keine hundert«, sagt ihre Mutter kopfschüttelnd und fährt zerstreut mit der Hand über die langen dunkelbraunen Haare ihrer Tochter, »aber es ist länger her, als es dich und mich gibt.« Sie nickt den beiden Besuchern zu. »Nein, das habt ihr nicht erlebt, dass das ein schöner Bauernhof war.«
    Ayse schaut sich noch einmal um. In der Mitte des Hofs steht halb eingestürzt das alte Haus. Zwischen den bröckelnden Mauern kratzen Gänse herum, und ein Baum wächst zwischen den Resten der Balken, die einmal das Dach gebildet haben. Links von der Ruine ist ein neues Haus errichtet worden, nach Ayses Erinnerung bei Weitem nicht so groß wie das alte. Es wirkt heruntergekommen und armselig. Der graue Verputz ist rissig und blättert ab, und eine Tür hängt schief in den Angeln. Der alte Bauernhof war schon nicht mehr in einem sonderlich guten Zustand, als Tio und Ayse ihn das letzte Mal gesehen haben, aber dieses Gebäude ist so schäbig und baufällig, dass Ayse mit den Menschen, die darin wohnen müssen, Mitleid bekommt. Den ehemaligen Stall gibt es nicht mehr, doch hinter dem alten, verfallenen Haus sieht Ayse zwei Holzscheunen, die so grob zusammengezimmert sind, als hätte sie jemand errichtet, der völlig unerfahren im Bauen war. Aus den Scheunen hört Ayse das Gemecker von Ziegen. Am meisten wundert sie aber, dass alle neuen Gebäude auf einer Erhebung stehen, die sie an Bilder aus einem Schulbuch denken lässt – Bilder davon, wie man früher Häuser auf Warften gebaut hat. Jeder dieser kleinen Hügel ist zur Verstärkung noch einmal mit aufeinandergestapelten Schichten grauer Steine ummauert.
    »Was für eine lustige Bauweise ist das?«, versucht es Ayse vorsichtig. »Das hab ich noch nie gesehen.«
    »Lustig?«, wiederholt Sirpa bitter.
    Ayse räuspert sich. »Also, das sieht doch richtig schön aus.«
    Sirje lacht. »Wir machen ein Viereck aus aufeinandergelegten Steinen, kippen das mit Schutt zu, und dann bauen wir das Haus obendrauf. Findest du das schön? Ich finde es total hässlich. Na ja, aber es muss natürlich sein.«
    Warum, will Ayse fragen, warum muss das so sein? Aber das Mädchen geht einen Schritt auf sie zu und erkundigt sich: »Was macht ihr eigentlich hier?«
    »Ja, das würde ich auch gerne wissen«, bestätigt ihre Mutter und wirft einen missbilligenden Blick auf Tios Beine.
    Tio schaut an sich herab und erschrickt, als ihm bewusst wird, dass er noch die komische Runjihose trägt. Eigentlich findet er sie ja gar nicht komisch, die Hose selbst ist wunderbar, aber die Kombination mit dem Hemd der Salzländer ist schon seltsam. Und was müssen die Leute von ihm denken? Wenn immer noch Krieg herrscht, dann sieht er für die Menschen hier aus wie ein Runjifreund – und für die Runji bestimmt wie ein Bundesgenosse der Salzländer. Aber vielleicht finden sie ihn in dieser Kleidung einfach nur ein bisschen verschroben und ziehen gar nicht irgendwelche Schlüsse.
    »Also, wie ich schon gesagt hab, wir sind vorbeigekommen, um zu sehen, ob ihr uns noch kennt«, redet Ayse tapfer weiter. »Aber es ist schon eine ganze Weile her, seit wie hier waren. Wir sind Reisende und ziehen mit unseren Wagen durch die Gegend.« Sie erzählt erneut die Geschichte von der ältesten Wanderbühne, was zumindest nicht ganz gelogen ist. »Und wir waren schon früher mal in dieser Gegend.« Damit endet ihre Erklärung.
    »Aber ihr kennt meinen Namen!«, ruft Sirje aufgeregt. »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Ich hab ihn mir gemerkt«, sagt Ayse.
    »Ich vermute, dass sie euch vergessen hat«, meint Sirjes Mutter schulterzuckend. Sie streicht ihrer Tochter noch einmal liebevoll über den Kopf. »Du bist ja manchmal ganz schön durcheinander.«
    Ayse lässt es damit gut sein. Wahrscheinlich würde es noch mehr Verwirrung stiften, wenn sie zu Sirpa sagte, dass sie auch sie vor Kurzem noch gesehen und

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