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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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beim Suchen, doch auch sie entdeckt nichts. Und weil sie beide von den Abenteuern dieses Tages ziemlich erschöpft sind, beschließen sie, sich auf die Suche nach Betten zu machen und am nächsten Morgen weiterzusehen.
    »Hier gibt es kein Obergeschoss wie in der Herberge in Sandbach. Ich glaube, dass die Gästezimmer etwas weiter hinten in dem Gang sind, in dem ich gerade war.« Ayse zeigt Tio den Weg. »Hier gibt es jedenfalls eine ganze Menge Türen, und vielleicht sind das Zahlen, diese eingeritzten äh … Dinger? Das hat die alte Herberge in Sandbach auch, Zimmernummern an den Türen.« Ayse macht eine Tür auf und betritt vorsichtig und langsam einen kleinen Raum.
    Tio fährt zusammen, als er ihr lautes Gelächter hört. Ayse scheint etwas enorm Lustiges gefunden zu haben.
    »Die Runji schlafen in Hängematten!«
    Mitten in der Nacht wird Ayse wach. Irgendetwas hat sie aufgeschreckt, doch sie weiß nicht, was es war. Sie will sich aufsetzen, da fällt ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass sie in einer wackeligen Hängematte liegt. Es gibt auch normale Betten in der Herberge. »Bestimmt für normale Touristen«, hat Tio vermutet, »so wie wir.« Es gibt allerdings nicht viele, gerade mal vier Zimmer sind mit weichen Einzelbetten ausgestattet, aber darin wollten sie nicht zu zweit schlafen, und sie finden es sowieso viel spannender, die Hängematten auszuprobieren.
    Sie haben sich ein Zimmer ausgesucht, in dem vier Hängematten nebeneinander hängen. Ayse hat die am Fenster gewählt und Tio die an der Tür.
    Ayse fand es besonders angenehm, sich sanft in den Schlaf wiegen zu lassen. Nun glaubt sie, schon Stunden wunderbar geschlafen zu haben. Aber es kann sein, dass der ungewohnte, leicht schaukelnde Schlafplatz sie nicht so tief hat schlafen lassen und irgendwas – ein leises Geräusch, nicht mehr als ein leichtes Klopfen, ein Tappen, ein leichter Bums vielleicht – sie geweckt hat.
    Ayse fasst die Hängematte mit beiden Händen und will elegant, zumindest aber mit heiler Haut aussteigen, muss den Versuch aber mit einem Sturz bezahlen, der sie auf Händen und Knien am Boden landen lässt.
    Nun ist auch Tio wach. »Was machst du?«, krächzt er und setzt sich vorsichtig auf.
    »Ich bin gefallen!«, schimpft Ayse.
    Er will gerade lachen, als sie ein giftiges »Pssst!« ausstößt.
    Tio schluckt. Was ist denn jetzt schon wieder los?
    »Ich hab was gehört.«
    »Schritte?«, fragt Tio und muss sofort an das Badehaus denken.
    Ayse nickt. »Kann sein. Ich weiß es nicht, aber ich bin davon wach geworden.« Auf den Knien rutscht sie zum Fenster und zieht sich am Fensterbrett so weit hoch, dass sie rausgucken kann. Es ist mitten in der Nacht, die Straßenbeleuchtung ist noch an. Ayse lässt den Blick über Häuser, Brücken und Fenster gleiten.
    »Siehst du was?«
    »Nein.«
    Tio schleicht näher und hockt sich neben sie. Gerade will er wieder etwas sagen, als von Neuem ein Geräusch zu hören ist.
    Erschrocken blicken sich die beiden an.
    »Das klingt nach einer Tür, so ein quietschendes Geräusch von alten Scharnieren«, flüstert Tio.
    Ayse kichert nervös. »Genau wie in einem Gruselfilm.«
    Ein weiteres Geräusch bekräftigt ihre Vermutung. Es klingt eindeutig wie eine Tür, die zugeschlagen wird. Oder eigentlich wie eine Tür, die sanft zugedrückt wird … vielleicht so sanft wie möglich, damit niemand geweckt wird?
    Tio nickt. »Da ist jemand.«
    »Ob das wirklich das Mädchen ist?« Ayse schaut Tio fragend an.
    Tio zuckt mit den Schultern. Wenn sie es ist, warum kommt sie dann nicht, um Hallo zu sagen oder um sich einfach zu unterhalten? »Du glaubst auch, dass es jemand anderes ist, oder?«
    Ayse ist sich nicht sicher. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe natürlich, dass es das Mädchen ist, aber ich muss immer an den Kerl denken, der mich auf dem Markt in Sandelenbach verfolgt hat.« Sie zittert. »Sollen wir morgen nicht lieber wieder ganz normal in der alten Herberge schlafen?«
    Das ist ein Vorschlag, dem Tio von ganzem Herzen zustimmt.
    Als sie sich am nächsten Tag durch das Gedränge im bewohnten und lebendigen Sandbach schieben, muss Ayse den Blick immer wieder zurück über die Menge schweifen lassen. Vielleicht liegt es daran, dass in Sandbach wieder Markttag ist und sie deshalb an den Jungen denken muss, der ihr gefolgt ist?
    Zu ihrer Überraschung sieht sie eine ganze Menge von denselben Ständen wie beim letzten Mal. Da ist der Stand von Thorpa mit Käse und Eiern. Wie es aussieht, hat er das

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