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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Besitz betrachteten mich meine Gefährten als Millionär. Ich hatte viel Freude dabei, das Geld zu betrachten, es Tag für Tag wieder und wieder zu zählen. Bilder von Möbeln für meine Hütte, Wassereimern, Taschenmessern, neuen Schuhen, Hüten und Jacken zogen durch meine Tagträume; und über allem stand die Vorstellung, dass ich nun der reichste Nigger am Bayou Boeuf war.
     
    Auf dem Rio Teche fahren Schiffe hinauf nach Centreville. Als ich eines Tages dort war, nahm ich meinen Mut zusammen und stellte mich dem Kapitän eines Dampfers vor mit der Bitte, mich unter der Fracht zu verstecken. Ich hatte diesen Schritt nur gewagt, weil ich eine Unterhaltung mithörte, in der er sagte, dass er aus dem Norden käme. Ich erzählte ihm nicht alle Details meiner Geschichte aber gab dem inbrünstigen Verlangen Ausdruck, der Sklaverei zu entkommen und in einen freien Staat zu fliehen. Er bedauerte mich und sagte, dass es unmöglich wäre, die umsichtigen Zollbeamten in New Orleans zu täuschen. Meine Entdeckung würde zwangsläufig zu einer Strafe für ihn selbst und zur Konfiszierung seines Schiffs führen. Mein Flehen erregte ganz offensichtlich sein Mitgefühl und ohne Zweifel hätte er es erhört, wenn er dies mit einiger Sicherheit gekonnt hätte. Ich war gezwungen, die Flamme der Befreiung, die sich kurz in meiner Brust entfacht hatte, zu ersticken und meinen Rückweg in die Dunkelheit der Verzweiflung anzutreten.
     
    Nur kurz nach diesem Ereignis sammelte sich der Zug in Centreville, nachdem einige der Eigentümer angekommen waren und das Geld für unsere Dienste eingesammelt hatten. Dann trieb man uns zurück nach Bayou Boeuf. Es war während dieser Rückreise auf unserem Marsch durch ein kleines Dorf, dass ich Tibeats das letzte Mal sah. Er saß auf der Schwelle eines dreckigen Schnapsladens und sah heruntergekommen und schäbig aus. Ich bin sicher, dass ihn seine Leidenschaft für schlechten Whisky kurz danach unter die Erde gebracht hat.
     
    Während unserer Abwesenheit, das erfuhr ich von Tante Phebe und Patsey, hatte sich Letztgenannte in immer mehr Schwierigkeiten gebracht. Das arme Mädchen war wirklich bemitleidenswert. "Old Hogjaw", wie wir Sklaven den alten Epps nannten, wenn dieser nicht zugegen war, hatte sie noch öfter und schlimmer geschlagen als jemals zuvor. So sicher, wie er aus Holmesville vom Alkohol beschwingt zurückkam – was sehr oft vorkam in diesen Tagen – so sicher war, dass er sie auspeitschen würde, um der Herrin gefällig zu sein; dass er sie in einem Ausmaß bestrafen würde, das kaum ein Mensch aushält und für ein Vergehen, für das er selbst der einzige und unwiderstehliche Grund war. Wenn er nüchtern war, setzte er sich dem unersättlichen Durst seiner Frau nach Rache gegenüber leichter durch.
     
    Patsey loszuwerden – sie in den letzten Jahren außer Sicht- und Reichweite zu bekommen, durch Verkauf, Tod oder wie auch immer, schien der beherrschende Gedanke und die einzige Leidenschaft der Herrin zu sein. Patsey war als Kind überall ein Liebling, selbst im "großen Haus". Sie wurde verhätschelt und bewundert für ihre ungewöhnliche Munterkeit und ihr gutes Aussehen. Es mangelte ihr nie an Nahrung, sagte Onkel Abram, sie erhielt sogar Kekse und Milch wenn sie die Herrin in deren jüngeren Jahren immer mal wieder auf den Vorplatz rief und sie behandelte, als sei sie ein junges Kätzchen. Aber das Herz der Frau durchlief nach und nach eine traurige Verwandlung. Heute ist es nur noch schwarz und wütend und böse Geister beherrschen es derart, dass sie Patsey nur noch mit konzentrierter Gehässigkeit anschauen kann.
     
    Mrs. Epps war nicht von Natur aus eine so böse Frau. Sie war von einem Teufel mit Namen Eifersucht besessen, das ist wahr; aber davon abgesehen gab es auch viel Bewundernswertes in ihrem Charakter. Ihr Vater, Mr. Roberts, wohnte in Cheneyville und war dort ein einflussreicher und ehrenwerter Mann, der im ganzen Distrikt respektiert wurde wie kaum ein anderer Bürger. Sie hatte eine gute Bildung an einer Schule diesseits des Mississippi genossen; war schön, kultiviert und hatte normalerweise einen guten Sinn für Humor. Sie war nett zu uns allen, nur nicht zu Patsey – manchmal schickte sie uns, in der Abwesenheit ihres Mannes, eine kleine Köstlichkeit vom eigenen Tisch. In einer anderen Situation – in einer anderen Gesellschaft als der, die an den Ufern des Bayou Boeuf existiert, hätte man sie eine elegante und faszinierende Frau genannt. Es war

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