Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
ein böser Wind, der sie in die Arme von Epps geweht hat.
Er respektierte und liebte seine Frau so, wie ein grobschlächtiger Mensch wie er eben dazu fähig ist - aber seine überragender Egoismus übertraf immer seine eheliche Warmherzigkeit.
"Er liebte so gut seine niedrige Natur kann,
aber ein böses Herz war in dem Mann."
Bereitwillig erfüllte er ihr jede Marotte – erfüllte ihr jeden Wunsch, solange es nicht zu viel Geld kostete. Patsey arbeitete für zwei seiner anderen Sklaven im Baumwollfeld. Er konnte sie für das gleiche Geld, das sie erwirtschaftete, nicht ersetzen. Deswegen ging es nicht an, dass er sie loswerden sollte. Die Herrin wiederum sah Patsey nicht unter diesem Gesichtspunkt. Der Stolz der hochmütigen Frau war verletzt; das Blut der feurigen Südstaatlerin kochte bei Patseys Anblick und nichts würde sie mehr befriedigen, als das Leben aus dem Körper der Leibeigenen heraus zu trampeln.
Manchmal wandte sich ihr Zorn der Person zu, die sie mit Fug und Recht hassen durfte – ihrem Mann Epps. Aber der Sturm der wütenden Worte ebbte immer nach einer Zeit ab und es folgte die Windstille. Wenn dies geschah zitterte Patsey vor Furcht und weinte, als ob ihr Herz brechen würde – sie wusste aus schmerzhafter Erfahrung nur zu gut, dass wenn Mrs. Epps' Zorn den roten Bereich erreichte, ihr Mann sie nur mit dem Verbrechen beschwichtigen konnte, Patsey auszupeitschen. Ein Versprechen, das er immer hielt. So führten Stolz, Eifersucht und Rachedurst im Haus meines Herrn Krieg mit Habgier und Brutalität und füllten es alltäglich mit Tumult und Zank. So war es kein Wunder, dass sich die Kraft dieser häusliche Gewitter irgendwann über dem Kopf von Patsey entluden, der einfachen Sklavin, in deren Herz Gott die Saat der Tugend gepflanzt hatte.
Während des Sommers, der auf meine Rückkehr aus der Pfarrei St. Mary's folgte, ersann ich einen Plan, wie ich mich mit Nahrung versorgen könnte – und der funktionierte, obwohl einfach, besser als erwartet. Er wurde von vielen anderen in meiner Lage am Bayou aufgenommen und war ihnen so nützlich, dass ich mich fast schon als Wohltäter bezeichnen muss. In diesem Sommer krochen die Würmer in den Bacon. Nur unser Heißhunger konnte uns dazu bewegen, ihn zu schlucken. Die wöchentliche Nahrungsration reichte kaum aus, uns zufriedenzustellen. Es war Brauch bei uns, wie auch sonst überall in dieser Region, dass wir in den Sümpfen nach Waschbär und Opossum jagen durften, wenn die Vorräte vor Samstag erschöpft oder in einem ekelerregenden Zustand waren. Dies musste natürlich nachts erledigt werden, wenn die tägliche Arbeit getan war. Es gibt Pflanzer, deren Sklaven monatelang kein anderes Fleisch haben als das auf diese Art erbeutete. Es gibt keine Einwände gegen das Jagen, zudem es den Leerlauf in der Räucherkammer mindert und jeder erlegte Waschbär sich definitiv nicht mehr am Mais vergehen kann. Sie werden mit Hunden und Schlägern gejagt, da Sklaven das Tragen von Waffen nicht erlaubt ist.
Das Fleisch des Waschbären ist essbar, aber wahrlich gibt es unter den Fleischsorten nichts Köstlicheres als gegrilltes Opossum. Dies sind füllige, kleine Tiere mit einem langgezogenen Körper, einer Nase wie ein Schwein und einem Schwanz, der dem einer Ratte ähnelt. Sie verbergen sich unter den Wurzeln und in den Höhlen des Gummibaums und sind eher behäbig und tollpatschig. Aber sie sind gut im Täuschen und sehr listig. Wenn man sie mit einem Stock auch nur berührt, legen sie sich auf den Rücken und täuschen ihren Tod vor. Wenn der Jäger das Opossum so liegen lässt, ohne ihm das Genick zu brechen, einem anderen Tier nachstellt und dann zurückkehrt, um das erste zu holen muss er sich nicht wundern, wenn es weg ist. Das kleine Tier hat den Jäger ausgetrickst – "Opossum mit ihm gespielt". Aber nach einem langen und arbeitsreichen Tag haben viele Sklaven keine Lust, in die Sümpfe zu gehen und Tiere zu jagen und legen sich lieber hungrig auf den Boden ihrer Hütte und schlafen. Es ist im Interesse des Herrn, dass der Sklave weder aus gesundheitlichen Gründen Hunger leidet noch dass er fettleibig wird durch zu viel Nahrung. In der Beurteilung des Pflanzers ist ein Sklave in seinem Idealzustand, wenn er schlank und drahtig ist, genau wie ein Rennpferd, das kurz vor einem Rennen steht. Und in diesem Zustand sind die meisten Sklaven auf den Baumwoll- und Zuckerplantagen entlang des Red River.
Meine Hütte lag nur ein
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