Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
und kippen uns die ersten Prozente hinter die Binde. Einige Stunden später ziehen wir weiter in einen Club mit sehr teintunfreundlichem Weißlicht, aber wir machen uns nichts daraus und bewegen unsere noch unsportlichen Körper erfreulich nah beieinander. Es ist super. Wir haben richtig Spaß, ich bin flirty, Felix auch.
Nach einer Weile und schwer zu versteckenden Schwitzattacken ziehe ich mich für ein Päuschen an die Bar zurück. Felix kommt mit, und wir begutachten die Flirtversuche der anderen Anwesenden. Ich vermisse ein wenig die von Felix, die seit der letzten Berührung meiner Hüfte vor etwa einer Stunde irgendwie weniger wurden.
»Ich geh nochmal tanzen!«, ruft er plötzlich und zieht ab.
»Soll ich mit?«, rufe ich noch und bin froh, dass diese blamable Anfrage zumindest von Felix ungehört bleibt. Der nette Herr neben mir lächelt mich hingegen mitleidig an. Nee, schon klar, wenn man noch nachfragt, ob man mitkommen soll, soll man nicht. Ich hab’s verstanden. Ich wundere mich, besonders, als ich nach 45 Minuten immer noch alleine an der Bar stehe. Elton John rockt I’m still standing , und ich frage mich, ob der DJ mir damit ein Zeichen geben will. Hier stimmt was nicht. Felix? Strahlend kommt er auf mich zu. »Na, hast du Spaß?«
Leicht angesäuert verziehe ich mein Gesicht zu einer nicht identifizierbaren Mimik. »Geht so. Ich würde dann auch demnächst gehen wollen!?«
»Alles klar, noch einen Moment.«
Der Moment dauert eine halbe Stunde, und schwer genervt stapfe ich schließlich zwischen den tanzenden und inzwischen schwer angetrunkenen Partymäusen umher und suche meine Begleitung.
Schließlich sehe ich Felix, der inzwischen eine Blondine begleitet. Und zwar eng umschlungen, zu Beat it tanzend. Ich glaube, mein Schwein pfeift! Sauertöpfisch tippe ich ihm auf die Schulter und erkläre, dass es nun Zeit zu gehen sei. Verschwörerisch zieht er mich zur Seite: »Du, wäre es ein Problem, wenn wir uns doch kein Taxi teilen? Ich meine, nicht dass Nina denkt, da läuft noch was zwischen dir und mir.«
»Nina?«, frage ich und lasse die Naive raushängen, obwohl ich nun eigentlich gerne handgreiflich werden möchte.
»Na, die scharfe Blonde, mit der ich tanze. Süß, oder?«
»Kommt darauf an, womit man sie vergleicht!«, zicke ich ladylike. »Na gut, dann noch viel Spaß!«
Ich rausche aus dem Laden und schnappe mir das nächste Taxi. Damit wären die Signale ja wohl klar: freundlich, freudig, freundschaftlich. Nicht: frivol, fesch, flirtatious.
Aber wieso ist das Felix klar und mir nicht? Wieso werfe ich heiße Blicke, während er denkt, ich habe was in der Kontaktlinse? Versteht er eine zufällige Berührung am Unterarm als mütterliche Geste, ihm eine Fluse wegzuzubbeln? Ich bin Felix’ Kumpel. Das hätten wir also geklärt. Schön, dass ich es auch weiß.
Allerlei im Bauch
Montag, 22. Februar um 12:03 Uhr
Ich bin so sauer! Ich komme mir so, so, so blöde vor! Es ist ja an sich schon wirklich keine Geburtstagsfeier, von einem Typen, der einem freundlich entgegenflirtet, plötzlich und ohne ersichtlichen Grund abserviert zu werden. Nicht schön. Ich gebe zu, dass ich selbst noch nicht wusste, ob Felix einer zum Anfassen, einer zum Liebhaben, einer zum Ringetauschen oder ganz profan einer zum Sportmachen werden sollte.
Und doch haben wir geflirtet, hat ER mich angeblinkt, angelächelt und angefasst, und spätestens das Anfassen signalisiert ja selbst dem größten Flirtautisten, dass hier wohl ein wenig mehr passiert als bei Kumpels. Aber allem Anschein nach gibt es keine Naturgesetze mehr. Anscheinend ist die einfache Regel »Anfassen: Ja!/Nichtanfassen: Nein!« obsolet, und man flirtet, wenn man Lust dazu hat, mit Mann, Frau, Hund, Katze, Maus und ist dann zwei Minuten später wieder der beste Kumpel, der dem anderen seine Aufreißergeschichten erzählt.
Natürlich, ja, ich bin enttäuscht. Ich bin einfach gefrustet, weil ich mir eben wünsche, dass da jemand ist, für den sich die Schufterei auf dem Liegefahrrad lohnt. Ich bin traurig, weil mein Stolz in einen Tümpel gefallen und jetzt von oben bis unten mit Schlamm beschmiert ist.
Es geht ja gar nicht um Felix. Es geht ja gar nicht darum, die einzige beteiligte Partei gewesen zu sein, die dachte, da geht noch was. Es geht, wie immer, um die Stille, die kommt, wenn man alleine ist.
Abspann
Mittwoch, 24. Februar um 14:39 Uhr
Bevor der Frust bei mir einsetzt, besinne ich mich auf mein Mantra: Wenn einer blöd zu dir war,
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