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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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genauer als sonst. Nicht mehr schnell-schnell, sondern in aller Ausführlichkeit putze ich gefühlte 28 Minuten lang meine Kauleisten. In der 29. Minute klingelt plötzlich das Telefon. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. 00:01 Uhr am Sonntagmorgen. Teilnehmer unbekannt. Oh Gott. Ist das – ist das Moritz?
    Vor lauter Schreck vergesse ich die Zahnbürste in meinem Mund und hebe ab. »Hhgagfe?«
    »Äh, ja, hallo. Moritz hier.«
    Ich spucke sehr viel aufgeschäumte Zahnpasta, Spucke und die Zahnbürste gleich noch dazu ins Waschbecken.
    »Juli, bist du’s? Alles klar bei dir?«, fragt Moritz, und ich kann sein Schmunzeln durch die Leitung hören.
    »Ja. Klar. Alles klar. … Äh: Hi!« Wieder einmal stelle ich fest: Schlagfertig ist man nicht, wenn einem die Knallersätze erst hinterher einfallen.
    »Hi. Na? Überrascht?«, gluckst Moritz. Alles klar, der hat seinen Spaß!
    »Ja, zugegebenermaßen schon. Ich, äh.. also ich, ich war mir nicht sicher …«, stottere ich und trauere meinem kessen Mundwerk hinterher. Überhaupt erinnere ich mich nicht daran, jemals kess auf etwas geantwortet zu haben.
    »Du warst nicht sicher, ob ich anrufe? Wegen der etwas seltsamen Ansage, dass ich mich erst nächsten Monat melden soll?«, vervollständigt Moritz hilfsbereit mein lückenhaftes Gebrabbel. Ich nicke. Das kann er nicht sehen, aber selbst dafür fehlt mir momentan das Feingefühl. »Ach, weißt du. War doch irgendwie charmant! So hatte ich ein paar Tage Zeit, darüber nachzudenken, warum ich erst im August anrufen soll – ich hab mir spannende Dinge ausgemalt, weißt du? Dass du zum Beispiel ein international gefeierter Rockstar bist und deine Tournee durch den Pazifik und Mikronesien noch bis Ende Juli geht. Dass du einen wichtigen Geheimauftrag für das FBI erledigen musst. Dass du eine Reise gebucht hast, aber das Reiseziel so peinlich ist, dass du es niemandem sagen kannst … oder vielleicht bekommst du am Monatsende immer einen sehr unschönen, juckenden Hautausschlag – wie ich es in den letzten Tagen auch gedreht und gewendet habe: Es kam dabei heraus, dass es ziemlich spannend sein muss. So wie du, übrigens.«
    Meine Fresse. Wie toll! Wie aufregend! Wie … ach!!!
    Ich stottere: »Die Wirklichkeit ist viel unspektakulärer. Möchtest du die Wahrheit erfahren?« Und möchte ich dir tatsächlich jetzt schon von meinem Single-Experiment erzählen? Was, wenn du dir dann wie einer von vielen vorkommst? Das muss ich dann sagen, das darf ich nicht vergessen: Ich bin kein Vielfraß! Vielleicht kein Gourmet, zugegeben, aber auch kein Kostverächter! Ich date nicht jeden. Also fast nicht. Also nicht mehr.
    »Nein, bloß nicht. Die Ungewissheit ist wahnsinnig sexy, das darfst du jetzt nicht kaputt machen, indem du mir den ganz profanen Grund erklärst, warum ich dich erst heute anrufen durfte.« Och. Soooo profan ist es dann auch wieder nicht … aber ja, ich bin schon ruhig.
    »Wie sieht’s aus: Lust auf Frühstück?«, fragt Moritz.
    »Jetzt?!«, frage ich mittelmäßig entsetzt.
    »Schöne Idee!«, frohlockt Moritz. »Ich dachte aber eher an morgen früh. Sagen wir halb zehn?«
    Ich nicke, was er wieder nicht sieht, deswegen haspele ich ein »Na klar, gerne!« hinterher.
    Moritz verabschiedet sich, und ich stottere noch »Ich freu mich« in das Zeichen vom Amt hinein. Aufgelegt. Na so was. Angerufen!! Na so was. Beschwingt, verwirrt und umwerfend glücklich schwebe ich ins Bett. Hach. Das Leben ist einfach ein Fest!
    Und hier ist Ihr Herzblatt
    Sonntag, 01. August um 05:01 Uhr
    Ich träume. Von meinem Frühstück mit Moritz. Er hat mir ein Herz aus Himbeermarmelade auf mein Sesambrötchen geschmiert und hält mir eine Suppenkelle voll mit purem Nutella hin. »Magst du?«, fragt er mich, und ich öffne meinen Mund, so weit ich kann. Plötzlich tippt mir etwas von hinten auf die Schulter. Nadine. »Du sollst doch nicht mehr jedem hinterherrennen! Und nicht mehr von jedem denken, dass er der Mann deines Lebens ist! Von meinem Konrad erst recht nicht.« Ich drehe mich entsetzt um, doch mir gegenüber sitzt nicht mehr Moritz mit der Suppenkelle, sondern Konrad. Er hat ein Lätzchen um den Hals gebunden. »Ich esse meine Suppe nicht!«, brüllt er mich an. Sein ganzes Gesicht ist mit Nutella verschmiert. Dann beugt er sich nach vorne und sagt: »Rrring, rrring. Rrring, rrring!«
    Ich schlage die Augen auf. Rrring, rrring. Scheißtraum.
    Rrring, rrring. Kein Traum. Es klingelt! Verschlafen und vollkommen verwirrt

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