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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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geduscht, uns die Achseln rasiert - ich sag nur: schulterfrei -, uns eingecremt, die Creme gut einziehen lassen - sonst macht es Flecken, Rat meiner erfahrenen Mutter - und uns geföhnt. O. k., es war nicht wirklich kurz darauf, sondern eine gute Stunde später, aber ernst wurde es trotzdem. Pia und ich stiegen in unsere Kleider. Und wieder kam es zu der unglaublichen Verwandlung vom Durchschnittsteenie zur Dame. Diesmal sogar noch mehr, denn die Kleider passten wie angegossen: Reißverschluss zu, sssst, und … aaahhhh! Kein Kneifen, kein Rutschen, kein Schlottern und kein Klemmen. Einfach nur das sichere Gefühl, was Tolles anzuhaben. Meine Mutter wuselte um uns herum und suchte uns aus ihrer umfangreichen Schuhsammlung was raus. Zum
Glück hatten wir drei dieselbe Schuhgröße und Pia und ich fanden auch bald je ein passendes Paar. Für mich bloß nicht zu hoch, denn ich hatte ja keine Erfahrung mit hohen Schuhen. Schon die paar Zentimeter hier fühlten sich ganz schön ungewohnt an. Danach eröffnete uns meine Mutter, dass wir zu den Kleidern dünne Strumpfhosen bräuchten. Ich fragte, wieso, denn die Kleider waren ja nun bodenlang, selbst die Schuhe sah man kaum! Aber da ließ sie sich auf keine Debatte ein: kein elegantes Kleid ohne passende Strumpfhose! Leider hörte kurz über den Füßen die Ähnlichkeit zwischen mir und meiner Mutter auf - ich bin dicker - und auch zwischen Pia und meiner Mutter - Pia ist größer. Also mussten wir wieder raus aus den Kleidern und rein ins nächste Kaufhaus, um uns dort mit Strumpfhosen in der richtigen Farbe und Größe einzudecken: »Kauft jeweils zwei und nehmt eine mit als Reserve! Falls ihr’ne Laufmasche kriegt!« Man sieht, meine Mutter ist der absolute Profi, was Schicksein im Abendkleid anging. Und großzügig war sie auch, denn sie gab uns das Geld für die Strumpfhosen. Eine ganze Menge Geld … Ich war platt, was so ein Frauenkram kosten kann!!
    Etwas später - und die Uhr tickte! - versuchten Pia und ich, in der Feinstrumpfabteilung des Kaufhauses einen Überblick zu gewinnen. Das war nicht leicht, allein die Abteilung für Strumpfhosen war ungefähr so groß wie 20-mal unser Fahrradschuppen. Wir tappten also etwas kopflos durch die endlosen Reihen mit Tischen und Regalen, Pia links, ich rechts, als mir das Herz in die Hose fiel. Denn da waren sie, nur einen Tisch mit gemusterten Leggings entfernt: die Obertussen. Nina, Michelle und Svea. Sie waren auch völlig überrascht, mich dort zu sehen.
    Â»Was machst du denn hier?«, fragte Nina, wobei sie das »Duuu« endlos in die Länge zog. Also so, wie man einen Grottenolm
fragen würde, was er auf der Sonnenbank macht: »Was machst duuu denn hier, du hast ja nicht mal Augen, geschweige denn Hautpigmente, weil du immer im Dunkeln lebst! Du kriegst eh keine Sonnenbräune!« Oder in meinem Fall: »Was machst duuu denn in der Feinstrumpfabteilung, du hast ja nicht mal Schick, geschweige denn Eleganz, weil du die nerdige Annette bist! Du siehst doch eh immer trampelig aus!«
    Also genauso klang ihre Frage und ich hätte verdammt was drum gegeben, wenn mir jetzt eine schlagfertige Antwort eingefallen wäre, damit sie alle die Klappe hielten. Aber so sagte ich nur: »Ich such mir mit Pia grad ein paar Strumpfhosen aus, als Masken zum Überziehen, wir wollen nachher noch’ne Bank überfallen.«
    Hey! Das war eine schlagfertige Antwort! Und sie hielten die Klappe!
    Vorerst.
    Michelle, die trotteligste von den dreien, fand als Erste die Sprache wieder und fragte ganz arglos: »Das macht ihr nicht in echt, oder?«
    Inzwischen war Pia dazugekommen und hörte mit, was Nina dazu meinte. Sie sagte zuerst zu Michelle: »Natürlich nicht, du blöde Kuh!« Und zu uns sagte sie dann: »Hauptsache, ihr kommt nicht zur Karnevalsfete. Vor allem du nicht, Annette. Denn ich bin da mit Dominik verabredet und habe keine Lust auf noch so’ne Szene wie letztens vorm Zeichensaal.« Dann rauschten sie ab. Und nun waren leider wir es, die die Klappe hielten.
    Irgendwie hat Pia dann Strumpfhosen für uns gekauft und mich aus dem Kaufhaus gezerrt. Auf dem Weg zu mir nach Hause war ich vollkommen betäubt von dem Bild, das Ninas Worte in meinem Kopf angeknipst hatten: Nina und Dominik
zusammen auf der Karnevalsfete. Lachend, flirtend, tanzend, eng umschlungen, sich küssend … Mir wurde schlecht.

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