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Zwoelf Schritte

Zwoelf Schritte

Titel: Zwoelf Schritte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilja Sigurdardóttir
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der Fürsorge Gottes anvertrauen sollst. Aber du bist doch sicher noch nicht gläubig, oder?»
    «Nein, das kann man wohl nicht sagen», antworte ich.
    «Das bedeutet, solange du nach Gott suchst, muss du mir vertrauen. Gott spricht durch andere Menschen.»
    «Okay, das kann ich mir vorstellen. Und es ist sicher einfacher, dich zu kontaktieren als den Mann da oben.»
    Er grinst zaghaft und nickt.
    «Wenn du willst, dass ich dich unterstütze, gehe ich davon aus, dass du dich meiner Fürsorge unterstellst», erklärt er ruhig.
    «Es gibt unglaublich viele Alkoholiker, die Rat suchen, sich dann aber nicht an die Anweisungen halten. Das ist eine Verschwendung von Zeit und Energie.»
    «Das ist eine berechtigte Forderung, und ich glaube, dass ich mir zutraue, mich daran zu halten, was du mir vorgibst, da ich mich irgendwie verloren fühle.» Er mustert mich einen Augenblick und lächelt schließlich.
    «Dann wollen wir das mit einem Handschlag bekräftigen.» Er reicht mir die Hand. Ich ergreife sie, und mit einem Mal überkommt mich eine unbeschreibliche Erleichterung. Jetzt bin ich nicht länger allein mit meinen Problemen.
    «Du verspürst jetzt wahrscheinlich eine Art Erleichterung», sagt er. «Ein ähnliches Gefühl empfinden Menschen, die zu Gott gefunden haben.» Er scheint meine Gedanken lesen zu können. Ein starkes Sicherheitsgefühl erfüllt mich wegen des warmen Händedrucks und der tiefen, ruhigen Stimme, und einen Augenblick steigt in meiner Brust eine Wehmut auf, meinem Vater habe ich nie so nahegestanden.
    «Ich will Gott finden», sage ich und trinke den letzten Schluck aus der Kaffeetasse.
    «Du wirst ihn finden, mein Freund, und ich werde dafür sorgen, dass du nicht wieder trinken wirst. Deine Aufgabe ist es, dich an meine Anweisungen zu halten.»
    «Einverstanden», erwidere ich, und wir verabschieden uns mit einer innigen Umarmung. Ich schwebe den Hügel hoch, optimistisch über meine Zukunft und froh darüber, dass ich den ganzen Abend nicht einen Gedanken an den Mordfall verschwendet habe.

[zur Inhaltsübersicht]
Viertes Kapitel Abrechnung
    «Ich habe Atli Eyjólfssons Alibi vom Wochenende überprüft, und es stimmt mit seiner Aussage überein, bis auf die drei Stunden, die er am Sonntag auf dem Öskjuhlíð-Hügel verbracht hat. Natürlich sind die Nächte nicht hieb- und stichfest, auch wenn sein Mitbewohner bestätigt hat, dass er ihn an beiden Abenden gehört hat, als er nach Hause kam», berichtet Iðunn am nächsten Morgen am Telefon.
    «Kann er sich nicht leise wieder hinausgeschlichen haben?», frage ich.
    «Ja. Der Mitbewohner hat auf Nachfrage bestätigt, dass er einen tiefen Schlaf hat, auch wenn er denkt, dass er bei Geräuschen in der Wohnung aufwachen würde.»
    «Gut», sage ich, doch das unangenehme Gefühl, das mich ergreift, wenn ich an Atli denke, hält immer noch an. «Ist es realistisch, dass er in drei Stunden Jón Ágúst kreuzigen und töten konnte?»
    «Vielleicht, wenn er alles vorher vorbereitet hat. Wir haben einen ellenlangen Autopsiebericht bekommen. Er ist aufgrund der Wunde in der Seite gestorben, die verlief durch den Rumpf bis zur Hauptschlagader am Herzen. Er ist verblutet. Die Wunde ist ihm wahrscheinlich mit einem Speer, einem Schwert oder einem anderen langen, scharfen Gegenstand zugefügt worden. Die Todeszeit haben sie auf Sonntag zwischen sechs Uhr morgens und sechs Uhr abends festgelegt.»
    «Dann wissen wir das schon mal.» Ich denke an den besagten Sonntag zurück, als ich in der Mittagsbar meinen bevorstehenden Entzug feierte, indem ich bis zum Blackout Bier und ein paar Schnäpse in mich hineinschüttete, während Jón Ágúst nicht weit davon entfernt am Kreuz zu Tode gequält wurde.
    «Es wurden keine Drogen oder Alkohol in seinem Blut festgestellt, aber er hatte eine Wunde am Kopf, wie von einem kräftigen Schlag mit etwas Ovalem. Also ist er bewusstlos geschlagen und danach ans Kreuz genagelt worden.»
    «Gibt es noch etwas?» Ich spüre erneut die Übelkeit, die mich überkam, als ich die Fotos zum ersten Mal sah.
    «Ja, die Jungs haben herausgefunden, dass ein Mann das alleine bewerkstelligen kann. Sie haben ein Loch in der Decke gefunden, das von einer kräftigen Befestigung herrührt, und die Fasern eines Nylonseils am Holz des Kreuzes. Offensichtlich ist ein Flaschenzug angebracht worden, um das Kreuz aufzurichten.»
    «Haben sie die Befestigung der Bilder untersucht?» Meine Übelkeit weicht einer leichten Spannung.
    «Ja, und wir hatten

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