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Zwoelf Schritte

Zwoelf Schritte

Titel: Zwoelf Schritte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilja Sigurdardóttir
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eingekauft.» Ich stecke das Handy in die Hosentasche.
    «Vielleicht hat es jemand gefunden und dann hier verloren», sagt die Kassiererin und kaut heftig auf ihrem Kaugummi herum, als wollte sie ihren Worten Nachdruck verleihen.
    «Vielen Dank», sage ich und verlasse den Laden. Ich gehe weiter die Straße entlang, getrieben von unruhigen Gedanken an Egill, den toten Mann und diesen verdammten Idioten Njörður.
     
    Ich nähere mich dem alten Innenstadtviertel Kvos, als mir einfällt, dass ich bei Fríða vorbeischauen könnte, um ihr alles zu erzählen. Nur mit ihr reden und mein Herz erleichtern und mit ihr kuscheln bis zum Morgen, wenn alles wieder heller aussieht. Ich drücke dreimal auf den Klingelknopf, aber nichts passiert, obwohl in ihrer Wohnung Licht brennt. Vielleicht hat sie vergessen, es auszumachen, oder ist im Bad? Vielleicht will sie mir nicht aufmachen? Meine Gedanken drehen sich im Kreis: Fríðas weiche Brüste unter der Bettdecke, ein gefährlicher Serienmörder auf Beutejagd, die furchteinflößende Dunkelheit in der Wohnung des toten Mannes, Egill, der ins Bett gemacht hat und zu mir kommt, und der Flächenbrand im trockenen Gras an der Küste unseres Viertels. Mir platzt gleich der Schädel, und ich wähle Iðunns Nummer, aber lege auf, als ich ihre Stimme höre. Ich möchte nur ein paar warme Worte von ihr hören, nichts über die Morde. Aber sie will ja alles auf einer sachlichen Ebene halten und macht jedes Mal dicht, wenn ich mich ihr nähern will. Nachdem ich vergeblich versucht habe, Fríða anzurufen, bummele ich den Laugavegur wieder hoch und lasse mich, ohne weiter darüber nachzudenken, von den Geräuschen einer Bar anlocken. Stürze einen halben Liter Bier in einem Zug hinunter, bestelle noch ein Bier und mehrere Schnäpse. Mein Körper heizt sich von innen auf, und einen Augenblick denke ich, dass ich Geir hätte anrufen und um ein Treffen bitten sollen, anstatt rückfällig zu werden. Aber nachdem ich das dritte Bier samt Hochprozentigem intus habe, sind meine Nerven viel ruhiger und die Gedanken, die mich vorhin geplagt haben, nicht mehr so dunkel und furchterregend. Ich setze mich an einen Tisch zu einem interessant wirkenden Mann, der sich mit seinem Bekannten über die Erderwärmung und die Wirtschaftskrise unterhält. Mit unbekannten Leuten über Gott und die Welt zu palavern ist eine willkommene Abwechslung, um die eigene desperate Situation zu verdrängen.
     
    Es ist Nacht, als ich den Laugavegur entlanggehe. Mir kommt es so vor, als hätte ich mich erst vor einem Augenblick zu den Männern an den Tisch gesetzt, als wären wir auf den Vorschlag der beiden gerade zu dieser Party gegangen, aber nun ist es mitten in der Nacht, und alle Türen zu den Bars, an denen ich rüttele, sind fest verschlossen. Ich versuche, langsam zu gehen, um besser das Gleichgewicht halten zu können, aber ich merke, wie ich schwanke, als ob die Straße unter meinen Füßen Wellen schlüge. Weiter vorne sehe ich ein Pub, das gerade seine letzten Gäste nach Hause schickt, und steuere hoffnungsvoll darauf zu. Vielleicht verkaufen sie mir Bier zum Mitnehmen. Ich stelle mich ins Gedränge vor dem Eingang und versuche wie viele andere, den Türsteher anzusprechen; einer sagt, er müsse hinein, um seine Schulden zu bezahlen, eine weinende Frau hat ihre Handtasche auf der Toilette vergessen, und ich brauche ein paar Bier als Wegzehrung. Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, um jemanden hinauszulassen, hoffen alle, dass sie erhört werden und der Türsteher in seiner unendlichen Güte gegenüber dem unausweichlichen Gesetz der Ausschanklizenz ein Auge zudrückt und Leute hineinlässt. Als sich die Tür beim nächsten Mal öffnet, verlagert sich meine Aufmerksamkeit vom Türsteher auf einen anderen Mann, der herauskommt, ich kenne das Gesicht, aber brauche einen Moment, bis mir einfällt, wer das ist. Er ist gut angezogen, trägt einen schwarzen Anzug und ein hellgelbes Hemd, das am dicken und stierartigen Hals offen steht.
    «Atli Eyjólfsson!», rufe ich. Er schaut mich an, und ich sehe, dass er mich erkennt. «Neulich mal wieder jemanden umgebracht?», schiebe ich nach und muss einen Schritt zur Seite machen, um nicht in der sich auf und ab bewegenden Straße hinzufallen.
    «Du bist ja in einem schönen Zustand, mein Lieber», sagt er und weicht vom Gehsteig auf die Straße aus, um an mir vorbeizukommen. Er wird von einem Mann begleitet, aber es will mir nicht gelingen, ihn zu fokussieren, wie wenn man

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