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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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seinen Rücken heraufkroch, als er es sich selber zugab Da war jemand im Hause.
    Er hatte einen leisen Schritt im Korridor gehört. War das ein Traum? Hatten ihm alle diese Mutmaßungen, was er tun würde, wenn ein Bettler hereinkäme, die Fähigkeit geraubt, zwischen Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden? Passierte es ihm nicht, daß er sich manchmal so lebhaft vorstellte, durch das Zimmer zu gehen, daß er beim öffnen der Augen überrascht war, sich noch im Bett zu finden? Wie damals, als er dachte, er tanzte mit Heather, und fast eine Herzattacke hatte? Angenommen, er wäre auf dem Wege, eine zu bekommen, sollte er nicht jetzt, solange er sich noch wohl fühlte, aufzustehen und seine Pillen zu erreichen versuchen? Narr, der er war, daß er Elisabeth nicht gesagt hatte, sie solle sie an sein Bett legen, und Närrin, die sie war, daß sie nicht daran gedacht hatte. Zum Teufel, sie war seine Krankenschwester; sie hätte nicht so fröhlich in ihrem blauen Leinenkleid, in dem sie, zugegeben, sehr süß aussah, wegzugehen brauchen, ohne sich darum zu kümmern, was aus ihrem Patienten wurde. O ja, sie hatte sich erboten, hierzubleiben, natürlich, aber sie war leicht zu überreden gewesen. Wenn sie so uninteressiert an dieser Hochzeit war, an allem, was die Familie betraf, wie sie sich doch gab, warum mußte sie dann mit ihnen losziehen? Schließlich hatte er doch geglaubt, sie wäre an ihm als Patienten interessiert. Hatte sie nicht gesagt: »Ich gedenke zu bleiben und diesen Fall erledigt zu sehen?« Wenn sie so interessiert daran war, daß sie sogar ihre eigene Hochzeit deshalb aufschob, hätte sie auch das zweifelhafte Vergnügen verschmerzen können, Vi und Fred »ja« stammeln zu hören.
    Plötzlich setzte er sich kerzengerade auf und vergaß Elisabeth. Jemand bewegte sich im Eßzimmer, und noch mehr, jemand hatte gehustet, ein unterdrücktes Husten, als ob es nicht gehört werden sollte. Er hatte gehört, daß Menschen die Haare zu Berge stehen konnten, und hatte es nicht geglaubt. Jetzt wußte er, daß so etwas möglich war. Seine Haut schauerte. Sein Herz klopfte unsinnig in der Brust. Es war wie eine Melone, die seinen Atem behinderte. Wie lange würde er warten müssen, bis er die Füße im Korridor schleichen hörte — näher und näher? Wie könnte er die nach der Klinke suchenden Finger ertragen, ohne zu wissen, was sich hinter der anderen Seite der Tür verbarg, wie das alte Paar in dem Schmöker »In den Klauen des Affen«? Gott, warum mußte er jetzt an diese Geschichte denken, an das Wesen, das auf der Straße auf seinen Vater wartete, der es einlassen sollte, das Wesen, das niemals eingelassen wurde, so daß man niemals erfuhr, wie es aussah? Wie hatte der Autor es gesehen? Sah er es so wie Oliver, der es sich genauso vorstellte wie den Soldaten, der in Arnheim aus einem Dachfenster stürzte und dann dalag mit aufgespaltener Gesichtshälfte und Kiefern und Backenzähnen, die weiß unter dem rinnenden Blut schimmerten? Aber Joe hatte still dagelegen, hatte nur etwas gezuckt, während das Wesen hinter der Tür die Straße hinuntergegangen war und die Hälfte seines grinsenden Schädels fehlte.
    Dies hier, natürlich, war nur ein Bettler. Er war gleich ins Eßzimmer gegangen, was jeder Bettler machen würde. Sie dachten also, sie könnten in diesem Hause tun, was sie wollten, weil es nur von einem Krüppel behütet wurde. Wo, zum Teufel, steckten die Hunde? Natürlich, sie waren ja bereits in Martins Hütte, wo sie bleiben sollten, bis Vi von den Flitterwochen zurückkam. Sie hätten sie auch noch im Hause lassen können, während er hier allein war. Aber er würde es schon schaffen. Dies wäre allerdings eine reichlich große Sache, aus dem Bett zu steigen, während man ihn bisher nur ein paar Schritte weit in einen Sessel geführt hatte, und nun mußte er den Revolver heraussuchen und den Bettler mit einer Hand packen und in Schach halten, bis die anderen zurückkamen. So würden sie ihn finden, wenn sie kamen, und er wäre ein Held, und sie würden sich Vorwürfe machen, ihn allein gelassen zu haben. Elisabeth würde sich über ihn aufregen, aber wie schuldig mußte sie sich fühlen, und wie würde ihr der Angstschweiß ausbrechen bei dem Gedanken daran, was alles dem Patienten, für den sie verantwortlich war, hätte passieren können.
    Nun gut, wenn er den Bettler erwischen wollte, mußte er es tun, ehe dieser mit dem ganzen Northschen Familiensilber verschwunden war. Nicht, daß das Silber

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