Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
Hand den Fußboden los, ergriff die Tischplatte und zog sich mit einem Gefühl, als ob sein Rückgrat zerbräche, auf seine Knie hoch, bis er die Tischplatte überblicken konnte. Er befand sich seitlich von der Schublade; wohlüberlegt, denn er hätte sie sonst niemals herausziehen können. Er hielt sich mit einer Hand fest und öffnete mit der anderen die Schublade.
    Er hatte sich noch nicht überlegt, was er tun sollte, wenn der Revolver nicht da war.
    Er war da. Gott segne Ma. Gott segne A-me-ri-ka, dum, dum, dum, didam. Der Revolver war da, aber wo waren die Patronen? Er kramte fieberhaft herum, aber nichts war da als eine Rolle Schnur, ein paar Bogen Papier und einige Päckchen Zigaretten, die er gänzlich vergessen hatte. Das war Mas listiges Werk! Sah ihr ähnlich, den gefährlichen Teil des Revolvers wegzutun. Er wußte, die Patronen waren in der Schublade gewesen, denn er hatte gesehen, wie Sandy sie hineingelegt hatte, als sie seine Sachen umpackte. Er erinnerte sich noch des affektierten Schauderns, mit dem sie Revolver und Patronen in die Schublade gelegt hatte, als ob sie sie beißen könnten; dann hatte sie sich kichernd zu Oliver umgedreht, als ob sie sagen wollte: »Bin ich nicht echt weiblich?« Damals nach der langen Fahrt vom Krankenhaus war er zu erledigt gewesen, um auf das Spiel des armen alten Pferdes einzugehen. Immerhin, ein Revolver ohne Munition genügte auch. Er hätte doch nicht auf den Mann geschossen, und er konnte ihn genauso gut mit einem leeren Magazin bedrohen. Verbrecher waren schon mit Pfeifen in Schach gehalten worden — oder nur in Büchern? Er ließ sich am Tischbein wieder in seine dreibeinige Stellung hinab, drehte sich auf seinen Knien herum und begann den langen Weg zur Tür. Meilenlange Teppiche schienen vor ihm zu liegen. Auf halbem Wege schielte er zu seinem Bett hinüber und fand, daß es noch niemals so einladend ausgesehen hätte. Sein Kopf flog herum, als er nun Fußtritte verstohlen über den Korridor ins Wohnzimmer gehen hörte. Während er lauschte, merkte er, daß er wie ein Jagdhund eine Vorsteh-Haltung eingenommen hatte; die Hand, die den Revolver hielt, leicht gehoben, Kopf auf einer Seite, Augen scharf. Dem Himmel sei Dank, der Mann war nicht zuerst hier hereingekommen. Er war noch nicht bereit für seinen Empfang. Im Wohnzimmer konnte er nicht viel finden, außer seine silbernen Pokale, die er beim Tennis gewonnen hatte, aber er würde eine ganze Weile mit Suchen verbringen. O Gott, die Hochzeitsgesellschaft. All die Speisen und Getränke standen sicher dort aufgebaut. Ehe er hinkäme, würde der Mann total betrunken sein. Er würde mit einem Glas Sekt mit ihm anstoßen, vielleicht auch mit mehreren nach diesem Ausflug, und was für ein reizendes Bild würden sie dann für die zurückkehrende Hochzeitsgesellschaft abgeben: ein einbeiniger Mann in einem komischen Pyjama und ein schmutziger alter Landstreicher mit einem Sack voll Silber zusammen auf dem Fußboden, die Arme einander um den Hals geschlungen und laut »Die Rote Fahne« singend. Nicht, daß er »Die Rote Fahne« kannte, aber der Landstreicher würde sie bestimmt kennen. Landstreicher waren sehr kultiviert heutzutage und schrieben Briefe an den »New Statesman«.
    Violet und John hatten, von der Folter des Wartens befreit, sein Zimmer so eilig verlassen, daß sie die Tür nicht ordentlich geschlossen hatten. Sehr gut. Er wäre niemals, auf einem zitternden Knie balancierend, mit der Klinke fertig geworden. Er griff mit der Hand um die Türkante, zog sie zu sich heran und begann seinen Weg den Korridor entlang. Hier ging es leichter, weil er sich unterwegs mit der Seite, die Übergewicht hatte, an die Wand lehnen konnte. Er wanderte auf dem Ballen seiner rechten Hand und schob den Revolver auf dem Teppich vor sich her. Drollig, daß er nie zuvor genau das Muster des Teppichs wahrgenommen hatte. Die Wohnzimmertür da vor ihm war wie eine Herausforderung — fünf Schritte vor ihm. Konnte er es schaffen? Und wenn, hatte er Atem genug, um den Mann anzurufen? Bestimmt würde dieser ihn keuchen hören, lange ehe er ihn erreicht hatte. Er hielt an und versuchte die Trockenheit in seiner Kehle, die so rauh war, als ob er an einem nebligen Novembertag Fußball gespielt hätte, durch Schlucken zu beseitigen. Als er sich wieder in Bewegung setzte, fing auch sofort wieder, trotz seiner Selbstbeherrschung, das Keuchen an, es war, als ob ihn jemand auf seinem Weg den Korridor entlang begleitete. Der Schweiß

Weitere Kostenlose Bücher