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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Amerika gehst; sonst weiß keiner, was du meinst.«
    »Ich werde Biskuit sagen, wenn ich will«, sagte Evelyn eigensinnig, »und sie werden’s eben verstehen müssen.«
    »Dann wirst du eben verhungern«, sagte ihre Stiefmutter mit einer kratzigen, singenden Stimme.
    Soweit man Evelyns Gemurmel, als sie hinausschlenderte und unterwegs dem Tischbein einen Fußtritt versetzte, verstehen konnte, wollte sie lieber verhungern, als diese blöde Sprache lernen. Sie hörten sie die Treppe hinaufgehen, wobei sie bäng, bäng, bäng gegen jede Stufe trat.
    »O Gott, ihre Schuhe!« sagte Mrs. North. »Das ist ihr einziges gutes Paar. Ich muß wohl noch mit dir über ihre Kleidung reden, Süße, ehe ihr sie mitnehmt. Sie braucht eine komplette neue Ausstattung; sie besitzt nicht ein einziges anständiges Stück. Ich habe sie ziemlich wild herumlaufen lassen, fürchte ich, und da sie fast immer Hosen trägt, hatte es wenig Zweck, ihr andere Sachen zu kaufen. Und es gibt nichts in den Läden.« Sie fand es schrecklich, sich vor ihrer Schwägerin rechtfertigen zu müssen.
    »Aber natürlich«, sagte die Süße. »Archer kann sie mit zu >Macey< nehmen und sie ausstaffieren lassen. Sie ist Kindermädchen gewesen und weiß Bescheid.«
    »Laß ihr aber keine auffallenden Sachen besorgen«, sagte Mrs. North, die sich mit der Vorstellung von der armen Evelyn in New York ganz und gar nicht befreunden konnte. »Solche Kleider, wie ihr sie mitgebracht habt, sind zwar sehr hübsch, aber ich fürchte, sie wird sie niemals anziehen.« Sie ließ ein Lachen hören, das nur aus halbem Herzen kam. »Ich fürchte, in ihren Neigungen und Abneigungen ist sie beinahe eine erwachsene Frau.«
    »Wenn sie drüben ist, wird sie sich wie ein amerikanisches Mädchen kleiden müssen und nicht wie ein Stallbursche«, sagte die Süße mit hartem Gesicht. »Sie tut überhaupt verdammt selbständig, habe ich den Eindruck.«
    »Aber Süße«, sagte Bob unbehaglich. »Aber Süße.«
    »Hör einmal, Bob«, sagte Mrs. North, die wußte, wie aussichtslos es war, von der Süßen eine Absage ihrer Verabredung mit dem Friseur zu erwarten, »warum nehmt ihr Evie nicht mit in die Stadt? Es würde ihr nichts ausmachen, das Sportfest dafür aufzugeben, besonders, wenn du doch nicht dabei bist. Nimm sie mit und mach ihr zwei schöne Tage. Sie war noch nie in London, seit sie alt genug ist, um Spaß daran zu haben.«
    »Ja, aber...« Bob warf einen Blick zu seiner Frau hinüber, die mehr denn je so aussah, als ob sie gerade mit einem grünen Magnesiumblitz aus einer Versenkung aufgetaucht wäre. »Ja, aber, ich weiß nicht... «
    »Das ist ausgeschlossen, Bob. Wir haben uns doch vorgenommen, alle möglichen Sachen zu erledigen, zu denen wir sie nicht mitnehmen können. Es würde ihr gar keinen Spaß machen. Was sollte sie in der Zeit tun?«
    »Was sie wirklich gern tun möchte«, warf Oliver ein, »ist, die längste Fahrt mit der Untergrundbahn zu machen, die es gibt, und dann mit soviel verschiedenen Autobussen wie möglich wieder zurückzufahren.«
    »Wenn du denkst«, sagte die Süße, »ich fahre nach London, um meine Zeit mit der Erforschung des Londoner Verkehrssystems zu verschwenden...«
    »Ich werde sie ein andermal mitnehmen«, sagte Bob großartig, »ihr Eiskreme vorsetzen und sie in Kinos und Theater mitnehmen, und sie kann dann haben, was sie will.«
    »Du wirst kaum Zeit dazu haben, mein Lieber«, sagte seine Schwester, »wenn du tatsächlich vorhast, am Ende des Monats zu fahren.«
    »Ich mache mir Zeit für alles. Wie sollte ich wohl sonst Erfolg bei meinem Geschäft haben? Es ist eine mathematische Tatsache, daß der Tag mehr als tausendvierhundertundvierzig Minuten haben kann, wenn man den richtigen Trick kennt. Und du gehst mit Evie und siehst dir an, wie sie das Rennen macht, Hattie? Sie liebt dich doch sehr.« Natürlich, sie liebte ihre Tante in einer sicheren, vertrauten Art, aber ihren Vater liebte sie mit einer trügerischen Verehrung, der erste Schritt auf dem Wege zu einem gebrochenen Herzen.
    Elisabeth, die vor Ankunft der Linnegars auf Urlaub gegangen war, kam zurück, kurz ehe sie wieder fortreisten. Sie sah sehr reizend aus in einem neuen Kostüm, neuen Schuhen und einem kleinen Strohhut, der ihr wie ein Schiffchen hinten auf dem Kopf saß. Oliver machte große Augen und ließ einen unschicklichen Pfiff hören. Sie drehte sich vor ihm im Kreise. Sie schien sehr selbstzufrieden. »Gefällt es Ihnen?«
    »Na, es geht. Und eine neue Handtasche

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