Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
auch noch — wollen mal sehen; aus Schweinsleder. Muß die halbe Welt gekostet haben; das können Sie doch niemals von dem Gehalt, das Sie bei uns bekommen, gekauft haben. Nein, erzählen Sie mir nichts; ich weiß schon. Na ja, in Handtaschen scheint er einen ganz guten Geschmack zu haben, das will ich ihm lassen. Die ganze Zeit in London gewesen?«
    »Die meiste. Elspeth hat mich eine Woche mit zu ihrer Familie genommen.«
    »Auch zu Hause gewesen?«
    »Einmal«, sagte sie, und ihr Gesicht verschloß sich.
    »Ach so. Ich — äh ja. Äh — geht’s Ihrem Vater gut?«
    »Danke, ja.«
    »Sehr schön«, sagte Oliver übermäßig herzlich. Er überlegte oft, was für ein Verbrechen Mr. Gray wohl angestellt haben mochte, daß sie niemals über ihn sprechen wollte. Sie ging hinaus, um Mrs. North zu suchen, und kam fast augenblicklich zurück.
    »Warum weint Evelyn?« fragte sie vorwurfsvoll.
    »Weiß ich doch nicht. Weint sie?«
    »Sie liegt in ihrem Zimmer mit dem Gesicht auf dem Bett. Ich konnte kein Wort aus ihr herausbekommen.«
    »Armer kleiner Teufel. Eigentlich hat sie über allerlei zu weinen.« Er erzählte ihr von der Süßen und Bob. Er erzählte ihr von dem Sportfest und von dem Ausflug nach London, der nie zustande kommen würde, er erzählte ihr, wie plump Bob ihr beigebracht hatte, daß sie niemals auf einer Ranch leben würden, sondern in einer Wohnung im dreizehnten Stock in New York, und daß Evelyn jeden Morgen von dem Mädchen der Süßen zur Schule gebracht werden würde. Er brauchte eine lange Zeit für seine Erzählung. Es war eine Erleichterung, jemanden zu haben, auf den man alles abladen konnte, und Elisabeth hatte schon immer gut zuhören können. Sie stellte keine unnötigen Fragen und unterbrach nicht, wie die meisten Frauen, durch Berichte von ähnlichen eigenen Erfahrungen.
    »Ich wünschte, sie brauchte nicht mitzufahren«, sagte Oliver zum Schluß. »Aber Bob will sie haben, und sie ist sein Kind, wenn sie auch mehr das unsere zu sein scheint. Es ist schlimm für das Mädchen, keine Mutter zu haben; und die Süße ist noch schlimmer als gar keine. Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Sie sollten wohl wissen, wie das ist.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Weil Sie keine Mutter mehr haben, meine ich.«
    »Ach ja. Ja, natürlich.«
     
     
     
    Am Sonntag, einen Tag vor der Abreise der Familie Linnegar nach Liverpool, fand ein Treffen des örtlichen Kinder-Pony-Klubs in der Senke statt, die dem Hause gegenüber lag. Die Veranstaltungen sollten sich auf der flachen Ebene abspielen, während die Zuschauer, stolze Mütter, kritische Kinderfrauen und herrschaftliche Reitburschen, vom Hügel aus Zusehen konnten. Violet und Fred hatten wie die Neger gearbeitet, um alles zu arrangieren. Die ganzen Tage vorher hatte Oliver sie dabei beobachten können, wie sie Hindernisse aufbauten, Pfähle einrammten, einen Ring für die Schiedsrichter und einen Sattelplatz mit Schafhürden umzäunten. Er hatte sich mit seinem Rollstuhl an die Kante des Rasens gerollt und Anweisungen hinübergerufen, bis ihn der Regen ins Haus trieb. »Wir wollen beten, daß es morgen nicht regnet«, sagte er zu Evelyn, die ihr vorletztes Abendbrot in seinem Zimmer aß »Mir soll es egal sein, ob es gießt«, sagte sie verzückt, »wenn ich nur das Springen gewinne. Daddy glaubt nicht, daß ich reiten kann, weißt du. Hast du gehört, wie er von Reitstunden in einem Tattersall sprach?« Eine ungeheure Verachtung schwang in ihrer Stimme. »Wenn er erst sieht., wie ich im Springen gewinne, wird er mir vielleicht ein Pferd kaufen.«
    »Du kannst dir aber in New York nicht gut ein Pferd halten.«
    »Ich werde schon einen Platz dafür finden. Ich bringe es einfach im Garten unter.«
    »Wolkenkratzer haben aber keine Gärten, Liebling.«
    »Ach, Onkel Ollie.« Wie Elektra sah sie über einen Teller Haferflocken zu ihm hinüber. »Ich möchte nicht mitgehen.«
    »Ich weiß, aber dort drüben gibt es so vieles, was du hier nicht haben kannst. Denk doch nur an all die Eiskrem und die Schokolade, von denen du immer geredet hast.«
    »Ach das. Da war ich ja noch ein Baby. Und ich habe mir gar nicht überlegt, daß ich Dandy verlassen muß. Nachdem ich ihm nun alles beigebracht habe und er ein so wunderbarer Springer geworden ist — klopf schnell ans Holz wegen morgen. Wie werde ich das aushalten können? Gestern habe ich so geweint. Elisabeth kam gerade dazu, ich habe ihr aber nicht gesagt, warum. Ich wollte nicht, daß sie auch

Weitere Kostenlose Bücher