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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Das ist ja großartig! Warum bist du nicht gleich hier hereingekommen? Anne hat mich schon Blut und Wasser schwitzen lassen bei der Vorstellung, wer das alles sein könnte.«
    »Ich wußte nicht, ob man dich besuchen durfte und welches dein Zimmer ist und so weiter«, sagte Toby. Er hatte eine komische Art, seinen Kopf ganz gerade zu halten und das Kinn dabei in den Kragen zu drücken; dadurch klang sein Sprechen abgehackt und halb erstickt. Er hatte den selbstbewußten Blick eines sorgenfreien Menschen, aber formelle und steife Bewegungen.
    »Er ist gerade entlassen«, sagte Mrs. North und tätschelte seinen Arm, »und kam sofort zu uns. Ist das nicht nett? Sie bleiben zum Lunch, nicht wahr, Toby? Wir essen sonntags alle hier bei Oliver.« Sie ließ ihren Blick über den Tisch wandern, ob er auch ordentlich gedeckt war. »Oliver, Liebling, wird es dir zu kalt, wenn ich das andere Fenster noch aufmache? Hier ist eine schreckliche Luft. Anne, du weißt doch, daß du hier nicht soviel rauchen sollst.«
    »Tut mir leid.« Sie warf ihre Zigarette, die sie gerade angezündet hatte, über Olivers Bett in den Garten, wo sie weiterschwelte und wie ein Schornstein qualmte.
    Als Oliver ihr Toby vorstellte, mußte er innerlich darüber lachen, wie sie sich gegenseitig abschätzten. Er fühlte sich plötzlich sehr alt, als er sich der Zeit erinnerte, in der er selbst nach neuen Objekten Ausschau gehalten hatte. Wie friedlich war sein Leben, seit er dies ruhelose, wechselvolle Spiel nicht mehr mitmachte. Sie standen neben seinem Bett und richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf die Unterhaltung mit ihm, aber dennoch waren sie sich ihrer Gegenwart sehr genau bewußt. Er betrachtete die Szene ganz objektiv und kam sich vor wie der Scheitelpunkt eines Dreiecks, während Anne und Toby die Grenzpunkte der Basis bildeten. Obgleich er mit beiden befreundet war, waren die Verbindungslinien zu ihnen viel schwächer als die Linie, die diese beiden einander gänzlich Fremden bereits miteinander verband. Sie schwebten in einer anderen Welt, in der alten Welt der »drinks« und »parties«, der Affären und der Abwechslung von Langeweile und Genuß. Er hatte sich eine neue kleine Welt geschaffen, weit über den anderen, wie ein Krähennest, in dem nur für ihn alleine Platz war.
    Als er sah, wie Tobys Blick auf dem Buckel unter seiner Bettdecke haftenblieb, erzählte Oliver von seinem Bein. Er hatte herausgefunden, daß neue Besucher dieses Thema scheu umgingen, ehe er nicht selbst davon anfing. Heather und David kamen um ein Uhr herunter, beide puterrot von einem Kampf ums Händewaschen. Heather ging noch einmal zurück, einesteils um Susan zu holen, andererseits um ihre Nase zu pudern und ihr Haar nochmals zu machen, nachdem sie Toby unten gesehen hatte. Toby machte allerlei konventionelle Bemerkungen über Susan, und Heather regte sich über das zu starke Feuer auf.
    »Sie haben ja den reinsten Hochofen daraus gemacht, Elisabeth«, sagte sie nörgelnd.
    »Stell das Kind doch weiter weg«, schlug Oliver vor.
    »Ach, versuch doch nicht immer zu vermitteln, Ollie«, sagte Heather, wurde steif wie ein Lineal und warf ihre Ponys zurück. Toby sah sie an, wobei er wie ein Truthahn seinen Kopf im Kragen drehte. Er hatte bereits ihre zwiespältige Natur erfaßt.
    Mrs. North rannte ständig ein und aus, um festzustellen, ob Violet und Evelyn endlich erschienen wären; sie überlegte, ob man auf sie warten oder ohne sie anfangen sollte. »Immer dieser Schlamassel, wenn jemand nicht zur rechten Zeit da ist«, sagte sie. Nie war es auf Hinkley anders gewesen, aber sie gab die Hoffnung nicht auf, daß sie ihrer Familie doch einmal ihre eigene Pünktlichkeit beibringen würde. Sie trug zwei Uhren, eine an ihrem Handgelenk, und die andere baumelte auf ihrer Brust an einer dünnen Kette, die sich ständig mit der Kette ihres Pincenez verhedderte. Sie sah fortwährend auf die eine oder die andere und konnte an keiner Uhr Vorbeigehen, ohne nach der Zeit zu sehen. Sie hatte eine Reiseuhr auf ihrem Toilettentisch und einen Wecker neben ihrem Bett, den sie jeden Morgen mit herunternahm, weil sie von der Anrichte aus nicht die Küchenuhr sehen konnte. Wenn sie einen Spaziergang machte, und sei es nur ins Dorf, so kontrollierte sie erst dort und dann zu Hause die Zeit, die sie für den Weg gebraucht hatte, als ob sie ein Schaffner wäre, und machte manchmal einen Umweg von einer halben Meile, nur um die Kirchenuhr sehen zu können.
    Violet und Evelyn kamen in dem

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