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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Satz in etwas abgeänderter Form wiederholte. Oliver versuchte es: »Warum hatten sie Krach?«, und »um was zankten sie sich denn?«
    »Weiß nich, konnt’s nich hör’n. Aber ich hab’ sie gesehen, wie sie da so zwischen den Mieten ‘rumliefen, in einem ekelhaften kalten Wind auch noch. Dann sagten sie eine ganze Weile nischt — klopften bloß so mit den Absätzen auf dem Boden ‘rum.« Oliver konnte es sich plastisch vorstellen. »Was dann Miß Violet war, die ging nach einer Seite, und Mr. Williams, der ging nach der anderen, und ich sagte so zu mir: >Ha!<« Er richtete sich auf und starrte Oliver bedeutungsvoll mit einem verschleierten Auge an; seine eine Socke hing als Ziehharmonika herunter. Oliver nickte; es war das einfachste.
    Wenn Cowlin Holz hereinbrachte, lungerte er immer so lange wie möglich herum. Er stand mit dem Rücken zum Feuer, mit durchgedrückten Knien wie ein Wachtposten. »Na, dann werd’ ich mal wieder gehen«, sagte er und machte keinerlei Anstalten. »Das da sollte Ihnen bis morgen reichen. Das ist Apfelholz, ist das, beßres könn’ Sie gar nicht kriegen.« — »Ich weiß«, brüllte Oliver. Cowlin hob den Kopf und spitzte die Ohren — und Oliver nickte nur. Cowlin blieb beglückt weiter stehen, und sein eingefallener Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, als die Wärme seinen Rücken heraufkroch. Oliver bot ihm eine Zigarette an. Cowlin mußte lachen.
    »Ha!« sagte er. »Ich kann sie nicht schmecken. Ich kann jetzt kaum meine Pfeife mehr schmecken, wo sie so wenig Zuteilung an Tabak geben.« Er wäre glücklich und zufrieden gewesen, hätte er den ganzen Nachmittag dort stehen können. Oliver wußte, daß er eine Menge zu tun hatte, denn er bearbeitete den Garten und den Küchengarten ganz allein, nur gelegentlich kam ein Neffe, den man nur unter dem Namen »Schmutziger Joe« kannte, und der ihn mehr behinderte, als daß er ihm half. Er schien nie in Eile zu sein und schaffte doch eine erstaunliche Menge Arbeit; nebenbei hatte er immer noch Zeit genug, einen Gartenstuhl zurechtzuklopfen oder einen Schlauch zu flicken oder ein Kaninchen zu häuten. Oliver hatte sich schon immer darüber gewundert, daß Leute auf dem Lande viel mehr leisten als Leute in London, obgleich sie ein viel langsameres Tempo hatten. Eine Köchin auf dem Lande konnte gemächlich in der Küche wirken, lästige Gänge machen, stundenlang auf einem invaliden Stuhl sitzen und immer noch Zeit haben, einem kleinen Jungen zu helfen, kleine schmuddelige Teigkugeln zu kneten; eine Londoner Köchin flatterte aufgescheucht durch die Küche und war trotz aller arbeitssparenden Einrichtungen am Ende ihres Witzes, sobald nur eine Person mehr zum Abendessen kam. Die Zumutung, Gebäck und Marmelade, die man im Laden kaufen konnte, selber zu machen, würde sie für lächerlich erklären.
    Mrs. North, Heather und die Kinder fuhren mit dem Wagen zur Tee-Visite. Es ging natürlich nicht ohne vorheriges wildes Autohupen ab und: »Um Himmels willen, wenn wir nicht bald gehen, können wir gleich bei der Ankunft wieder auf dem Absatz kehrtmachen. Du weißt, wie David sich anstellt, wenn er zu spät zu Bett kommt.«
    »Mein Gott, Heather, ich werde doch wohl meinem eigenen Sohn >Auf Wiedersehen< sagen können! Du brauchst bloß zwei Minuten zu warten, damit ich ihm die Wärmflasche zurechtmachen kann. Er sagt zwar, sie ist warm genug, aber das tut er nur, weil er dich schreien hört.« Mrs. Cowlin war an allen Sonnabendnachmittagen nicht da, weshalb Violet damit beauftragt wurde, Oliver den Tee zu bringen. Mrs. North hatte das Tee-Tablett zurechtgestellt; sogar den Tee hatte sie schon in die Kanne getan, und trotzdem würde sie während ihrer Abwesenheit unruhig sein. Sie wäre noch viel beunruhigter gewesen, hätte sie mitangehört, was Violet zu Oliver sagte, nachdem sie ihm berichtet hatte, was sich auf seinem Tablett befand: »Aber in der Speisekammer steht ein großer Topf voll köstlichem, ausgelassenem Schmalz. Sollen wir uns nicht Fett-Toast über dem Feuer machen, so wie früher sonntags, mit Vater zusammen? Ich könnte den Toast auch, so wie er, hier drinnen machen. Ach, Oliver, sag ja.«
    »Und was geschieht mit meinem Tee? Ma würde sich schön auf regen, wenn sie dächte, daß ich all das auf dem Tablett verschmähe. Denk daran, daß ich jetzt auf Diät gesetzt bin.« Violet gab alles ihren Hunden: Kresse-Sandwiches, Mürbekuchen, mit Butter bestrichene Biskuits, alles zusammen in einem Zinntopf

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