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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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vermengt.
    »Aber ich werde dir mal was sagen«, meinte Oliver, »den Tee machen wir ganz stark, gerade so, wie ich ihn nicht trinken darf. Kannst du Tee machen, Vi?«
    »Ich denke doch.«
    »Paß auf — wenn das Wasser kocht, bring den Kessel und Tee und eine Zinnkanne und kondensierte Milch, wenn welche da ist. Ich werde dir dann einmal zeigen, wie man bei den Soldaten Tee macht.«
    »Prima Sache.« Oliver hörte, wie sie in der Küche rumorte und in ihrer Begeisterung mehr fallen ließ als sonst. Der ganze Tag nur im Hause hatte sie unerträglich gelangweilt, und schon seit dem Lunch ging sie in Olivers Zimmer ein und aus und sagte jedesmal: »Ich hab’ zu nichts Lust.«
    »Lies die Zeitung.«
    »>Pferd und Hund< ist diese Woche nicht gekommen.«
    Sie kam mit einem glasierten Litermaß für Milch aus der Küche zurück und dem Kessel mit zischendem Wasser, den sie schief in die Glut klemmte, einigen Brotscheiben und dem Topf mit Fett, zwei Küchenmessern und zwei Kinderbechern, auf die Reime gemalt waren. »Ich fand sie im Küchenschrank«, sagte sie. »Kannst du dich noch daran erinnern? Das war deiner — > 01 d King Cole<, und der mit >Simple Simon< war Heathers. Meiner ist zerbrochen.« Sie hatte gar keine so besonders glückliche Jugend gehabt, weil sie nie an den Streichen von Bruder und Schwester beteiligt wurde, und doch kam sie immer wieder mit einer unbegründeten Sehnsucht darauf zurück. »War das hier nicht Daddys Toastgabel?« fragte sie und nahm sie von einem Haken an der Seite des Kamins. Sie und ihr Vater hegten keine besondere Vorliebe füreinander. Er hatte sie schließlich tun lassen, was sie wollte, und schien keine Notiz davon zu nehmen, wenn unzufriedene Berichte über sie kamen oder wenn sie keinen Ton sagte, sobald Besuch da war.
    Sie summte hinten in der Kehle, als sie den Toast machte. Sie war ungemein glücklich. Sonst durfte sie niemals etwas für Oliver tun. Es gab einfach nichts für sie zu tun, aber heute hatte sie ihm einen Tee gemacht, wie er ihn gern trank, und sie hatten viel zu lachen. Als sie fertig waren, war der Kessel über und über und der Milchtopf an der Seite schwarz, mit der ihn Violet ans Feuer gestellt hatte, damit er warm blieb. Oliver leckte seine fettigen Finger ab und sagte: »Fein war das, Vi. Ich danke dir schön, daß du so gut für mich gesorgt hast. Du entwickelst geradezu hausfrauliche Talente.«
    Violet lag auf dem Kaminteppich, mit den Füßen unter dem Armsessel, und wiegte ihren dritten Becher Tee in beiden Händen. Sie sagte: »Zum Henker, ich tauge nichts im Hause und werde nie dazu taugen.«
    »Warum auch? Besser, du bist so, wie du bist, als wie die Frauen, die sich mit Lappen und Bohnerwachs über den Tisch stürzen, ehe man überhaupt mit dem Essen fertig ist.«
    Vi grunzte und schlürfte geräuschvoll einen Schluck Tee. »Jetzt geht ja noch alles gut so, Ollie«, sagte sie bald darauf, »solange Ma und die anderen alles machen, aber ich meine, stelle dir vor, man müßte das allein machen, wenn man einen Haushalt führen müßte oder irgend so einen Blödsinn.«
    »Was denn, du meinst, wenn du heiratest?« Schon lange hatte man es aufgegeben, über Violet und Heiratspläne zu reden, nachdem allen klar geworden war, daß sie doch niemals heiraten würde.
    Sie lachte schallend. »Ich und heiraten! Da muß ich lachen.« Aber ihr Gelächter klang etwas unnatürlich und gewollt. In Oliver tauchte ein verrückter Gedanke auf, den er aber gleich wieder beiseite schob, als er sah, wie sich Violet auf dem Kaminteppich in einen Haufen dicker Holzklötzer vergraben hatte.
    »Ollie«, sagte sie plötzlich, »soll ich dir mal etwas erzählen?«
    »Alles, was du willst.«
    Aber ihr jäher Impuls war schon vorüber, und sie murmelte: »Nein, es ist nichts. Denk nicht, ich sage etwas.« Er drehte das Radio an; der Filmschlager versicherte schluchzend mit langsamem Tremolo, daß die Rosen in Nizza blühen. »Das Dings da hab’ ich gern«, sagte Violet und summte gänzlich falsch die Melodie mit. Sie stellte ihren Becher hin, zündete sich eine Zigarette an und legte sich auf den Rücken, mit dem Kopf an den Fußschemel und den Füßen auf der Lehne des Armsessels. »Eigentlich bin ich deshalb heut nicht fortgegangen«, sagte sie. »Nicht weil ich Schnupfen habe.« Während sie hustete, drehte Oliver das Radio leiser, aber vorsorglich nur um einige Grade, um sie nicht durch zu offensichtliche Aufmerksamkeit scheu zu machen. »Es ist wirklich zu albern«, fuhr

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