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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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in seiner Haltung ä la Rodin. »Was meinst du damit? Wenn du es genau wissen willst, so habe ich ein Glas Sherry mit ihr zusammen getrunken.«
    »Die Wand zwischen diesem Zimmer und dem Wohnzimmer«, sagte Oliver anzüglich, »ist ziemlich dünn. Sie ist erst später eingebaut worden; eigentlich vor fast hundert Jahren, als die Besitzer sich dafür entschieden, daß zwei Zimmer gemütlicher wären als ein großes. Ich kann durch diese Wand die Stimmen unterscheiden, wenn ich auch nicht genau die Worte verstehen kann. Aber nach Monaten der Praxis kann ich den sanften Ton erkennen, der bedeutet, daß von mir gesprochen wird.«
    »Diesmal irrst du aber«, sagte Dr. Trevor mit einem Ausdruck, der auf seinem steinernen Gesicht die gleiche Aufgabe erfüllen sollte wie ein Lächeln. »Wir sprachen über Violets Heirat.«
    »Und«, sagte Oliver mit einem triumphierend glänzenden Blick zu Elisabeth, »Ma sagte dir, du solltest mich zu diesem Zweck nicht aufstehen lassen, weil die Aufregung zuviel für mich würde.«
    Dr. Trevor konnte einem in die Augen sehen und lügen, ohne mit einem Muskel zu zucken. »Ob du aufstehen wirst oder nicht«, sagte er, »hat nichts mit deiner Mutter zu tun. Es hängt hauptsächlich von dem Zustand deines Herzens ab. Wenn du einen Augenblick still sein wolltest, werde ich dir sagen, was ich darüber denke.« Elisabeth hatte in ihrer gewohnten, unauffälligen Tüchtigkeit das Stethoskop hereingebracht, das er in seinem Regenmantel gelassen hatte, und reichte es ihm, während er noch an seinen Jackentaschen herumklopfte. Sobald er da war, nahm sie ganz automatisch ihre Krankenhaus-Haltung an: Hände im Rücken, Kopf leicht zur Seite geneigt, der Ausdruck höflich intelligent, vollkommen ruhig stehend und doch auf dem Sprung nach etwas, was er brauchte, eine Sekunde bevor er danach fragte.
    Oliver hatte gar kein besonderes Verlangen danach gehabt, auf Violets Hochzeit zu gehen, bis er merkte, daß ihn seine Mutter davor beschützen wollte, ob er nun kräftig genug dafür war oder nicht. Es wurde plötzlich zu einer Frage der Unabhängigkeit. Sein Erscheinen auf der Hochzeit wäre der erste Schritt zum normalen Leben, vor dem sich sein schwaches Herz fürchtete und dem er sich doch eines Tages an vertrauen mußte. Es gab Tage, an denen er den Folgen, die sich aus der Beendigung seines invaliden Zustandes ergaben, nicht ins Auge zu sehen vermochte und glaubte, den Rest seines Lebens hier liegend zubringen zu können. Dann gab es wieder Tage, an denen er glaubte, er könnte nicht eine Stunde länger mehr im Bett liegen; dann malte er sich so lebhaft aus, wie er den Hügel hinauf und der Baumgruppe entgegen klomm; daß er schon oben war, unter ihm die Dächer und Schornsteine, die unregelmäßigen Felder mit doppelten Heckenreihen, die die Grenzen markierten, und weit drüben, ehe die Hügel wieder anstiegen, die schlängelnde Linie der Bäume am Severn entlang.
    Er hatte Violets Hochzeit als Feuerprobe gefürchtet, aber weil seine Mutter beschlossen hatte, daß er nicht gehen sollte, war er jetzt ebenso entschlossen, es durchzuhalten. Es würde eine Probe sein, wieviel er aushalten konnte. Das Fenster war von Violets Kopf und Schultern ausgefüllt, ehe Dr. Trevor mit Oliver fertig war. Es goß in Strömen, und sie stand mit Gummischuhen und einem Sack über dem Kopf in den Blumenbeeten. »Na«, sagte sie, »wie lautet das Urteil?« Elisabeth hob ruheheischend ihren Finger, und Dr. Trevor hob nur ein wenig die Augenbrauen und horchte weiter; so wartete Violet, pfiff durch die Zähne und quatschte mit ihren Füßen im Matsch; es hörte sich an, als ob ein Pudding aus seiner Form gestürzt würde. Schließlich lehnte sich Dr. Trevor zurück, ließ das Stethoskop gegen seine breite Brust baumeln, sah Oliver an, dann Violet und schüttelte kurz den Kopf. »Gescheiter nicht, glaube ich«, sagte er. »Es geht sehr gut voran, aber es ist noch zu früh, um einer Menschenmenge gegenüberzutreten und sich herumkutschieren zu lassen. Ich möchte nicht riskieren, daß du wieder um Monate zurückgeworfen wirst; es lohnt sich auch nicht.«
    »Es lohnt sich doch!« Violet stampfte planschend mit dem Fuß auf, daß ihr Rock völlig bespritzt wurde. »Ich weiß genau, daß es ihm gut genug geht. Er sagte es mir noch gestern, als Ma das Gegenteil behauptete. Das ist einfach Verrat. Wer soll denn mein Brautführer sein? Kein Mensch kümmert sich um meine Hochzeit.«
    »Soweit ich das beurteilen kann«, sagte Dr. Trevor

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