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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ihnen schuldete, noch etwas mehr gab, damit sie für Frau und Kinder etwas kaufen konnten, für die sie nach einem Plauderstündchen bei dem Keks großes Interesse zeigte. Wenn ihnen bei ihrem Besuch etwas abhanden kam, so stellte es ihnen Miß Smuts mit einem förmlichen kleinen Brief wieder zu, auf dem ganz oben am Rande des Bogens gekritzelt stand, daß die Handschuhe oder das Taschentuch oder die Brille sich in der Halle hinter dem Hutständer angefunden hätten.
    Als John heimkam, hatte er beträchtliche Mühe, allerlei Dinge wieder geradezubiegen. Manche Kaufleute der Umgebung hatten nun die Tee-Parties satt, und der Geschäftsführer der Konditorei hatte tatsächlich gehört, wie Lady Sandys seinen Stock aus dem Schirmständer nahm, während er sich auf der Herrentoilette die Hände wusch. Es war ein richtiger Boykott, der sich in der Umgebung der Ebury Street um sie zusammenzog, und Miß Smuts mußte ständig zum Bürgermeister, damit sie wieder in die Kundenliste aufgenommen wurden. John wurde bedeutet, es genüge nicht, eine Runde bei den Gläubigern seiner Mutter zu machen. Sie wollten ihrer Ladyschaft ja gern zu Gefallen sein, aber was nütze es, wenn sie wöchentlich die Rechnungen schickten und ihr Einkommen bei der Steuer angaben, wenn sie die ganze Buchführung durcheinander brachte. Und dann ließ sie sich auch nicht davon abbringen, ständig telefonische Bestellungen aufzugeben; obgleich sie niemals ausgeführt werden konnten. Es war doch eine Ungezogenheit, mehrmals am Tage anzuläuten, wenn eine Schlange von Leuten im Laden wartete, die ihre Zuteilungen abholen wollten. Wenn sie nicht länger auf den gar nicht existierenden Laufburschen warten konnte und selbst in den Laden ging, so konnte man ihr nie die Bedeutung der Abschnitte klarmachen, mit denen sie gefährlich herumspielte, als ob es Roulette-Chips wären. So hatte sie einmal beinahe einen Aufstand verursacht, als sie in einem kleinen Milchgeschäft versucht hatte, auf Kleiderkarten getrocknete Bohnen zu kaufen. Das Schlimmste allerdings war, daß der Hausbesitzer am Ende des Monats ihren Mietvertrag nicht mehr erneuern wollte. Sie hatte es irgendwie fertiggebracht, eine Menge Emaillefarbe zu kaufen, und er war damit einverstanden gewesen, daß sie die nötigen Malerarbeiten in ihrer Wohnung selbst übernahm, ahnte allerdings nicht, daß sie es eigenhändig machen würden - und daß sie außerdem farbenblind war. Nach vielen Schwierigkeiten hatte John für sie eine neue Wohnung in Maida Vale entdeckt; und obgleich sie sich erst dagegen sträubte, weil sie fand, daß sie an der falschen Seite des Parkes läge, wurde sie versöhnt durch die Nachbarschaft der Lords, denn sie liebte Kricket, seit sie zu den Schönen des Universitäts-Matches gehört hatte, in schwappendem Hut und einem Kleid mit dreißig Knöpfen. Da John kein Hotel für sie finden konnte, solange in der Wohnung neue Fenster eingesetzt wurden, hatte Mrs. North impulsiv angeboten, Lady Sandys und Miß Smuts sollten nach Hinkley kommen — und hatte es im nächsten Augenblick wieder bereut.
    Ehe sie kamen, und nachdem man Elisabeth die Situation erklärt hatte, die sofort eine Behandlung mit Pentathol vorschlug, nahm sich Mrs. North Evelyn vor. »Es ist ein ganz lustiges Spiel von ihr, Liebling, wenn sie dir Sachen wegnimmt. Du kannst sie dir vom Tischchen oben wiederholen, aber du darfst nichts darüber sagen, weil das auch zum Spiel gehört. Es ist ein Geheimnis, ist das nicht lustig?« Sie beobachtete voller Zweifel Evelyns Gesicht.
    »Stehlen ist schlecht«, sagte Evelyn geradeheraus. »Einmal habe ich für Dandy eine Mangoldwurzel von Dr. Graingers Feld gestohlen. Und dann habe ich zu Jesus gebetet, er hat mir gesagt, ich solle sie wieder zurückbringen. Was sagt denn Jesus zu Onkel Johns Mammi, was sie tun soll?«
    »Ich habe dir doch erzählt, Liebling«, sagte Mrs. North erschöpft, »es ist kein Stehlen, es ist ein Spiel.«
    Oliver hörte, wie Evelyn später in einer Ecke des Zimmers zu David sagte: »Es gibt ein neues Spiel, und das heißt Diebe. Wir können es alle spielen. Du kannst alles aus dem Zimmer der anderen Leute wegnehmen, und sie können dich deswegen nicht auszanken, wie Tante Heather damals, als ich ihren Lippenstift fürs Indianerspiel weggenommen hatte.«
    »Wenn sie nur vor der Hochzeit wieder wegfährt«, betete Mrs. North, als Oliver prophezeite, in welche schwierige Lage sie kommen würden. »Es kann ja natürlich sein, daß sie gar keinen Anfall

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