Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt
ihn mitnimmst, wird es nur noch schlimmer und er kann sogar totgehen. Also, was meinst du >«
Ludwig sah Karo an und der Hund ihn. Dann sagte Ludwig: »Also, es geht nicht anders. Karo, sei brav, wenn wir wiederkommen, bist du wieder gut !« Karo wurde noch einmal heftig umhalst, dann hieß es: »Karo gib Fuß !« Und dann lief Ludwig als erster ganz schnell vom Hof der Mutter Täpper weg auf die Straße. Hermann und Mäxchen spannten sich vor den Leiterwagen, die Jungen winkten noch einmal der guten Frau Täpper und stiegen auf schmalem Feldweg den Berg hinauf, um oben auf der Höhe auf die Landstraße zu stoßen, auf welcher sie dann hinter der Obermauelsbacher Wallfahrt herlaufen wollten. So war das gedacht!
Die gute Frau Täpper hatte beträchtliche Mühe mit dem verlassenen Karo. Der jaulte und bellte und wollte seinem jungen Herrn und den anderen Buben nach, es war nicht leicht, ihn zu beruhigen. Nirgendwo blieb er länger als ein paar Minuten liegen. Immer wieder sprang er auf, humpelte auf dem Hofe hin und her, schnupperte und jaulte nach Ludwig. Die leckersten Hundesachen schmeckten ihm nicht. »Das kann gut werden !« dachte Frau Täpper .
Kurz vor Mittag mußte sie dann wegen einiger kleiner Besorgungen nach Dickendorf. Sie fand das ganze Dorf in Aufregung, und sie bemerkte mit Schrecken, daß die Obermauelsbacher Wallfahrt noch gar nicht abgezogen war. Nun, da konnte sie ja den Obermauelsbachern tröstlichen Bescheid geben. Zuerst erzählte sie ihnen, so gut sie es wußte, was sie von ihrem Mann gehört hatte, auch das Mißgeschick Herberts (von dem war nur eine Schwester bei der Wallfahrt), und wie die Jungen brav und ordentlich bei ihnen sich bedankt hätten. Mutter Täpper lobte die elf Ausreißer mit so schönen Worten, daß die Obermauelsbacher baß erstaunt waren, daß sie selbst all die guten Eigenschaften der Bengels noch nicht bemerkt hatten. Ja, und nun waren also diese Schlingel ihnen selbst schon eine gute Stunde voraus! Da meinte der Herr Pastor: »Da können wir ja auch von dannen ziehen. Irgendwo werden wir sie schon erwischen .« Das hinwiederum sollte ein Irrtum sein!
Als Mutter Täpper nach einer knappen Stunde heim kam, war der kranke Karo spurlos verschwunden.
In einer halben Stunde trafen die »Verstoßenen« tatsächlich auf die Landstraße. Die wand sich jetzt in breiten Kehren immer tiefer in die Berge hinein. Aber die Buben liefen ihr tapfer nach. Sie waren gut ausgeruht und vor allem: sie wollten möglichst bald die Obermauelsbacher einholen. Willem trieb dauernd zur Eile. Wäre nicht bisweilen das Gespräch der Elfe auf den kranken Herbert und den verwundeten Karo gekommen, hätten die »Verstoßenen« ganz sicher einen fröhlichen Marsch gehabt. So war es ihnen aber immer wieder etwas » drückelich « ums Herz, wie Willem sagte.
Das erste Dorf hieß Strempf . Es war nur klein, aber zum Nachfragen, wie weit die Obermauelsbacher Wallfahrt voraus sei, genügte es. Willem ging deshalb auch gleich auf den ersten Dorfbewohner los, den er zu Gesicht bekam. Es war ein alter Bauer, der vor seiner Haustür auf einer Treppenstufe sein Messer wetzte. »He, Ohm, könnt Ihr mir sagen, wann die Obermauelsbacher Wallfahrt hier durchgekommen ist ?« rief der Hauptmann.
Der Bauer sah auf. »Wallfahrt ist heute noch keine durchgekommen«, sagte er. Willem machte ein ungläubiges Gesicht. »Doch, ganz bestimmt, die muß heute morgen hier durchgekommen sein. Ist vielleicht schon zwei, drei Stunden her, aber...«
»Da kannst du dich nun drauf verlassen«, sagte der Bauer zu Willem, »hier ist keine Prozession hergekommen !«
»Ja, geht es hier denn nicht nach Heiligkreuze« fragte Willem, der langsam unsicher wurde. »Doch, da kann man hierher hinkommen, und die Obermauelsbacher kamen vor dem Krieg immer durch Strempf . Jetzt haben wir sie allerdings jahrelang nicht mehr gesehen !«
»Weil sie nicht gegangen sind«, antwortete Willem, »aber jetzt gehen sie wieder, und da müssen sie auch durch Strempf gekommen sein !«
»Wenn du es besser weißt !« brummte der Bauer, und damit war für ihn der Fall offenbar erledigt, denn er trat ins Haus hinein. Willem sah seine Kameraden an, die sagten nur: »Komm, Mensch, wir fragen ‘nen andern !«
Die »Verstoßenen« haben in Strempf noch dreimal nach der Obermauelsbacher Wallfahrt gefragt. Keiner hatte sie gesehen. »Da sind sie sicher schon so früh hier durchgekommen, daß die Strempfer alle noch in den Betten lagen«, meinte Philipp.
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