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Zwölf Wasser

Zwölf Wasser

Titel: Zwölf Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. L. Greiff
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in ihm .«
14
    Der Kwother rief Marken etwas zu, aber was sollte er denn hören, was verstehen, außer einem unmenschlichen Grollen? Er schlug zu. Der Hieb wurde pariert   – doch es kam kein Gegenschlag. Marken holte wieder aus, musste den Angriff aber abbrechen. Er hatte keinen sicheren Stand. Das Wasser, eben nur bis zu den Knien reichend, umspülte mit einem Mal seine Hüften.
    Marken fluchte, taumelte. Sein Gegner, kleiner als der Welse, ließ die Axt los, verlor das Gleichgewicht und wurde weggeschwemmt.
    »Das Wasser ist auf meiner Seite, Dämon!«, brüllte Marken ihm hinterher, lachte, verschluckte sich, Wasser war ihm in den Mund geschwappt.
    Der Fluss schwoll an, rasend schnell, und holte auch Marken von den Füßen. Plötzlich war er unter Wasser, verlor sein Schwert, wurde herumgewirbelt, viel heftiger als zuvor. EinSchlag ins Kreuz, ein Stein   – und beißender Schmerz in den Lungen: Wasser. Dann Licht, aufatmen, Luft, husten.
    »Das Wasser ist nicht auf deiner Seite.«
    Smirns Stimme?
    »Es ist auf niemandes Seite. Es ist neutral. Es ist einfach da   – das ist das Wunder.«
    Es war Smirns Stimme, zwar noch rauer als sonst, aber der strenge Tonfall war unverkennbar. Hustend richtete sich Marken auf. Smirn musste ihn aus der tosend angeschwollenen Globa ans felsige Ufer gezogen haben. Sie befanden sich nun weiter flussabwärts, unterhalb der Kwother, die ebenfalls ihren halb ertrunkenen Kameraden aus dem inzwischen wieder harmlos dahinströmenden Gebirgsfluss bargen.
    Wo war sein Schwert?
    Marken sprang auf. Das Schwert!
    »Ich gebe es dir nur, wenn du mir einen Augenblick ruhig zuhörst, Marken.«
    Sie drehte sich zu ihm um, das Schwert in den Händen, und blickte ihn an. Marken spürte, wie seine Beine kraftlos wurden und wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Sie lebte .
    »Ich bin gerade noch rechtzeitig zu mir gekommen, um eine große Dummheit zu verhindern. Wie ein wildes Tier hast du dich auf ihn gestürzt! Marken, diese Männer wollen uns helfen .«
    »Aber …« Er blickte flussaufwärts. Der Soldat kam würgend und spuckend zu sich.
    »Du erinnerst dich an Ormns Sohn, ja? Diese Männer hier sind auch solche Söhne. Die Söhne von Dhurmmets. Ormn hat sie den Feind genannt. Ich nenne sie Retter.«
    Sie kam auf Marken zu, schaute zu ihm auf. Ihm kam es so vor, als hätten sich die Narbenlinien im Gesicht der Unda verändert. Waren es mehr geworden?
    Sie gab ihm das Schwert.
    »Marken, der wahre Retter aber bist du. Ich danke dir. Du hast mir deine Hoffnung gegeben, ein wahrlich kostbares Geschenk. Was du getan hast, hat mich aus der Finsternis geholt, in die ich gestürzt war. Ach, Endhemone … sie ist fort, für immer. Dieser Fluss wird vertrocknen, seine Quelle versiegen. Die Welt wird vergessen, was Gerechtigkeit bedeutet. Dunkle Zeiten brechen an. Aber wir geben nicht auf, noch nicht   – oder?«
    »Niemals, Smirn. Wir geben niemals auf.«
15
    Einer seiner Männer trat von hinten an den sitzenden Dern heran und flüsterte ihm etwas zu. Dern lächelte schwach und nickte.
    »Man macht mich darauf aufmerksam, dass unsere Zeit knapp bemessen ist. Wir haben lange nach euch gesucht. Die Szasla hat uns geführt und dennoch hat es gedauert. Auch nach der anderen Unda suchen wir   – ja, der Szasran konnte von zwei Hohen Frauen berichten, die durch diesen Krieg gehen sollen wie die Sonne durch den Tag: unaufhaltsam und unbeirrbar.«
    Utate unterbrach ihre Übersetzung, stellte offenbar Fragen. Nach einem kurzen Gespräch mit Dern wandte sie sich wieder Kersted und den anderen zu.
    »Er sagt, er kennt Kwothiens Quellen und hat mehrere Trupps in die Gegend geschickt. Er ist sicher, Smirn zu finden und sie unterstützen zu können. Aber die Globa ist nun gewissermaßen ein Grenzfluss geworden, gerade dort werden auch Dhurmmets sein. Was Dern berichtet, besorgt und beruhigt mich zugleich.«
    »Smirn und Marken sind also mitten hinein in diesen Krieg geraten«, sagte Kersted. »Aber sie haben, genau wie wir, nichts damit zu tun. Marken weiß, wie er sich zu verhalten hat.«
    Utate schwieg und auch Kersted konnte nicht mehr gegen seine Unruhe anreden   – Marken war nicht gerade ein großer Diplomat; er wusste ganz sicher, wie man sich verhalten sollte, tat aber meist das Gegenteil.
    »Gehen wir also zurück oder vertrauen wir auf das Schicksal   – und auf Derns Leute?«, fragte er an Utate gewandt.
    Nendsing sah ihn verwundert an. »Zurück? Was meinst du? Was habt ihr vor?«
    »Die

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