Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
wegen des besonders feinen Korns mitgenommen hatte. Ihm war jetzt warm geworden, die Arbeit hatte ihn gepackt. Als Unterlage zog er sich den hornigharten Fuß des Mammuts zwischen die Beine und legte den Flintsteinknollen darauf. Mit seinem Steinschlägel fing er an, ihn so aus seiner Kreideschicht zu lösen, dass eine abgeflachte Form verblieb, die Eierähnlichkeit bekam. Dann drehte er den Stein auf eine Seite, nahm den Beinschlägel und schlug von oben und von außen nach innen lange, dünne Splitter ab, bis der Stein oben glatt und abgeplattet war.
Dann hielt Droog inne. Er legte eine Hand um sein Amulett und schloss die Augen. Glück musste Geschicklichkeit begleiten, wenn die nächsten, alles entscheidenden Schläge gelingen sollten. Er streckte beide Arme aus, krümmte und streckte mehrmals seine Finger und griff wieder zum beinernen Schlägel. Ayla hielt den Atem an. Am einen Ende der eiförmigen Platte galt es, einen kleinen Splitter herauszuhauen, um eine Einkerbung zu schaffen, deren Fläche in gerader Richtung zu dem Splitter verlief, den er abschlagen wollte. Diese Schlagfläche musste sein, um sicherzustellen, dass der Splitter sauber und mit scharfen Kanten abspringen würde. Droog musterte prüfend beide Enden der ovalen Oberfläche, entschied sich für eines, nahm genau Maß und schlug zu. Sein Atem, den er angehalten hatte, drang pfeifend und erlöst heraus, als der kleine Splitter krachend absprang. Er hielt den Stein fest auf der Unterlage, schätzte Entfernung und Aufschlag und hieb mit dem beinernen Schlägel in die Kerbe hinein. Ein nützlich geformter Splitter löste sich; lang und oval, mit scharfen Rändern, außen abgeflacht, nach innen zu ganz leicht gerundet.
Droog betrachtete nochmals prüfend den Formkern, drehte ihn und schlug am anderen Ende ebenfalls einen Splitter heraus, um eine zweite Kerbe zu erhalten. Dann hieb er wieder zu - ein neuer Splitter sprang zu Boden; nahm wieder Maß und hob den Arm. In kürzester Zeit hatte Droog auf diese Weise sechs Splitter aus dem Stein herausgemeißelt. Sie waren alle länglich oval und verjüngten sich an einem Ende fast zu einer Spitze. Er prüfte die Splitter genau, bevor er sie in eine Reihe nebeneinander legte. Jetzt war ihnen noch der letzte Schliff zu geben, damit sie zu Geräten wurden, die einen bestimmten Nutzen haben sollten.
Vorsichtig schlug Droog mit einem kleinen, etwas abgeplatteten runden Stein eine scharfe Kante des Splitters ab, damit die Spitze herausgearbeitet und die Oberseite abgestumpft war, so dass man das Messer halten konnte, ohne sich an der Klinge zu schneiden. Aus schmalen Augenschlitzen musterte er das Messer, hieb hier und da noch ein Winziges ab, legte es dann befriedigt aus der Hand und griff zum nächsten Splitter.
Dieser, den Droog wählte, war größer. Die eine Kante war beinahe gerade. Droog stemmte den Splitter gegen die Unterlage und drückte mit einem kleinen Knochen ein winziges Stück aus dem Klingenrand heraus. Mehrmals wiederholte er dieses, bis die Klinge grob gezähnt war. Die Oberkante wurde abgestumpft und die Steinsäge war fertig. Droog nickte zufrieden und legte sie weg.
Mit demselben kleinen Knochen bearbeitete er dann die scharfe Kante eines kleineren, stärker gerundeten Splitters, bis eine steile Wölbung nach außen entstand, ein kräftiger Schaber mit nicht allzu scharfer Klinge, der nicht so leicht abbrach, wenn man Tierhäute oder Holz zu glätten hatte, und keine Schnitte in die Häute machte. Einen anderen Splitter versah er mit einer einzigen, tiefen Kerbung. Er würde besonders zum Formen von Speerspitzen taugen. Beim letzten Splitter, der am dünneren Ende zu einer scharfen Spitze zusammenlief, jedoch ziemlich gewellte Ränder hatte, stumpfte er eine Seite ab, ließ aber die Spitze. Das Werkzeug konnte als Ahle dienen, um Löcher in Tierhäute zu stechen, oder zum Bohren verwendet werden, um Holz oder Knochen mit Löchern zu versehen.
Noch einmal betrachtete Droog die Gerätschaft, die er gefertigt hatte. Dann winkte er Ayla. Er reichte ihr, die immer noch große Augen machte, den Schaber und einen der breiten scharfkantigen Splitter, die beim Fertigen der Handaxt abgefallen waren.
"Die kannst du haben", bedeutete er ihr. "Du kannst sie vielleicht gebrauchen, wenn du mit uns das Mammut jagen gehst."
Aylas Augen leuchteten. Sie hielt die Werkzeuge so behutsam in den Händen, als wären es die kostbarsten Geschenke. Werden die Männer mich wirklich auserwählen, sie auf die
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