Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Schlafpelze. Am anderen Morgen setzten sich die Männer etwas abseits zusammen, ließen noch einmal in weitschweifigen Gebärden die Gefahren der Jagd aufleben und bezeugten einander Bewunderung für eines jeden Tapferkeit, während die Frauen sich an die Arbeit machten. Zwar floss in der Nähe ein kleiner Bach, doch war es zu umständlich, jedes Mal durch die ganze Schlucht zu laufen, um Wasser zu holen. Und nachdem die Frauen alles in einzelne Teile zerlegt hatten, rückte man näher an das Gewässer. Die Knochen ließ man den aasigen Tieren.
    Fast alles war zu verwenden. Aus der dicken, zähen Haut des Mammuts konnte vielerlei gefertigt werden: Fußzeug, das kräftiger und haltbarer war als das aus den Häuten anderer Tiere, Einschlupfdecken, die man vor die Höhle hängen konnte, um den Wind abzuhalten. Kochgefäße, kräftige Riemen, Unterschlupfplanen, die vor Wind und Wetter schützten, wenn man so wie zur Zeit - im Freien lagerte. Mit dem weichen, flaumigen Körperhaar konnte man Schlafsäcke und Matten ausstopfen. Das Zottelhaar und die Sehnen wurde man zu festen Schnüren drehen. Blase, Magen und Gedärm waren als Wasser und Vorratsbehältnisse verwendbar.
    Besonders wertvoll war das Fett, das aus dem Gewebe des Tieres gewonnen wurde. Für die Clan-Leute war es eine wichtige Kraftnahrung, die sie im Winter widerstandsfähiger gegen die Kältnis machte und ihnen in den warmen Jahreszeiten nach körperlicher Anstrengung verbrauchte Energie zurückgab. Es fand aber auch vielseitige andere Verwendung: Mit Fett konnte man Tierhäute bearbeiten, so dass sie haltbar und geschmeidig blieben; Fett diente als Brennstoff für Steinleuchten, die Licht und Wärme spendeten; man rieb Felle und Häute damit ein, um sie wasserdicht zu machen; man mischte es als Bindemittel in Salben und Pasten; es war nützlich, wenn man mit feuchtem Holz ein Feuer machen wollte oder lang brennende Kienspäne brauchte; wenn nichts anderes zur Hand war, konnte man Fett statt Holz zum Heizen verwenden.
    Während sie emsig bei der Arbeit saßen, blickten die Frauen immer wieder zum Himmel hoch. Blieb das Wetter so klar wie heute, so würde das Fleisch durch die unablässig blasenden Winde etwa in soviel Tagen wie Finger an einer Hand und zwei der anderen dazu gedörrt sein. Rauchfeuer brauchten nicht entzündet zu werden - für Fliegen, die das Fleisch hätten verderben können, war es sowieso zu kalt -, und das war gut so. Holz und anderes brennendes Zeug gab es hier im kalten, öden Steppenland viel weniger als in den Wäldern der Hügel, wo die heimische Höhle lag, oder auch in den weiter unten gelegenen Steppengebieten, in denen knorrigbucklige Bäume gediehen. Wenn der Himmel verhangen wäre oder wenn es regnete, würde das Trocknen der dünngeschnittenen Fleischstreifen wesentlich länger dauern. Der feintrockene Schnee, den die böigen Winde aufwirbelten, hatte nichts zu bedeuten. Nur wenn das Wetter umschlagen, warm und feucht werden sollte, würde das die Arbeit verzögern. Die Frauen hofften auf trocknes, klares, kaltes Wetter. Diese riesigen Fleischmassen konnte man nur dann zur Höhle zurückschleppen, wenn sie gründlich gedörrt, also leichter waren.
    Mit großen Schabern rückten die Frauen der schweren, mit zottigem Fell bedeckten Haut des Mammuts zuleibe, lösten die wabbelige Fettschicht, entfernten die Blut- und Nervenstränge und den Haarbalg. Das in der Kälte sofort zu massigen Brocken erstarrte Fett taten sie in große Tierhautbehälter, die sie über den Feuern aufhängten, und gössen das ausgelassene Fett in die gesäuberten Gedärme, die sie zunächst an einem und, wenn sie gefüllt waren, am anderen Ende zubanden. Das Fell des Mammuts zertrennten sie in handliche Stücke und rollten sie fest zusammen. Später, wenn Schnee und Kältnis die Clan-Leute wieder in die Höhle verbannten, würde die Haut enthaart und bearbeitet werden. Selbstverständlich würden sie auch die Stoßzähne mitnehmen, die jetzt zum Zeichen ihrer Überlegenheit am Lagerplatz aufgestellt waren.
    In jenen Tagen, an denen die Frauen ständig bei der Arbeit waren, machten die Männer Jagd auf kleineres Wild oder hockten beisammen und überwachten, wenn auch nicht allzu scharf, das Tun und Treiben im Lager. Als vor zwei Tagen die Jäger und Frauen der Bequemlichkeit halber sich näher zum Bach hin gelagert hatten, waren ihnen auch die aasigen Tiere gefolgt, so dass man die Fleischstücke, die zum Trocknen über ausgespannten Schnüren und Riemen

Weitere Kostenlose Bücher