Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
war, stieß tief hinein und durchtrennte mit einem raschen Ruck die Sehnen. Qualvoll hob das Tier den Rüssel und stieß schrill seinen Schmerz in die Luft. Zurück konnte es nun auch nicht mehr. Geschwind folgte Goov Brouds Beispiel und lahmte das andere Bein. Wie vom Blitz getroffen stürzte das mächtige Tier auf die Hinterhand.
Sofort sprang Crug hinter seiner Deckung hervor, holte weit aus und stieß seinen langen spitzen Speer tief in das angstoffene Maul des Tieres, das ihn mit seinem Rüssel zu umfassen suchte, dann aber Blut und Geifer spie. Schnell griff der Jäger zum nächsten Speer. Schon sprangen Brun und Grod und Droog hinzu, etwas höher im Fels zu beiden Seiten des zitternden Fellgebirges, in dessen massige Flanken sie nun ihre Speere bohrten. Brun stach ihm eines der kleinen Augen aus. Ein heißer Blutstrahl ließ ihn fast erblinden. Der Fellberg schwankte; ein Beben durchlief die einst schwarzfelligen Seiten, aus denen nun rote Quellen sprangen; ein letzter markerschütternder Trompetenstoß, mit dumpfem Krachen schlugen vorn die Zähne auf den Fels; der Rüssel rutschte noch ein Stückchen nach, und etwas Felsstaub wurde aufgewirbelt, als ihm das letzte bisschen Luft entströmte. Die Männer hielten keuchend inne. Wie angewurzelt blieben sie stehen, stierten auf das tote Tier und konnten es nicht fassen. Totenstille. Die Männer sahen sich an, spürten ihre Herzen rascher schlagen, und tief aus ihrem Innern schoss ein Gefühl der Überlegenheit empor, das sich mit einem wilden Siegesschrei gehörig Luft machte. Sie hatten es geschafft! Sie hatten das mächtige Mammut erlegt.
Mit Geschick und Schläue und dank ihres Willens, zusammenzuhalten und das Äußerste zu wagen, hatten diese Erdlinge das Riesentier getötet. Keiner der reißenden Vierbeiner, ganz gleich, wie schnell, wie kraftvoll oder listig er auch war, konnte ihnen das nachmachen.
Broud kletterte zu Brun auf den Fels hinauf und sprang von dort auf das gefällte Tier hinunter. Und gleich darauf war Brun an seiner Seite, schlug seinem Sohn mit Freude auf die Schulter, zog dann seinen Speer aus der leeren Augenhöhle des Mammuts und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm hoch über seinen Kopf. Die anderen vier Männer kamen auch hinzu und gaben sich gemeinsam dem alten Tanz der Freude hin.
Schließlich sprang Brun herunter und ging einmal um die Beute herum die, die enge Spalte beinahe ausfüllte. Nicht einer seiner Männer war verwundet worden. Nicht einer hatte auch nur eine Schramme abgekriegt. Ihre Jagd war von großem Glück begleitet worden.
"Wir müssen den Geistern unseren Dank erweisen", bedeutete der Clan-Führer den Männern. "Nach unserer Rückkehr soll der Mog- ur eine ganz besondere Feier machen. Jetzt nehmen wir uns nur die Leber - ein jeder von euch soll davon seinen Teil erhalten, und etwas für Zoug und Dorv und den Mog-ur. Was bleibt, geben wir dem Geist des Mam-Muts. So hat der Mog- ur mir geraten. Wir verbergen es hier, wo wir das Mam-Mut besiegten, und vergraben auch die Leber des Jungtiers, das da drinnen ist."
Brun deutete mit der blutbespritzten Hand auf das aufgeschwollene Tiergebirge, um das sich mittlerweile ein dunkelroter See gebildet hatte. "Der Mog-ur hat mich geheißen, das Gehirn nicht anzurühren. Es muss bleiben, wo es ist, damit der Geist des Mam-Muts es behalten kann. Wer hat den ersten Schlag geführt? Broud oder Goov?" begehrte Brun zu wissen.
"Broud", antwortete Goov.
"Dann kommt ihm das erste Stück der Leber zu. Aber allen gebührt der Ruhm, das mächtige Mam-Mut erlegt zu haben."
Broud und Goov wurden ausgeschickt, die Frauen zu holen.
Die Arbeit der Männer war getan. Nun hatten die Frauen die Hände zu rühren, das Tier zu zerlegen und das Fleisch zu dörren.
Inzwischen entfernten die Jäger noch das Innere des mächtigen Tierkörpers und hoben das fast voll entwickelte Ungeborene aus dem Leib.
Nachdem die Frauen eilfertig eingetroffen waren, halfen ihnen die Männer noch beim Häuten des Mammuts, denn das Tier war so riesig; dass alle mit anpacken mussten. Fleischstücke, die von Clan- Leuten besonders gern gegessen wurden, schnitten die Frauen heraus und verwahrten sie zum späteren Gefrieren in Steinkammern, die sie selbst errichten würden. Rings um das, was dann noch übrig war von dem Kadaver, wurden Feuer angezündet, die verhindern sollten, dass das Fleisch gefror und gierige Aasfresser sich daran vergriffen.
Erschöpft, müde, gesättigt und zufrieden wickelten die ClanLeute sich in ihre
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