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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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FrauenFertigkeiten leicht begriffen. Wie konnte sie das Jagen lernen? Und wieso nur das reißende Getier? Und so gefährliches dazu? Warum denn überhaupt?
    Brun fuhr sich ratlos durch das dichte Haar. Wäre sie ein Mann, so würde jeder Jäger sie beneiden. Aber sie ist es nicht.
    Ayla ist eine Frau. Sie hat sich an einer Waffe vergriffen und muß dafür sterben, sonst werden uns die Geister schrecklich zürnen. Wirklich? Zürnen? Sie jagt doch schon seit langem. Und wie kommt es dann, dass uns die Geister noch nicht zürnen? Es sieht so aus, als hätten sie gar nichts dagegen. Wie wir das Mammut jagten, haben sie uns doch beigestanden und alles zu einem glücklichen Ende gebracht. Und auch nicht ein Mann ist verletzt. Sie haben keinen Zorn gegen uns, die Geister. Sie sind uns freundlich gesinnt.
    Verwirrt schüttelte Brun den massigen Kopf. Die Wege der Geister waren ihm fremd. Er wünschte, der Mog- ur wäre hier und Droog, dachte der Clan-Führer, der glaubte fest, dass sie das Glück mit sich trüge; könnte ja sein, dass er recht habe. Nie wäre es den Clan- Leuten so gut gegangen wie seit jenem Tag, an dem Ayla gerunden wurde. Aber wenn sie so hoch in der Gunst der Geister stünde, würde es sie erbittern, wenn man sie tötete? Das wollte doch der Brauch. Quälende Unsicherheit bohrte sich in Bruns Hirn. Warum musste gerade sein Clan sie finden? Es könnte ja schon sein, dass sie das Glück mit sich trüge, aber ihm machte sie immer wieder das Leben schwer. Tief atmend schwang Brun seine Keule wieder auf die Schulter. Eine Entscheidung war jetzt nicht zu treffen, ohne vorher den Mog- ur zu Rate gezogen zu haben. Wenn man zurück war in der Höhle, dann würde man weitersehen.
    Brun stampfte zum Lagerplatz.
     
    Ayla hatte dem Jungen einen Trank eingeflößt, der die
    Schmerzen linderte und ihn schläfrig machte. Sie säuberte seine Wunden, renkte den Arm ein und verband ihn mit feuchter Birkenrinde, die starr und hart wurde, wenn sie trocknete so dass die Knochen sich nicht wieder verschieben konnten. Man musste nur darauf achten, dass der Arm nicht zu stark anschwoll.
    Ayla sah Brun zurückkommen und begann zu zittern. Doch er schritt an ihr vorüber, ohne sie zu beachten.

14
    Es war, als drehte sich das Jahr rückwärts, als die Jäger und Frauen mit ihrer Beute auf das untere Land zu zogen. Denn hier war es Herbst. Drohende graue Wolken und Geruch von Schnee trieben die Clan-Leute zur Eile; hier wollten sie nicht in das erste Schneetoben des frühen Winters im oberen Teil der Halbinsel geraten. Das mildere Wetter im unteren Land weckte trügerisches Ahnen von nahendem Frühling, doch statt grünender Knospen und aufbrechender Blüten erwarteten sie das fahle Gelb ausgedörrten Grases und die fast nackten Äste der Laubbäume. Auch hier war der Winter nicht mehr fern.
    Für den Rückmarsch zur Höhle brauchte man länger. Denn die Lasten drückten und machten einem das Atmen schwer. Viel schwerer jedoch als die prall gefüllten Körbe und sonstigen Behältnisse lasteten auf Ayla Angst und Niedergeschlagenheit. Keiner tat des Vorgefallenen auch nur die geringste Erwähnung. Doch es war nicht vergessen. Häufig, wenn das Mädchen zufällig aufsah, fing es die forschenden Blicke der anderen auf, bevor diese sich hastig abwandten. Kaum jemand wollte etwas mit ihr zu tun haben, wenn es nicht unbedingt nötig war. Sie fühlte sich einsam und ausgestoßen, und ihre Angst wuchs, je näher sie der Höhle kamen.
    Schon seit Tagen hatten die in der Höhle Verbliebenen nach den Jägern Ausschau gehalten. Immer stand jemand, meist eines der Kinder, oben am Grat, wo man weit über die Ebene blicken konnte, und spähte aufmerksam in die Richtung, aus der sie kommen mussten.
    Heute hatte Vorn schon in aller Frühe sich auf den Weg zum Grat gemacht und zunächst gewissenhaft in die dunstige Ferne geblickt; nach einer Weile jedoch begann ihm die Zeit etwas lang zu werden. Er stellte sich vor, auf der Jagd zu sein, und rammte seinen Speer so oft mit aller Kraft in den Boden, bis schließlich die Spitze splitterte. Und als er unmutig den Kopf hob und den langen Hang hinunterblickte, sah er die Jäger auftauchen.
    "Stoß-Zähne! Stoß-Zähne!" schrie Vorn und rannte zur Höhle zurück.
"Stoß-Zähne?" fragte Aga. "Wieso denn das?"
"Sie sind zurück!" gab Vorn aufgeregt zu verstehen. Brun und Droog und die anderen. Er habe sie gesehen. Sie trügen Stoßzähne.
Sofort rannten alle in wildem Lauf den Jägern entgegen. Doch als man

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