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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zu befragen. Doch wir haben gesehen, wie sie die Hyäne erlegte, und sie trug eine Schleuder in der Hand."
Für den Clan-Führer war es klar, dass sie üben musste, um so hohes Geschick zu haben. Ayla wisse mit der Schleuder besser umzugehen als Zoug. Und dazu noch eine Frau! Wie sie es wohl gelernt hä tte? Ob es denn sein könnte, dass sie etwas von einem Mann in sich trüge? Wenn man sie anschaute, sie sei so hochgewachsen wie ein Mann und doch noch nicht mit den Formen einer Frau versehen. Ob es denn sein könnte, dass Ayla niemals eine Frau würde?
Fragend schaute Brun seinen Bruder an. Der Mog-ur antwortete: "Ayla ist ein Mädchen, Brun, und eines Tages wird sie eine Frau wie alle Mädchen - sie wäre es geworden", schränkte er ein. "Sie ist ein Mädchen, das sich an einer Waffe vergriffen hat."
Der Zauberer war hart zu sich selbst. Er wollte keinen falschen, täuschenden Trost.
"Sie soll uns zeigen, wo und wie lange sie schon jagt. Aber das muß bis zum Morgen warten. Wir sind alle müde, Mog- ur, die Wanderung war lang. Laß Ayla wissen, dass wir sie befragen werden", endete Brun.
Creb humpelte zur Höhle zurück. In seinem Wohnkreis blieb er jedoch nur kurz, um Iza zu bedeuten, dass die Männer das Mädchen morgen befragen wollten. Dann zog er sich in seine kleine Höhle zurück. Die ganze Nacht verbrachte er dort.
Stumm und ohne jede Bewegung blickten die Frauen den Männern nach, die, von Ayla gefolgt, dem Wald zustrebten. Geteilte Empfindungen stritten in ihnen. Ayla selbst war gleichermaßen verwirrt. Sie hatte zwar immer gewußt, dass Frauen die Jagd verboten war, aber nicht, dass die Strafe der Tod sein sollte, falls der Mißbrauch offenkundig wurde. Und hätte ich es gewußt, so fragte sie sich, hätte ich mich dann davon abhalten lassen zu jagen? Nein! Ich wollte jagen. Dennoch hätte ich gejagt. Aber als Ayla sich vorstellte, dass die bösen Geister sie bald ins Reich der Toten schleppen würden, zuckte sie zusammen und lief langsamer.
Ihre Furcht vor den unsichtbaren bösen Mächten war so stark wie ihr Glaube an die Kraft schutzspendender Totems. Doch sie befürchtete, dass nicht einmal der Geist des Höhlenlöwen sie würde beschützen können. Ich muß es falsch gedeutet haben, schoß ihr durch den Kopf. Wie kann mein Totem mir ein Zeichen geben, das mir die Jagd erlaubt, wenn es weiß, dass ich dafür zu sterben habe? Es hat mich wohl schon damals verlassen, als ich das erste Mal nach einer Schleuder griff.
Die Männer gelangten zu einer Lichtung und ließen sich zu beiden Seiten von Brun auf Baumstümpfen und Felsbrocken nieder. Als Ayla herankam, sank sie zu Füßen des Clan-Führers nieder.
Brun tippte ihr leicht auf die Schulter zum Zeichen, dass sie zu ihm aufsehen durfte, und begann ohne Umschweife das Verhör.
"Hast du die Fleischfresser getötet, die wir immer wieder gefunden haben?" fragte er kurzerhand.
    "Ja", bedeutete das Mädchen.
    Wozu jetzt noch etwas verbergen? Ihr Geheimnis war an den Tag gekommen, und die Männer würden es spüren, wenn sie versuchte, etwas für sich zu behalten.
    "Wie hast du gelernt, eine Schleuder zu gebrauchen?" "Von Zoug", gab sie kurz und mit gesenktem Kopf zurück. "Zoug?" echote Brun.
Alle Blicke richteten sich anklagend auf den alten Mann, der hastig bezeugte, dass er das Mädchen nie unterwiesen habe. "Zoug wusste nicht, dass ich von ihm lernte", erläuterte Ayla darauf. "Ich habe es von ihm abgeschaut, wenn er Vorn unterwies, und dann nachgemacht."
    "Wie lange jagst du schon?" wollte Brun wissen.
"Zwei Sommer", gab Ayla zurück und streckte Daumen und Zeigefinger hoch. "Im Sommer davor habe ich nur geübt." "So lange übt auch Vorn", warf Zoug ein.
"Ich weiß", bestätigte Ayla. "Ich habe zusammen mit ihm angefangen."
"Wieso bist du dir dabei so sicher, Mädchen?" Brun war neugierig.
"Ich war dabei. Ich habe zugesehen."
"Du warst dabei? Wo?"
"Auf der Lichtung, da hinten." Ayla wies über die Köpfe der Männer und wurde genauer. "Iza hieß mich, ihr Kirschrinde zu bringen. Als ich zu den Bäumen kam, wart ihr alle da, so dass ich sie nicht holen konnte. Da ich nicht wusste, wie lange ihr bleiben würdet, wartete ich und sah zu, wie Zoug zum ersten
Mal Vorn das Schleudern zeigte."
"Was? Das erste Mal?" mischte sich Broud mit hastiger Gebärde ein. "Bist du sicher, dass es das erste Mal war?" Brouds Augen hatten wieder den alten, harten Glanz bekommen. Jenen Tag hatte er nur allzu deutlich noch im Kopf. Selbst jetzt stieg ihm eine

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