Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
an Steine und Bäume stoßen.
Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, und auch kein Ziel vor Augen. Doch ihre Füße folgten einem Weg, den sie viele Male zuvor gegangen war. Wie blind tappte Ayla am Fuß der steilen Felswand entlang, vorbei an dem gischtsprühenden Wasserfall, bis plötzlich freundliche Vertrautheit sich in ihr regte. Und als sie aus dem lichten Wald trat, in dem Nadelbäume einträchtig neben Krüppelbirken und Weiden standen, sah sie vor sich ihre Bergwiese liegen.
Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal hier oben gewesen war? Als sie richtig zu jagen begonnen hatte, war sie nur noch selten hier he raufgestiegen; nur damals, als sie den Doppelschuß geübt hatte, war sie häufiger heraufgekommen. Stets hatte sie hier nur geübt und nie gejagt. War sie im letzten Sommer überhaupt hier gewesen? Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
Ayla drückte das Gewirr nackter Äste und Zweige auseinander und schlüpfte in ihre Höhle. Sie schien ihr kleiner geworden. Da ist der alte Schlafpelz, dachte sie, und der Tag, an dem sie ihn heraufgeschleppt hatte, stand ihr plötzlich klar vor Augen. Hörnchen hatten sich ein Nest darin gemacht. Sie trug ihn ins Freie und schüttelte ihn aus. Er war noch recht gut - ein wenig steif, doch gut erhalten, weil es trocken war im Inneren der Höhle. Froh, etwas Warmes zu haben, hängte sie ihn um sich und lief wieder in die Höhle.
Da war ja die alte Haut! Sie hatte ihr, mit Gras unterlegt, als Liegematte gedient. Ob wohl das Messer noch da ist? schoß es ihr durch den Kopf. Das Holzbrett war heruntergefallen, doch das Messer musste noch irgendwo liegen. Da war es! Ayla hob die Flintsteinklinge auf und wischte sie ab, um mit ihr die alte Tierhaut zu zerschneiden. Sie streifte sich das nasse Fußzeug von den Füßen und fädelte die Riemen durch die Löcher in den runden Stücken, die sie neu herausgeschnitten hatte. Dann stopfte sie die trockenen neuen Hüllen mit dürrem Gras aus und schnürte sie sich um die Füße. Die nassen breitete sie zum Trocknen aus.
Jetzt schnell ein Feuer machen! Ayla schaute sich um. Das dürre Gras gibt guten Zunder, dachte sie und fegte es mit den Händen zu einem Haufen an der Felswand zusammen. Das Holzbrett ist trocken; ich kann Späne davon abschlagen und ein Stück davon zum Feuermachen nehmen. Als sie sich nach einem Stock umschaute, den sie daran zwirbeln konnte, erblickte sie den alten Trinkbecher aus Birkenrinde. Den könnte ich auch für das Feuer nehmen, dachte sie erfreut. Doch nein, den hob sie lieber auf, um Wasser zu holen. Ayla bemerkte den Sammelkorb in der Ecke, ging hin und blickte hinein und traute ihren Augen nicht: Drinnen lag eine alte Schleuder. Das Mädchen hielt das Lederband hoch. Sie ist zu klein, stellte es enttäuscht fest, und die Mäuse haben an ihr genagt.
Ich bin verflucht worden. Wegen dieser Schleuder bin ich verflucht worden. Ich bin tot. Wie kann ich an Feuer und Schleudern denken? Ich bin tot. Aber ic h fühle mich nicht tot. Ich fühle nur Kälte und Hunger. Spürt einer, der tot ist, Kälte und Hunger? Ist mein Geist schon im Jenseits? Ich weiß noch nicht einmal, was mein Geist ist. Ich habe nie einen Geist gesehen. Creb hat mir bedeutet, dass niemand die Geister zu sehen vermag. Aber er kann mit ihnen sprechen. Warum konnte dann Creb mich nicht sehen? Warum konnten die anderen mich nicht sehen? Ich muß tot sein. Aber warum denke ich dann an Feuer und Schleudern? Weil ich hungrig bin.
Ayla hatte sich auf den leicht gewellten trockenen Boden der Höhle gesetzt, die Beine an die Brust gezogen und das Kinn auf die Knie gestützt. Soll ich mit der Schleuder losziehen und mir etwas schießen? Warum denn nicht? Ich bin ja schon verflucht; was können sie mir noch antun? Aber die Schlappschleuder hier taugt nichts mehr. Ich brauche eine neue. Aus dieser alten Haut da? Nein, die ist zu steif, verwarf sie den Gedanken, die hat zu lange hier draußen gelegen. Ich brauche weiche, geschmeidige Haut. Ayla sah sich in der Höhle um. Wenn ich keine Schleuder habe, kann ich nicht einmal ein Tier töten, um mir aus seiner Haut eine neue zu machen. Mit flinken Augen suchte sie die Höhle ab. Nichts.
Mutlos starrte sie zu Boden. Und plötzlich sah sie, worauf ihre Hände lagen. Mein Überwurf! Ihr Überwurf war weich und geschmeidig. Da wird schon ein Stück aus ihm herauszuschneiden sein. Ermutigt blickte sich Ayla noch einmal in der Höhle um. Da sind ja mein alter Grabstock und Eßgefäße! Ach ja, ein paar

Weitere Kostenlose Bücher