Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Muschelschalen muß es hier geben, erinnerte sich das Mädchen. Es war hungrig. Und dann fielen ihm die Nüsse ein.
Ayla hatte wieder zu leben begonnen. Schnell lief sie hinaus und sammelte die Nüsse ein, trug sie in die Höhle und aß so viele davon, wie ihr geschrumpfter Magen aufnehmen konnte. Dann streifte sie den alten Pelz und ihren Überwurf darunter ab und schnitt ein Stück aus ihm heraus, um sich damit eine neue Schleuder zu machen. Dem Hautstreifen fehlte zwar die Kuhle für den Stein, aber sie glaubte, es würde auch so gehen.
Nie zuvor hatte sie gejagt, um sich Nährendes zu beschaffen, und das Kaninchen, das sie danach aufscheuchte, war flink, doch nicht flink genug. Sie glaubte, sich zu erinnern, dass sie an einem Biberdamm vorübergekommen war. Und beinahe wäre ihr das Tier entwischt. Auf dem Rückweg zur Höhle entdeckte sie einen kleinen, grauen, kreidigen Steinbrocken, der nicht weit vom Bach lag. Flintstein! Sie hob den Brocken auf und schleppte ihn ebenfalls mit zurück. Nachdem Kaninchen und Biber in der Höhle verstaut waren, ging Ayla los, um Holz zu sammeln und sich einen Steinschlegel zu suchen.
Als sie zurückkam und Feuer machen wollte, fiel ihr ein, dass sie kein Zwirbelholz hatte. Es muß richtig trocken sein, mahnte sie sich. Das Holz hier ist ein wenig feucht. Ihr alter Grabstock fiel Ayla ins Auge. Der müßte gehen. Es war schon schwer für das Mädchen, ohne Hilfe ein Feuer zu entfachen. Es war gewöhnt, sich beim Zwirbeln mit einer anderen Frau abzuwechseln. Endlich, ihr war schon richtig warm geworden, fiel von der Unterlage ein glimmendes Stück auf den trockenen Zunder darunter. Vorsichtig begann sie zu blasen und atmete erleichtert auf, als kleine, spitze Flammen aufsprangen. Nach und nach gab sie die dürren Späne zum Feuer, dann größere Scheite des alten Holzbretts. Als das Feuer kräftig brannte, legte sie die größeren Holzstücke auf, die sie gesammelt hatte, und bald erfüllte Wärme die kleine Höhle. Ich muß mir ein Kochgefäß machen, dachte sie, während sie das gehäutete Kaninchen aufspießte und den Biberschwanz darauflegte, damit sein Fett das magere Fleisch durchtränken konnte. Ich brauche auch einen neuen Grabstock und einen Sammelkorb. Creb hat meinen Korb ja verbrannt. Alles hat er mir verbrannt, sogar meinen Medizinbeutel. Warum nur?
Tränen stiegen Ayla in die Augen und strömten über ihre Wangen. Sie war allein jetzt und würde sehr viel mit sich selbst reden müssen. Iza hatte gesagt, ich wäre tot. Ich habe sie angefleht, mich anzusehen, aber sie sagte nur, ich wäre tot. Warum hat sie mich nicht angeblickt? Ich stand doch genau vor ihr, vor ihren Augen. Das Mädchen weinte eine Weile, dann setzte es sich auf, wischte sich das leicht Salzige vom Gesicht und gab sich einen Ruck. Wenn ich mir einen neuen Grabstock machen will, dann brauche ich auch eine Handaxt, sagte sich Ayla und schlug, während das Kaninchen briet, sich aus dem Flintstein eine grobe Handaxt heraus und hieb damit mühsam einen grünen Ast vom Baum. Danach zog sie nochmals aus, um Holz zu sammeln, das sie ganz hinten in der Höhle aufhäufte.
Es war dunkel, als sie fertig gegessen hatte, und Ayla war froh um das Feuer. Sie legte noch einmal Holz nach und streckte sich dann aus, in ihren alten Pelz gehüllt. Doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Sie starrte in die Flammen und durchlebte noch einmal die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Tage. Sie hatte Angst. Aber schlimmer noch als dies war das Gefühl der Verlassenheit. Seit Iza es gefunden hatte, hatte das Mädchen keine Nacht mehr allein verbringen müssen. Die Erschöpfung drückte ihm schließlich die Augen zu. Schlimme Träume trieben durch seinen Schlaf. Laut schrie es nach Iza, und in Tönen, die fast vergessen waren, rief das Mädchen nach einer anderen Frau. Aber niemand war da, es zu trösten und ihm die heiße Stirn zu kühlen.
Aylas Tage in der kleinen Höhle waren angefüllt mit emsigem Tun. Sie war nicht mehr das unerfahrene, ahnungslose Kind, das sie damals gewesen war, als das Erdbeben sie heimatlos gemacht hatte. Während der Zeit im Clan hatte sie hart arbeiten müssen, aber dabei auch viel gelernt. Sie flocht nun wasserdichte Körbe, in denen sie Wasser holen konnte, und fertigte sich einen neuen Sammelkorb. Sie bearbeitete die Häute der Tiere, die sie jagte, fütterte das Innere ihres Fußzeugs mit Kaninchenfell, machte sich Wadenwärmer aus Pelz, die sie sich mit Riemen um die Beine wickelte,
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