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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Körper, dem er nun nicht mehr angehörte, belebte, so lange blieben auch die Mächte, die ihn forttrieben, in der Nähe. Und sie konnten jenen, die noch lebten, Schaden tun, konnten versuchen, noch ein Leben mit sich zu nehmen. Es war schon vorgekommen, dass einem Verfluchten die Gefährtin oder andere ihm Nahestehende bald in den Tod gefolgt waren. Es kümmerte die Clan-Leute nicht, ob der Geist den Körper mit sich nahm oder die unbelebte Hülle zurückließ. Jetzt aber wünschten sie, Aylas Geist möge fortgehen, rasch und weit fort.
Mit verständnislosen Augen betrachtete Ayla die vertrauten Leute um sich herum, die sich alle von ihr entfernt und die gewohnte Arbeit wiederaufgenommen hatten. Doch es war, als drückte sie alle eine schwere Last. Creb und Iza gingen langsam in die Höhle. Ayla stand auf und folgte ihnen. Keiner versuchte, sie daran zu hindern, nur Uba wurde ihr ferngehalten. Zwar glaubten die Clan-Leute, Kinder genössen besonderen Schutz, doch keiner wollte die Geister versuchen.
Iza sammelte Aylas Habe zusammen, auch ihre Schlafpelze und das dürre Gras, mit dem die Erdmulde gepolstert war. Alles trug sie hinaus vor die Höhle. Creb begleitete die Medizinfrau und zündete am Höhlenfeuer einen Kienspan an. Neben einer Feuerstätte, die Ayla vorher nicht gesehen hatte, warf die Frau die Sachen nieder und eilte dann zur Höhle zurück. Creb zündete das Feuer. Mit schwerer Hand besprach er Aylas Habe und das lodernde Feuer.
Ayla blieb fast das Herz stehen, als sie sah, wie Creb ihre Sachen Stück für Stück in die Flammen warf. Eine Totenfeier würde es nicht geben für sie. Das war Teil der Strafe und Teil der Verfluchung. Und alles, was auf ihr Leben wies, musste ausgelöscht werden. Nichts durfte bleiben, was ihren Geist zurückhalten konnte. Ihre Augen weiteten sich vor Schmerz, als sie sah, wie ihr Grabstock Feuer fing, dann ihr Sammelkorb, das dürre Gras ihres Lagers, ihre Umhänge und Überwürfe. Sie bemerkte das Zittern seiner Hand, als Creb nach ihrem Pelzumhang griff, ihn flüchtig an seine Brust drückte und dann ins Feuer warf.
Hilflos stürzten Ayla die Tränen aus den Augen.
"Creb, ich habe dich lieb", flehte sie.
Er schien es nicht zu sehen. Voller Entsetzen gewahrte das Mädchen, wie der Mog- ur zu ihrem Medizinbeutel griff.
    "Nein, Creb! Nein! Nicht auch noch den!" bettelten ihre Hände. Doch es war zu spät. Der Beutel brannte schon.
Länger konnte es Ayla nicht ertragen. Blind und leer und ohne Gefühl stürzte sie den Hang hinunter in den Wald, schluchzte und schluckte vor Schmerz und hoffnungslosem Elend. Die Füße wussten nicht, wohin sie laufen sollten, es war ihnen auch gleichgültig. Gestrüpp und kahle Äste wollten ihnen den Weg versperren, doch sie rannten mittendurch, verschafften Ayla blutende Risse an Armen und Beinen, sie wateten durch kaltes Wasser und merkten nicht, dass die Sohlen vor Kälte erblaßten, schließlich stolperten sie über einen Baumstumpf - und Ayla stürzte zu Boden. Reglos blieb sie auf der frostfeuchten Erde liegen und wünschte, der Tod würde rasch kommen und sie aus ihrem Elend erlösen. Sie hatte nichts. Keine Familie, keinen Clan, keinen Grund zu. leben. Sie war tot. Sie hatten ja gesagt, dass sie tot war.
Und so fern war das Mädchen der Erfüllung seines verzweifelten Wunsches nicht. Seit der Rückkehr von der Mammutjagd - es waren mehr als zwei Tage vergangen - hatte Ayla, eingekapselt in Not und Furcht, nichts mehr gegessen und getrunken. Auch trug sie keine warme Kleidung. Ihre Füße schmerzten vor Kälte. Sie war schwach und kraftlos, völliger Erschöpfung nahe. Doch in ihr bewegte sich etwas, das stärker war als ihr Sehnen nach dem Tode. Es war dasselbe, was sie schon einmal gerettet hatte, damals. Ein unbezwingbarer Wille zum Überleben ließ sie nicht aufgeben, solange auch nur ein Funke Leben in ihr glühte.
Allmählich kam Ayla wieder zur Ruhe und Besinnung. Fröstelnd setzte sie sich auf und schlug sich. mit gekreuzten Armen auf die Schultern. Bei ihrem Sturz war sie mit dem Gesicht in einen Haufen feuchten Laubs gefallen. Sie leckte sich die Lippen, und ihre Zunge sog gierig die Feuchtigkeit auf. Sie war durstig. Sie konnte sich nicht erinnern, je in ihrem Leben so durstig gewesen zu sein. In der Nähe plätscherte Wasser. Sie sprang auf und tat einen tiefen Zug. Dann lief sie weiter, zähneklappernd, und humpelte immer stärker, und die durchfrorenen Füße schmerzten bei jedem Schritt. Nebel in ihrem Kopf ließ sie oft

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