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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Füßen.
Und als Ayla das nächstemal ihre Beute zur Höhle brachte, waren die Clan- Leute schon nicht mehr so entgeistert. Und bald sah man gar nichts Besonderes mehr darin, dass sie ständig auf die Jagd ging. Da Creb nun eine Jagende an seinem Feuer hatte, verlangte er nicht mehr seinen vollen Anteil an der Beute der anderen Jäger, es sei denn, sie zogen ohne Ayla auf Großwild aus. In diesem Frühling hatte Ayla hurtig alle Hände voll zu tun.
    Wenn sie auch jagte, so musste sie dennoch ihren Teil der Frauenarbeit leisten, und wie immer nach den langen Tagen von Dunkelheit und Kältnis galt es, frische Triebe und Wurzeln zu sammeln, aus denen Iza ihre heilenden Mittel bereiten konnte. Doch die junge Frau kannte keine Müdigkeit. Nie zuvor war sie so glücklich gewesen und so frei und so froh, jagen zu können, ohne Strafe befürchten zu müssen.
    Ebra und Uka nahmen Ayla an, wie sie war, wenn auch die beiden älteren Frauen niemals ganz vergessen konnten, dass sie von den anderen stammte. Ika war offenherzig und ihr sehr behilflich, und Aga und Aba waren äußerst ehrerbietig. Zu Ovra hatte sie das meiste Vertrauen, und selbst Oga näherte sich ihr. Die heiße Bewunderung, die Oga für Broud gehegt hatte, war allmählich abgekühlt; mit ihm zusammenzuleben hatte sich zu einer gleichgültigen Gewohnheit gewandelt.
    Broud haßte Ayla um so mehr, als sie nun auch noch zur Jägerin bestimmt war. Ohne Unterlaß suchte er nach Gelegenheiten, sie zu erniedrigen, um zu sehen, was sie darauf empfand. Doch die junge Frau hatte gelernt, mit dieser Drangsal zu leben; ihr Herz blockte sie ab, und ihr Hirn erhob sich darüber. Nie wieder, glaubte sie, würde sie durch Broud aus der Fassung geraten.
    Die Knospen an Büschen und Bäumen waren schon aufgesprungen, als Ayla eines Tages beschloß, auf Schneehühner Jagd zu machen und nachzuschauen, was sich auf Wald und Wiese an frischen Kräutern für Izas Medizinbeutel finden ließ. Den ganzen Morgen streifte sie durch das Hügelland rund um die Höhle und wanderte schließlich zu einem Grasgebiet hinunter, das unweit der Steppe grünte. Dort scheuchte sie zwei Schneehühner auf und holte die schwerfälligen Fiederlinge mit flink geschleuderten Steinen aus der Luft. Im hohen Saftgras suchte sie dann nach dem Nest. Denn Creb mochte es am liebsten, wenn die gebratenen Vögel mit ihren eigenen Eiern gefüllt waren. Da war es ja! Fast wäre sie daran vorbeigelaufen; freudig beugte sich Ayla hinunter, nahm die Eier aus dem Nest, hüllte sie sorgsam in weiches Moos und schob sie in eine Falte ihres Überwurfs. Auf einer sanft geschwungenen Anhöhe hielt sie an und hockte sich nieder. Schaute erst mal nach, ob die Eier noch heil geblieben waren, und holte sich ein Stück gedörrten Fleisches heraus und biß daran. Von einem Borkenbaum herab, in dessen Schatten sie saß, trällerte laut ein leuchtender Wiesenpieper, und zwei Sperlinge mit dunkelbraunen Köpfen hüpften geschäftig in den Brombeerbüschen nicht weit von ihr am Saum des Grasgebiets umher. Ein paar schwarzhäubige, grau gefiederte Vögel machten sich mit pfiffigem ›Zizida Zizida‹ in einer Fichte zu schaffen, die in der Nähe eines kleinen, gewundenen Baches zu Füßen der Anhöhe stand. Lauthals schimpften die Zaunkönige, während sie Ästchen und trockenes Moos zu einer Nesthöhle in dem alten, knorrigen Stechapfelbaum schleppten, der über und über in Blüte stand.
    Ayla liebte diese Augenblicke stiller Einsamkeit. Sie ließ sich von der Sonne umfassen und sog ihre Wärme auf und dachte an nichts. Erst als ein Schatten vor ihr den Boden verdunkelte, blickte sie auf und sah über sich Brouds finsteres Gesicht.
    Der Jäger hatte beschlossen, heute allein auf die Jagd zu gehen, da Brun seinen Männern diesmal Ruhe gönnen wollte. Auf Beute sehr erpicht war er allerdings nicht. Zu jagen war ihm mehr ein Vorwand gewesen, um einfach so in der warmen Frühlingssonne herumzuwandern. Schon von weitem hatte er Ayla erspäht, wie sie so untätig auf dem Hügel hockte, und wollte es sich nicht verkneifen, die köstliche Gelegenheit, diese Ayla für ihre Faulheit zu schelten, am Schöpf zu packen.
    Die junge Frau sprang auf, als sie den Jäger über sich sah, was diesem nicht paßte, denn sie war größer als er, und es ging nicht an, zu einer Frau aufblicken zu müssen. Mit kräftig behaarter Hand, auf der sich dicke Adern schlängelten, bedeutete ihr Broud, sich wieder zu setzen. Dann wollte er sie lehren, am hellen Tag hier

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