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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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schweißnasse Stirn.
Mit gierigem Mund verschlang Ayla die Luft und preßte verzweifelt weiter. Und plötzlich spürte sie, wie es ihr feucht wurde zwischen den Beinen und sich etwas in ihr löste, dem sie den Weg nach draußen bahnen musste. Noch einmal nahm sie alle ihre Kraft zusammen und gebar das Kind. Dann schwamm Ayla der Kopf, um den es dunkel wurde, und sie brach bewußtlos zusammen.
Iza schnürte ein rot gefärbtes Stück Sehne um die Nabelschnur des Neugeborenen und biß das andere Ende ab. Sie klopfte dem Winzling auf die Füße, bis aus zaghaftem Wimmern zorniges Schreien wurde. Das Kind lebte. Die Medizinfrau war tief erleichtert. Vorsichtig griff sie nach dem Kind und wusch es.
Und wie sie das tat, war ihr plötzlich, als drückte eine eisige Hand ihr das Herz ab. Warum? Warum auch das noch nach all dem, was sie erlitten und erduldet hat? Mit tiefgehaltener Stirn schaute Iza das Kleine an und wickelte es in das weiche Kaninchenfell, das Ayla gefertigt hatte. Dann drückte sie Ayla ein Heilgebinde zart zwischen die Beine. Ayla stöhnte und schlug die Augen auf.
"Mein Kind, Iza. Ist es ein Junge oder ein Mädchen?" fragte sie mit flacher Gebärde.
"Ein Junge, Ayla", gab die Frau zurück. "Aber es ist mißgestaltet", setzte sie eilig hinzu, um Ayla gar nicht erst Hoffnung zu machen. Das Leuchten, das sich auf Aylas Gesicht hatte ausbreiten wollen, gerann zu ungläubigem Entsetzen.
"Nein! Das kann nicht sein! Zeig ihn mir", flehte Ayla und streckte die bebenden Arme aus.
Iza brachte das Kind.
"Ich habe so etwas befürchtet, Ayla. Es geschieht häufig, wenn eine Frau schwer an dem Kind zu tragen hatte. Es tut mir sehr leid."
Die junge Gebärerin schlug das weiche Fell auseinander und betrachtete mit großen Augen ihren winzigen Sohn. Seine Arme und Beine waren dünner als die von Uba und auch länger. Aber er hatte alle Finger und Zehen an den richtigen Körperstellen, keine mehr oder weniger. Sein Kopf jedoch war zweifelsohne ungewöhnlich. Er war übermäßig groß und vom Gebären noch ein wenig verformt. An sich jedoch wäre dies kein Anlaß gewesen, sich zu beunruhigen. Iza wusste, dass sich das rasch zu geben pflegte. Doch der Schädel als solcher, der sich nie mehr ändern würde, war mißraten, und mißgestaltet war auch der dünne lange Hals, der den schweren Kopf des Kindes niemals würde tragen können.
Aylas Sohn hatte hervorspringende Brauenwulste wie die Clan-Leute, doch seine Stirn zog sich nicht nach rückwärts, son dern stand hoch und grade über den Wülsten, ehe sie sich nach rückwärts wölbte. Auch der Hinterkopf des Kindes war nicht ganz so lang, wie er clanmäßig hätte sein sollen. Es sah aus, als wäre der Schädel zusammengedrückt, das Gehirn in die hohe, gewölbte Stirn geschoben worden, so dass das Hinterhaupt kürzer und rundlicher geraten war. Ein Hinterhauptswulst war kaum zu sehen, und die Gesichtszüge des Kleinen waren seltsam verzerrt. Er hatte große runde Augen, doch die Nase war um etliches kleiner als bei den Kindern des Clans. Ein großer Mund; der Unterkiefer war nicht ganz so stark ausgebildet wie bei den Clan-Leuten, und unterhalb des Mundes saß ein fürchterlich hervorspringender Knochenwulst, wie ihn nicht einer im Clan hatte, und der sein Gesicht aufs äußerste entstellte. Der Kopf des Kleinen kippte nach rückwärts, als Iza das Kind hochhob, so dass sie schnell ihre Hand darunter schob, um ihn zu stützen. Einfach unglaublich war es, dass dieser Junge jemals befähigt sein würde, den Kopf gerade auf den Schultern zu halten. Der Kleine stieß seinen Großkopf in den warmen weichen Körper der Mutter. Ayla gab ihm von sich zu trinken.
"Nein, Ayla", schüttelte Iza milde den Kopf, "das solltest du nicht tun, sein Leben zu kräftigen, wenn es ihm doch bald genommen wird. Du machst es dir selbst nur schwerer, ihn loszuwerden."
"Loswerden?" Entsetzt starrte Ayla die Medizinfrau an. "Wie kann ich ihn loswerden wollen! Er ist mein Kind."
"Du kannst nicht, wie du willst, Ayla. Es wird so gehalten im Clan. Stets muß die Mutter ein mißgebildetes Kind, das sie geboren hat, loswerden. Und es ist besser, es bald zu tun, ehe Brun es befiehlt."
"Aber Creb hatte doch auch eine mißliche Geburt. Er durfte leben", setzte Ayla mit erregten Händen dawider.
"Seine Mutter war die Gefährtin des Clan-Führers. Er hat es erlaubt. Und du hast keinen Gefährten, Ayla, keinen Mann, der für deinen Sohn eintreten kann. Habe ich dich nicht gewarnt, dass Unheil dein Kind begleiten

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