Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Jungen, als diese den Clan verließen", erklärte Uka mit ausladender Gebärde.
Ayla dachte daran, dass Uka ihren Sohn beim Erdbeben verloren hatte. Sie konnte die Trauer dieser Mutter, den Sohn verloren zu haben, sehr gut nachfühlen. Auch für Ayla gewann die Geschichte in dieser neu gedeuteten Weise eine weitere Bedeutung. Ein Schatten flog über ihr Gesicht. Mein Sohn heißt Durc. Werde auch ich ihn eines Tages verlieren? Ayla drückte ihr Kind an sich. Nein, das darf nicht sein. Schon einmal hätte ich ihn beinahe verloren. Aber jetzt ist die Gefahr gebannt.
Ein flüchtiger Luftzug fuhr Brun durch das Haar und kühlte ihm die schweißnasse Stirn, während er mit scharfem Blick die Entfernung zu dem Baumstumpf maß, der am äußeren Rand des großen freien Platzes vor der Höhle stand. Doch der kleine Windhauch neckte nur. Er war zu schwach, die lähmende Hitze der sengenden Nachmittagssonne zu lindern, die auf den staubigen Platz hinunterstach.
Brun stand so reglos wie die dicht gedrängt äugenden Zuschauer. Die Beine waren gespreizt. Die rechte Hand hielt locker die Steinschlinge. Die drei schweren gerundeten Steine, die in straff sitzende Tierhaut gehüllt waren und an geflochtenen Riemen unterschiedlicher Länge hingen, lagen auf der Erde. Um jeden Preis wollte Brun diesen Kampf gewinnen. Nicht nur um der Ehre willen, obwohl auch das wichtig war, sondern vor allem, weil er den anderen Clan-Führern zeigen wollte, dass er immer noch ein ernstzunehmender Bewerber um den höchsten Rang im Groß-Clan war.
Dass er Ayla zum Miething mitgebracht hatte, war seinem Ansehen schlecht bekommen. Er und sein Clan hatten sich an sie gewöhnt. Den anderen aber war sie zu befremdlich, als dass sie die Frau der Fremdlinge in so kurzer Zeit hätten annehmen können. Selbst Creb, der Große Mog-ur, musste um seinen Platz kämpfen, und es war ihm noch nicht gelungen, die anderen Mog- urs davon zu überzeugen, dass Ayla eine Medizinfrau von Izas Stamm war. Lieber wollten sie auf den Zaubertrank verzichten, als ihr gestatten, ihn zu bereiten. Und da sich die anderen Clans weigerten, Ayla jenen Rang zuzugestehen, den Iza eingenommen hatte, bröckelte Bruns Macht als oberster Clan-Führer noch weiter ab.
Wenn er mit seinen Leuten nach Abschluß der Wettkämpfe nicht an erster Stelle lag, so würde Brun Rang und Ansehen verlieren, das stand fest. Doch selbst der Sieg war keine Gewähr dafür, dass sein Clan an der Spitze bleiben würde; zu vieles war da noch im Spiel. Der gastgebende Clan hatte immer einen Vorteil. Und gerade Norgs Clan war es, der Bruns Clan bei den Wettkämpfen am härtesten zusetzte. Sollte der Heim-Clan nur knapp geschlagen werden, so würde das Norg vielleicht dennoch genug beflügeln, um Brun den Rang noch abzulaufen. Norg sah das ganz klar und war Bruns erbarmungslosester Gegner.
Brun kniff die Augen zusammen, als er die Entfernung zum Baumstumpf maß. Die Umstehenden hielten den Atem an. Und schon zerstob die Starrheit seines Körpers in wirbelnder Bewegung, und die drei Steinkugeln schössen durch die Luft auf den Baumstumpf zu. Doch Brun wusste, schon als die Steinschlinge seiner Hand entflog, dass sein Wurf mißglückt war. Krachend schlugen die Steine gegen den Baumstumpf und sprangen wieder ab, ohne dass die Riemen sich um den Stumpf gewickelt hätten. Brun ging hin und hob die Steinschlinge auf, und Nouz trat an die Abwurfstelle. Wenn Nouz nun das Ziel ganz verfehlte, dann war Brun der Sieger. Trafen die Steine den Baumstumpf, so müßte noch einmal entschieden werden. Gelang es Nouz aber, seine Steinschlinge so abzuschwingen, dass sich die Riemen mit den Steinen um den Baumstumpf wickelten, so gehörte ihm der erste Platz.
Unbewegten Gesichts nahm Brun bei den Zuschauern Aufstellung. Er widerstand der Versuchung, sein Amulett zu um fassen, schickte statt dessen nur ein heimliches Flehen zu seinem Totem. Nouz hingegen griff ganz unverhohlen zu dem Beutelchen an seinem Hals, schloß kurz die Augen und blickte starr zum Baumstumpf. Mit einer kraftvollen Drehung schleuderte er die Steinschlinge ab. Nur lang geübte Beherrschtheit seiner selbst ließ Brun die Enttäuschung hinunterschlucken, als er sah, wie sich die Steine um den Baumstumpf wickelten. Nouz hatte gesiegt, und Brun wusste, dass sein Ansehen noch stärker ins Wanken geraten war.
Brun blieb auf seinem Platz, während man drei Tierhäute auf das Kampffeld brachte. Die eine wurde an den madenzerfressenen Stamm eines mächtigen Baumes gebunden,

Weitere Kostenlose Bücher