Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
zu Broud auf.
"Nein, Broud, nicht Schluß, aus", bedeutete Oga. Sie hatte keine Angst mehr. Ungläubige Bestürzung breitete sich auf Brouds Gesicht aus. "Du kannst es ablehnen, Durc an deinem Feuer aufzunehmen; das ist dein Recht. Dagegen kann ich nichts tun. Aber du kannst mir nicht verbieten, ihn zu nähren. Das ist das Recht der Frauen. Eine Frau kann jeden Säugling nähren, und kein Mann kann es ihr verbieten. Ayla hat meinem Sohn das Leben bewahrt. Ich werde den ihren nicht sterben lassen. Durc wird meinen Söhnen ein Bruder sein, ob es dir recht ist oder nicht."
Broud war wie vor den Kopf geschlagen. Nie zuvor hatte sich Oga aufsässig oder ungehorsam gezeigt. Er wollte seinen Augen kaum trauen. Seine Bestürzung wandelte sich in Wut.
"Wie kannst du es wagen, mir die Stirn zu bieten, Frau. Ich werde dich von diesem Feuer verstoßen", tobte er mit wilden Gebärden.
"Dann nehme ich meine Söhne und gehe, Broud. Ich werde einen anderen Mann bitten, mich aufzunehmen. Mag sein, dass der Mog-ur mir gestatten wird, an seinem Feuer zu leben, wenn kein anderer Mann mich haben will. Aber ich werde Aylas Kind nähren."
Broud erwiderte mit einem harten Faustschlag, der sie zu Boden streckte. Voll unbändiger Wut wollte er sich erneut auf sie stürzen, dann aber machte er mit einem Ruck kehrt. Kochend vor Zorn stampfte er zu Bruns Feuerstätte hinüber.
"Erst führte sie Iza den Weg des Ungehorsams, nun reißt sie auch meine Gefährtin mit", begann Broud mit erregter Gebärde, sobald er in Bruns Wohnkreis getreten war. "Ich habe Oga wissen lassen, dass ich Aylas Sohn nicht aufnehme. Diese Mißgeburt soll nicht Bruder meiner Söhne werden. Soll ich dir sagen, was sie mir entgegnet hat? Sie will ihn dennoch nähren. Ich könnte sie nicht daran hindern. Er würde ihrer Söhne Bruder werden, ob es mir recht sei oder nicht. Kannst du das glauben? Von Oga? Meiner Gefährtin?"
"Es ist so, wie sie dir bedeutet hat, Broud", erwiderte Brun mit beherrschter Ruhe. "Du kannst sie nicht daran hindern, ihn zu nähren. Welches Kind eine Frau säugt, ist nicht Männersache, war niemals Männersache. Ein Mann muß sich um wichtigere Dinge kümmern."
Brun war gar nicht erfreut über Brouds wilden Ausbruch. Es machte Broud klein, dass er sich von Dingen, die reine Frauensachen waren, so in Hitze bringen ließ. Und welche andere Frau hätte Durc nähren können? Der Kleine gehörte zum Clan, und die Clan-Leute sorgten für die Ihren. Selbst die Frau, die früher von einem anderen Clan gekommen war und niemals ein Kind hervorgebracht hatte, war nach dem Tod ihres Gefährten nicht dem Hunger ausgesetzt worden. Sie mochte eine Last gewesen sein, aber solange der Clan zu essen hatte, wurde auch ihr Nährendes gegeben.
Broud konnte es ablehnen, Durc an seinem Feuer aufzunehmen. Denn damit hätte er sich verpflichtet, ihn zu nähren und ihn auf den Mannesstand vorzubereiten. Brun hatte erwartet, dass Broud dazu nicht bereit sein würde. Denn jeder wusste, welche Gefühle er Ayla und ihrem Sohn entgegenbrachte. Aber warum stemmte er sich dagegen, dass seine Gefährtin den Jungen säugte? Sie gehörten doch alle einem Clan an.
"Du meinst also, dass Oga sich mir gegenüber Ungehorsam ohne Bestrafung erlauben darf?" wütete Broud.
"Was erhitzt du dich so, Broud? Willst du, dass das Kind stirbt?" fragte Brun. Broud errötete bei der scharfen Frage. "Er gehört zum Clan, Broud. Sein Kopf ist mißgestaltet, aber sein Geist scheint heil. Er wird zu einem Jäger heranwachsen. Und dies ist sein Clan. Selbst eine Gefährtin ist schon gefunden für ihn. Du hast dein Einverständnis kundgetan. Wie kommt es, dass dein Blut zu sieden anfängt, nur weil deine Gefährtin das Kind einer anderen Frau zu nähren bereit ist? Ist es noch immer Ayla, die dir den klaren Blick verwehrt? Du bist ein Mann, Broud. Was immer auch du ihr befiehlst, sie muß gehorchen. Und sie gehorcht dir ja auch. Warum trittst du mit einer Frau in Wettstreit? Du machst dich klein und schwach. Oder täusche ich mich? Bist du auch wirklich ein Mann, Broud? Bist du Manns genug, diesen Clan zu führen?"
"Ich will einfach nicht, dass eine Mißgeburt der Bruder meiner Söhne wird", wich Broud aus. Die Drohung, die Bruns letzte Gesten bargen, war ihm nicht entgangen.
"Broud, gibt es einen Jäger, der nicht das Leben eines anderen gerettet hätte? Gibt es einen Mann, der nicht einen Teil des Geistes aller Männer in sich trägt? Gibt es einen Mann, der nicht Bruder aller Brüder ist? Was macht es, ob
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