Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Durc schon jetzt der Bruder deiner Söhne wird oder später, wenn sie alle groß geworden sind? Was hast du denn für Einwände?"
Darauf hatte Broud keine Erwiderung, die für den ClanFührer annehmbar gewesen wäre. Seinen alles verzehrenden Haß gegen Ayla konnte er nicht offenlegen. Damit hätte er gezeigt, dass er seine Gefühle immer noch nicht in der Gewalt hatte; damit hätte er gezeigt, dass er nicht Manns genug war, eines Tages doch Clan-Führer zu werden. Er bereute es, zu Brun gekommen zu sein. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dachte er. Er hat sich immer auf ihre Seite gestellt. So stolz war er auf mich nach den Kampfspielen beim Miething. Und nun zweifelt er wieder an mir - das habe ich wieder Ayla zu verdanken.
"Nun, es ist mir gleich, ob Oga ihn nährt", erklärte Broud mit kurzer Geste. "Aber ich will ihn nicht an meinem Feuer haben." In diesem Punkt würde er nicht nachgeben. "Du magst glauben, dass sein Geist heil ist, Brun. Ich bin nicht so sicher. Ich will nicht die Last auf mich nehmen, ihn auf den Mannesstand vorzubereiten. Ich bezweifle, dass je ein Jäger aus ihm werden wird."
"Wie du willst, Broud. Ich habe mich verpflichtet, ihn unter meinen Schutz zu nehmen. Ich habe diese Entscheidung schon getroffen, ehe ich ihn annahm. Aber ich habe ihn angenommen. Durc ist ein Glied dieses Clans und wird ein Jäger werden. Dafür werde ich sorgen."
Broud wollte zu seinem Wohnkreis zurückkehren, doch da gewahrte er Creb, der Durc wieder zu Oga brachte. Er kehrte um und rannte aus der Höhle. Erst als er wusste, dass Brun ihn nicht mehr sehen konnte, ließ er seiner Wut freien Lauf. Alles kommt von diesem alten Krüppel schoß es ihm durch den Kopf, und sogleich bemühte er sich, diesen Gedanken aus seinem Hirn zu löschen, weil er Angst hatte, irgendwie könnte der Zauberer wittern, was er dachte.
Broud fürchtete die Geister, mehr vielleicht als jeder andere Mann des Clans, und er fürchtete jene, die in so vertrauter Beziehung zu ihnen standen. Was konnte auch ein Jäger ausrichten gegen eine Schar körperloser Wesen, die Unheil und Krankheit und Tod säen konnten? Was konnte einer gegen einen Mann ausrichten, der die Macht besaß, diese Wesen jederzeit herbeizurufen? Auf dem Miething hatten die jungen Männer manche Nacht damit zugebracht, sich gegenseitig Angst zu machen mit Geschichten von erzürnten Mog-urs, die Schrecken und Unheil auf ihre Clan-Leute herabbeschworen hatten. Geschichten von Speeren, die sich im Kampf mit einem wilden Tier im letzten Augenblick verzogen hatten und abgeglitten waren, von schrecklichen Krankheiten, die Schmerz und Leid brachten, Geschichten von Jägern, die von gehörnten Tieren aufgespießt oder von reißenden Tieren zerfleischt worden waren. All diese Schrecklichkeiten wurden wütenden Mog-urs zur Last gelegt. Und der Große Mog-ur, Creb, war der mächtigste Zauberer von allen.
Obwohl es eine Zeit gegeben hatte, da der junge Mann den Zauberer mehr mit Spott denn mit Ehrfurcht betrachtet hatte, empfand er jetzt eine tiefe Furcht vor diesem Mann mit dem mißgestalteten Körper und dem schrecklichen Gesicht. Broud hatte vor den jungen Männern der anderen Clans damit geprahlt, dass er den Großen Mog-ur nicht fürchtete. Doch all die wilden Geschichten, die im Schein des Feuers dargeboten worden waren, hatten ihre Wirkung hinterlassen. Die Ehrfurcht aller Clans vor dem alten Hinkemann, der nicht jagen konnte, hatte auch Brouds Furcht vor seiner Macht wachsen lassen.
Wenn er in Tagträumen in jene Zeit hineinwanderte, wo er Clan-Führer sein würde, sah er stets Goov als seinen Mog- ur. Goov war ihm als beinahe Gleichaltriger und als Jagdgefährte zu vertraut, als dass er ihn im gleichen düsteren Licht hätte sehen können wie den alten Zauberer. Er war sicher, dass es ihm gelingen würde, ihn mit Schmeicheln oder auch Drohen dazu zu bewegen, dass er sich seinen Entscheidungen anschloß. Bei dem alten Großen Mog-ur hätte er einen solchen Versuch niemals gewagt.
Als Broud durch die Wälder, die um die Höhle lagen, streifte, faßte er einen felsenharten Entschluß. Niemals wieder würde er dem Clan-Führer Anlaß geben, an ihm zu zweifeln. Niemals wieder würde er die Stellung als Clan-Führer, die ihm bestimmt war, in Gefahr bringen. Aber wenn ich der Clan-Führer bin, dann werde ich bestimmen, dachte er. Sie hat Brun gegen mich aufgehetzt, sogar Oga, meine Gefährtin. Aber wenn ich ClanFührer bin, dann soll Brun sich ruhig auf ihre Seite stellen. Er kann
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