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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sie dann nicht mehr beschützen. Alles, was sie mir angetan hat, werde ich ihr zurückgeben. Es wird ein Tag kommen, an dem sie wünschen wird, diesem Clan niemals begegnet zu sein.
Und der Tag kommt bald.
Broud war nicht der einzige, der dem alten Krüppel grollte. Creb war von tiefem Groll erfüllt gegen sich selbst. Er gab sich die Schuld daran, dass Ayla nicht mehr nähren konnte. Dass es seine ängstliche Sorge um sie gewesen war, die dieses Unglück herbeigeführt hatte, änderte nichts. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass die Milch einer Mutter vertrocknete, wenn sie ihr Kind nicht säugte. Nun wus ste er es, aber es war zu spät.
Wie hatte ihr nur dieses schreckliche Unglück widerfahren können? Kam es daher, dass der Strahl des Unheils auf ihrem Kind lag? Creb suchte nach Gründen, und während er tief in seinem von Schuld gequälten Herzen kramte, bega nn er, an sich selbst zu zweifeln. Bewerte ihn wirklich Sorge, oder trieb es ihn, sie zu verletzen, so wie sie ihn verletzt hatte, ohne es gewahr zu werden? War er seines großen Totems würdig? Hatte der Große Mog- ur sich herabgelassen zu so niedriger Rache? Wenn einer wie er dem Groß-Clan als höchster heiliger Mann galt, dann verdiente der Clan vielleicht wirklich den Untergang. Crebs Wissen, dass seine Art aussterben würde, sein Schmerz über Izas Tod und seine Schuld an dem Kummer, den er Ayla gebracht hatte, überschwemmten ihn mit großer Schwermut.
Ayla gab Creb keine Schuld; die gab sie sich selbst. Zusehen zu müssen, wie andere Frauen ihren Sohn säugten, ging über ihre Kräfte. Oga, Aga und Ika waren zu ihr gekommen, um sie wissen zu lassen, dass sie Durc nähren würden, und sie war dankbar dafür, meist aber war es Uba, die Durc zu einer der Frauen hinübertrug und blieb, bis er satt war. Ayla schien es, als wäre sie durch die Weigerung ihrer Brüste von einem Teil des Lebens ihres Sohnes ausgeschlossen. Sie trauerte immer noch um Iza und konnte auch bei Creb keinen Trost finden. Er hatte sich so tief in sich selbst zurückgezogen, dass sie ihn nicht erreichen konnte. Doch jeden Abend, wenn sie mit Durc im Arm auf ihrem Lager sich ausstreckte, war sie Broud dankbar, weil er sich geweigert hatte, ihren Sohn an seinem Feuer aufzunehmen, der ihr dadurch nicht ganz verlorenging.
Als die Tage merklich kühler wurden, griff Ayla wieder zu ihrer Schleuder. Sie bot ihr den Vorwand, allein umherzustreifen. Im letzten Sommer hatte sie so selten gejagt, dass sie ein wenig ungelenk geworden war; doch mit etwas Übung kamen Handfertigkeit und Zielgefühl schnell wieder. An den meisten Tagen zog sie schon in aller Frühe los und kehrte erst spät zurück. Durc ließ sie dann in Ubas Händen. Mit Bedauern dachte sie daran, dass bald schon der erste Schnee fallen würde. Sich zu bewegen tat ihr gut, aber es zeigte sich eine Schwierigkeit. Seit sie zur Frau geworden war, hatte sie kaum gejagt. Nun aber störten sie die vollen Brüste, wenn sie rannte und sprang. Und nach Art der Männer, die einen Lendenschurz um ihr Geschlecht gebunden hatten, schnürte sie sich einfach einen breiten Streifen weicher Haut um die Brüste, der sie hielt und schützte, und so konnte sie sich frei bewegen. Die Seitenblicke der anderen Frauen beachtete sie nicht.
Wenn auch das Schleudern ihren Körper kräftigte und ihren Geist beschäftigte, solange sie draußen in den Wäldern war, trug sie dennoch ihre Last an Kummer und Schmerz. Uba schien es, als hätte sich Crebs Feue rstätte verfinstert. Creb und Ayla waren wie von düsteren Wolken undurchdringlicher Traurigkeit umhüllt. Nur Durc brachte ein wenig Licht in das Dunkel. Mit seiner Freundlichkeit konnte er selbst Creb aus seinem Trübsinn reißen.
Ayla war früh ausgezogen, und Uba war hinten in der Höhle, wo sie etwas suchte. Oga hatte soeben Durc zurückgebracht, und Creb hatte ein Auge auf den Kleinen, der satt war und zufrieden, aber noch nicht schläfrig. Auf allen vieren kroch er zu dem alten Mann hin und zog sich auf wackligen Beinchen an ihm hoch.
"Bald wirst du laufen können", bedeutete ihm Creb. "Noch vor der Schneeschmelze wirst du durch diese Höhle springen."
Der Mog- ur bohrte ihm einen Finger in das runde Bäuchlein, um seinen Gesten Nachdruck zu verleihen. Durcs Mund winkel verzogen sich, und er gab Töne von sich, die Creb nur noch von Ayla - und das war schon sehr lange hergehört hatte. Durc lachte. Creb stupste noch einmal in den kleinen Bauch, und Durc krümmte sich wieder vor Lachen, verlor das

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