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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Mitte des Vormittags hin fiel der Regen dünner, und am Nachmittag versiegte er ganz. Eine bleiche, matte Sonne brach durch die Wolkendecke, doch sie war zu schwach und konnte die Erde weder trocknen noch wärmen.
Trotz des bedrückenden Wetters und des Wissens, dass der Festverzehr kärglich ausfallen würde, waren die Clan-Leute voll erwartungsvoller Erregung, als die Zeit für die Feierlichkeit näherrückte. Ein Wechsel an der Spitze des Clans kam selten genug vor. Zur gleichen Zeit sollten sie aber auch einen neuen Mog- ur bekommen. Das war noch nie dagewesen.
Oga, für die die Feier genau wie für Ebra und Brac, den zukünftigen Nachfolger Brouds, besondere Bedeutung besaß, war rastlos und angespannt. Jeden Augenblick sprang sie auf und lief zum Feuer, um nach dem Verzehr zu sehen. Ebra mühte sich, sie zu beruhigen, doch die Gefährtin des Clan-Führers war selbst aufgeregt. Aylas einzige Aufgabe bei der Feier war, den Daturatrank für die Männer zu bereiten; doch Creb hatte sie angewiesen, den Trank nicht aus den Wurzeln zu machen.
Als es dunkel wurde, schwebten nur noch einige Wolkenfetzen am Himmel, die hin und wieder das volle Mondgesicht verschleierten, das die kahle, leblose Landschaft erhellte. Drinnen in der Höhle hatten die Leute in dem Raum hinter der letzten Feuerstätte mit Fackeln einen Kreis ausgesteckt, in dessen Mitte ein hohes Feuer loderte.
Ayla hockte allein auf ihrem Fell und starrte in die Flammen, die in der kleinen Feuerstätte neben ihr züngelten. Immer noch fühlte sie sich von der merkwürdigen Beklommenheit bedrängt. Sie stand auf, um nach draußen zu gehen, bis die Feierlichkeiten begannen, doch da sah sie Bruns Zeichen und blieb. Als jeder seinen Platz eingenommen hatte, trat der Mog-ur, gefolgt von Goov, aus der Zauberstätte.
Als der heilige Mann zum letzten Mal die Geister beschwor, sich zu ihnen zu gesellen, war es, als entzündete sich am Abend seines Lebens noch einmal das alte Feuer in ihm. In den althergebrachten Handformeln und Gebärden lag eine Kraft und eine mächtige Eindringlichkeit wie seit langem nicht mehr. So wie jener Zauberer auf dem Miething seiner magischen Flöte die wundersamen Töne entlockt hatte, so entlockte Creb den Herzen jener, die um ihn geschart waren, Gefühle von selten empfundener Tiefe und Kraft. Goov wirkte bleich neben ihm. Der junge Mann war ein guter Mog-ur, aber mit dem Großen Mog- ur konnte er es nicht aufnehmen. Der mächtigste Zauberer, den der Groß-Clanje gekannt hatte, leitete seine letzte Feier. Als er an Goov übergab, war Ayla nicht die einzige, die weinte.
Die Clan-Leute, denen Tränen nicht gegeben waren, weinten auch - mit ihren Herzen.
Aylas Gedanken begannen zu wandern, als Goov mit klarer Gebärde Brun die Macht als Clan-Führer aus den Händen nahm und sie an Broud weitergab. Ihre Augen ruhten auf Creb, und sie sah sich wieder als kleines Mädchen auf seinem Schoß sitzen. Sie erinnerte sich, mit welcher Geduld er sich bemüht hatte, sie die Handsprache des Clans zu lehren, und verspürte noch einmal einen Nachhall der jauchzenden Freude, die sie empfunden hatte, als sie endlich begriffen hatte. Ayla griff an ihr Amulett und fühlte die winzige Narbe an ihrem Hals, die er ihr bei jener besonderen Feier eingeritzt hatte, als die Ahn-Geister aus tiefster Vergangenheit ihr gestattet hatten, auf die Jagd zu gehen. Und sie verging fast vor Schmerz bei der Erinnerung an ihr verbotenes Tun während des Miethings tief unten im Berg. Dann sah sie wieder Crebs Blick voller Wärme und Traurigkeit am Abend zuvor und sah die Hand, die Zeichen formte, die ihr bekannt erschienen, und deren Bedeutung ihr dennoch verborgen geblieben war.
Ayla konnte bei dem Festverzehr kaum etwas essen. Die Männer begaben sich danach in die kleine Höhle, um das heilige Fest zu beschließen, und Ayla reichte den Daturatrank herum, den sie von Goov, dem neuen Mog-ur, entgegennahm. Doch als der Frauentanz folgte, war sie nicht mit dem Herzen dabei. Und sie nahm so wenig von dem Zaubertrank, dass die Wirkung in ihrem Kopfe rasch verflog. Früh kehrte sie in Crebs Wohnstätte zurück und schlief schon, als der frühere Mog-ur aus der kleinen Höhle kam. Ein kleines Weilchen blieb er an Aylas Lager stehen und betrachtete sie und ihren Sohn, ehe er zu seiner eigenen Schlaf statt hinkte.
"Ma-Ma, gehst du jagen? Ich will mit." Durc weckte Ayla am anderen Morgen. Kaum jemand in der Höhle regte sich, nur ihr Sohn war richtig wach.
"Nach dem Morgenverzehr,

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