Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
sie von ihrem Platz aus. Und mit einem Ruck fuhr dessen Kopf herum zu der Frau, die es wagte, sich gegen ihn zu stellen. "Das kannst du nicht tun", klagte sie ihn erregt an. "Du kannst doch Creb nicht von seiner Feuerstätte vertreiben!" Voller Zorn ging sie auf Broud zu. "Er braucht einen geschützten Platz. Hinten in der Höhle bläst der Wind viel zu scharf. Und du weißt, wie sehr er leidet, wenn es kalt wird." Ayla hatte völlig vergessen, dass sie eine fügsame, dem Manne ergebene Clan-Frau zu sein hatte. Jetzt war sie nur noch die Medizinfrau, die das Wohl eines Kranken im Auge hatte. "Du machst das nur, um mich zu treffen. Und du willst Creb weh tun, weil er mich in Schutz genommen hat. Mit mir kannst du tun, was du willst, Broud, aber laß Creb in Ruhe!"
Sie stand jetzt unmittelbar vor dem neuen Clan-Führer und überragte ihn um mehr als eine Haupteslänge, als sie mit ihren Händen vor seinem Gesicht herumwütete.
"Wer hat dir überhaupt erlaubt zu sprechen, Frau!" tobte Broud. Seine wildgewordene Faust holte zum Schlag aus. Doch Ayla sah sie heransausen und duckte sich zur Seite. Einen Augenblick lang war Broud völlig verdutzt, als er merkte, dass die strafende Hand ohne Wirkung blieb. Doch dann wich die Verblüffung blinder Wut.
"Broud!" Bruns Gebrüll ließ ihn innehalten. Zu sehr war er daran gewöhnt, dieser Stimme zu gehorchen.
"Das hier ist die Feuerstätte des Mog- urs, Broud, und sie wird seine Feuerstätte bleiben bis ans Ende seiner Tage. Er hat diesem Clan lange und gut gedient. Dieser Platz steht ihm zu. Was bist du nur für ein Clan-Führer? Was bist du nur für ein Mann? Was bist du für einer, dass du deine Stellung mißbrauchst, um an einer Frau dich zu rächen? An einer Frau, die dir niemals etwas angetan hat, Broud, die dir nichts antun konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte! Du bist kein ClanFührer!" donnerte Brun.
Broud zog den Kopf ein, wie er es immer tat, wenn ihn Brun zurechtwies, doch dann riß er den Kopf hoch und warf sich in die Brust.
"Du bist jetzt nicht mehr Clan-Führer, Brun! Nein, du hast hier nichts mehr zu befehlen!" Broud hatte sich gefaßt und aus dem EinFluss befreit, den Brun auf ihn ausgeübt hatte. "Ich bin jetzt der Clan-Führer. Merke dir das. Ich treffe die Entscheidungen. Stets hast du dich auf ihre Seite gestellt, sie stets geschützt. Aber jetzt ist Schluß damit!" Brouds Gesicht brannte vor Wut. "Sie wird das tun, was ich befehle, sonst verfluche ich sie. Du hast mit eigenen Augen ihre Aufsässigkeit gesehen. Und dennoch trittst du für sie ein. Ich habe es satt mit ihr. Man sollte sie verfluchen. Und ich werde sie verfluchen. Na, was tust du jetzt, Brun?"
Mit einer drohenden Gebärde wandte sich Broud an den neuen Mog-ur. "Goov! Verfluche sie! Verfluche sie auf der Stelle! Belege sie mit dem Todesfluch! Keiner wird diesem eurem Clan-Führer befehlen können, was er zu tun hat, und schon überhaupt nicht diese häßliche Frau." Überlegen lächelnd machte Broud zu Brun: "Siehst du nun?" und wies Goov an:
"Geh und verfluche sie, Mog-ur!"
Von dem Augenblick an, wo Ayla sich in den Angriff auf Broud gestürzt hatte, hatte Creb versucht, ihr Augenmerk auf sich zu ziehen, und wollte sie warnen. Ihm war es gleich, wo er seine Feuerstätte hatte, ob vorn oder hinten in der Höhle. Dunkle Ahnungen hatten sich in ihm schon geregt, als Broud verkündete, er würde Ayla als zweite Frau in seinen Wohnkreis nehmen. So wie Creb diesen Hinterhältling kannte, war nicht zu glauben, dass dieser damit eine Wohltat im Sinne haben würde. Doch auf den wahnwitzigen Befehl danach war er nicht vorbereitet gewesen, und als er sah, wie Broud den neuen Mog ur hieß, Ayla zum Tode zu verfluchen, war aller Kampfeswille aus ihm gewichen. Er wollte einfach nichts mehr sehen. So oder so. Bald würde ja alles zu Ende gehen. Creb wandte sich ab und humpelte zerbrochen in die Höhle. Ayla sah ihm nach, wie er im Innern des Berges verschwand.
Doch nicht nur Creb war tief betroffen. Der ganze Clan war äußerst aufgewühlt. Einige hatten es nicht ausgehalten und wie betäubt den Kopf gesenkt, andere wie gebannt und ohne Glauben auf die Auseinandersetzung gestarrt, die sich niemand hätte träumen lassen.
Brouds Entscheid, Ayla von ihrem Sohn zu trennen, war als sehr befremdlich aufgenommen worden. Auch waren sie bestürzt gewesen, dass Broud verfügte, Creb von seiner Feuerstätte zu vertreiben, aber auch über Aylas Angriff auf den neuen Clan-Führer. Aber wie vom Donner waren sie
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