Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Mißachtung, den Clan-Führer zu unterbrechen, aber diesmal will ich es übersehen. Du magst sprechen."
"Broud, du kannst mir Durc doch nicht fortnehmen. Er ist mein Sohn. Dort, wo eine Mutter hingeht, gehen auch ihre Kinder hin", beschwor sie ihn mit riehenden Händen.
Bruns Miene war finster. Fort war aller Stolz auf den neuen Clan-Führer.
"Willst du, Frau, mir befehlen, was ich tun kann und was nicht?" schalt Broud mit höhnischem Gesicht.
Er war zufrieden mit sich. Lange hatte er dies vorbereitet, und Ayla verhielt sich genau, wie er erwartet hatte.
"Du bist keine Mutter. Oga ist Durc mehr Mutter als du. Wer hat ihn denn genährt? Du nicht. Er weiß nicht einmal, wer seine Mutter ist. Jede Frau des Clans ist ihm mehr Mutter als du. Kann es da von Gewicht sein, wessen Feuer er teilt? Es liegt doch klar auf der Hand, dass ihm ein Wohnkreis soviel bedeutet wie der andere. Er nährt sich an jedermanns Feuer", machte Broud abschätzig weiter.
Ayla hob bittend die Hände.
"Gewiß, ich konnte ihn nicht nähren, aber du weißt, dass er mein Sohn ist, Broud. Jede Nacht schläft er bei mir."
"Nun, er wird nicht mehr jede Nacht mit dir schlafen. Kannst du bestreiten, dass Vorns Gefährtin ihm Mutter ist? Ich habe Goov - dem Mog- ur - schon aufgetragen, die Feier der Zusammengabe nach dieser Versammlung abzuhalten. Wozu warten? Du wirst dich bei Sonnenuntergang an meine Feuerstätte begeben. Und Durc wird sich an Vorns Feuer begeben. Kehre jetzt an deinen Platz zurück."
Broud ließ den Blick üb er die Gesichter der Clan-Leute schweifen und sah Creb, der unweit der Höhle auf seinen Stab gestützt stand. Der alte Mann schaute finster drein.
Doch noch finsterer war Bruns Gesicht, als er sah, wie Ayla an ihren Platz wankte. Mit Macht bekämpfte er einen schwarzen Zorn. Er wollte und durfte nicht eingreifen. Aber nicht nur Zorn spiegelte sich in Bruns Augen; auch Schmerz, der sein Herz aufwühlte, zeigte sich in ihnen. Der Sohn meiner Gefährtin, dachte er, den ich großgezogen und zum Führer dieses Clans erhoben habe, er mißbraucht den Rang, um Rache zu üben. Rache an einer Frau für eine Schmach, die sie ihm nie angetan hat, ihm nur als Bild im Kopf erscheint. Wie kommt es nur, dass ich das früher nicht gesehen habe? Wie kommt es nur, dass ich so blind ihm gegenüber war? Jetzt sehe ich klar, warum er Vorn so bald schon zum Zweiten im Clan erhoben hat. Broud hat das alles mit ihm vorbereitet. Er hat sich das seit langem vorgenommen, Ayla dieses Weh anzutun. Broud! Wie kann es dir Freude bringen, eine Mutter von ihrem Kind zu trennen? Ist dein Herz aus Stein, Sohn meiner Gefährtin? Nichts ist Ayla von ihrem Sohn geblieben, als dass sie des Nachts ihr Lager mit ihm teilen kann.
Und auch das willst du ihr nehmen?
"Ich bin noch nicht am Ende", verkündete Broud mit großer Geste, um das Augenmerk der bestürzten Leute wieder auf sich zu ziehen. "Ich bin nicht der einzige, der in einen neuen Rang erhoben wurde. Wir haben auch einen anderen Mog-ur. Und es sollte für jeden klar sein, dass mit dieser Stellung auch ein besonderes Recht verbunden ist. Ich habe beschlossen, dass Goov von heute an seine Feuerstätte an jenem Platz haben wird, die dem Mog- ur des Clans zusteht. Creb wird weiter hinten in die Höhle ziehen."
Brun warf einen Blick auf Goov. Hatte er auch dazu seine Hand gegeben? Doch Goovs Gesicht zeigte nur Verwirrung.
"Ich will nicht den Wohnkreis von Creb übernehmen", wehrte dieser ab. "Dort ist er, seit wir in diese Höhle eingezogen sind."
Das Unbehagen der Clan- Leute nahm zu.
"Ich habe beschlossen, dass du dich dort niederlassen wirst", entgegnete Broud, zornig über Goovs ablehnendes Verhalten.
Als er nämlich den finsteren Blick des alten Mannes gesehen hatte, der dort vor der Höhle auf seinen Stab gestützt stand, war ihm plötzlich klar geworden, dass Creb nicht mehr der Große Mog- ur war. Was hatte er von diesem mißgestalteten, alten Krüppel noch zu fürchten? Blitzartig war ihm der Einfall gekommen, Goov dieses Angebot zu machen, und eigentlich hatte er erwartet, dass Goov genauso eifrig zugreifen würde wie Vorn zugegriffen hatte, als ihm mit einem höheren Rang gewunken wurde. Er hatte geglaubt, damit würde er sich des neuen Mog- urs versichern. Goovs Ergebenheit und Achtung seinem alten Lehrer gegenüber hatte er jedoch nicht in Betracht gezogen.
Brun gelang es nicht mehr, sich länger zurückzuhalten. Gerade wollte er mit mächtiger Hand dazwischenfahren, als Ayla ihm zuvorkam.
"Broud!" schrie
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