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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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bahnte er sich einen Weg zwischen Felsbrocken und Geröll und wusste wohl, dass ein weiteres Beben der Erde ihn verschlingen könnte, und wünschte, es möge geschehen, ehe er das tat, was zu tun ihm befohlen worden war. Er tappte im unruhigen Feuerschein in die kleine Höhle hinein, ordnete die heiligen Gebeine des Höhlenbären in zwei gleichlaufenden Reihen an. Den letzten Knochen steckte er so durch den offenen Schädel des Höhlenbären, dass er die linke Augenhöhle durchdrang. Dann beschwor er jene Namen, die nur die Mog-urs kannten, die schrecklichen Namen der bösen Geister, denen so die Macht gegeben wurde, ihr böses Treiben zu beginnen.
Ayla stand noch immer vor der Höhle, als er mit Augen, die sie nicht sahen, an ihr vorüberschritt.
"Ich bin der Mog-ur. Du bist der Clan-Führer. Du hast befohlen, Ayla zum Tode zu verfluchen. Es ist getan", bedeutete Goov.
Dann wandte er Broud den Rücken.
Zuerst wollte es keiner glauben. Zu schnell war alles gegangen. So durfte man doch nicht verfahren! Brun hätte sich erst mit den Männern beraten, hätte den Clan auf das Ganze vorbereitet. Aber Brun, der hätte das niemals getan, sie jetzt zum Tode zu verfluchen. Was hatte sie verschuldet? Gewiß, sie war dem Clan-Führer entgegengetreten, und das war nicht recht. Doch genügte das, sie zum Tode zu verfluchen? Sie hatte sich nur um Creb gesorgt. Und was hatte Broud ihr angetan? Erst hatte er Ayla das Kind genommen und dann den alten Zauberer aus dem Wohnkreis gejagt, nur um sich an ihr zu rächen. Und jetzt nach dem Beben - jetzt war kein Wohnkreis mehr heil. Warum hatte Broud das getan? Warum war Ayla verflucht? Die Geister hatten sie stets mit Wohlwollen betrachtet. Sie hatte ihnen allen das Glück gebracht, bis Broud verkündete, dass sie zu verfluchen sei, bis er dem Mog-ur befahl, dies auf der Stelle zu tun. Broud hatte Unglück über alle gebracht. Was würde jetzt aus ihnen werden? Erst hatte Broud die Totems erzürnt und dann die bösen Geister freigesetzt. Und der alte Mog-ur war tot, er konnte ihnen jetzt nicht mehr helfen.
Ayla war so versunken in ihren Schmerz, dass sie den Widerstreit der Gefühle im Herzen der Erdlinge, die sie umstrudelten, nicht wahrnahm. Sie sah, wie Broud den Befehl gab, sie zu verfluchen. Sie sah, wie Goov ihm mitteilte, dass es getan war. Doch ihr Hirn, von Schmerz betäubt, nahm nichts von all dem auf. Als Ayla endlich das Ganze begriff, war ihr, als bebte die Erde von neuem. Verflucht? Zum Tode verflucht? Was habe ich denn getan? zitterte ihr Hirn. Und was ist eigentlich geschehen? Wie aus weiter Ferne betrachtete Ayla die Clan-Leute und sah, dass deren Augen ein Schleier umhüllte, der sie blind machte, Ayla wiederzuerkennen.
Ayla stand wie erstarrt, bis auch Ubas Augen sich verschleierten, und sie laut um die Mutter des Jungen zu klagen begann, den sie in ihren Armen hielt. Durc! Mein Kind, mein Sohn! Ich bin verflucht, erkannte Ayla. Ich werde ihn nie wiedersehen. Was wird nur aus ihm. Nur Uba ist noch da. Sie wird ihn zu sich nehmen, aber was kann sie ausrichten gegen Broud? Broud ist voller Haß gegen ihn, weil er mein Sohn ist. Verzweifelt sah Ayla sich um, und ihr Blick fiel auf Brun. Brun! Nur Brun kann ihn beschützen.
Ayla stürzte zu dem, der bis zum Vortag den Clan geführt hatte. Sie warf sich Brun zu Füßen und senkte den Kopf. Doch dann begriff sie, dass auch er ihr niemals auf die Schulter tippen würde. Und als sie aufsah, blickte er über ihren Kopf hinweg auf das Feuer, das hinter ihr brannte. Wenn er nur wollte, konnten seine Augen sie sehen. Er kann mich ja sehen, dachte Ayla. Ich weiß es doch. Creb wusste noch alles, was ich gesagt hatte. Und Iza auch.
"Brun, du glaubst, ich wäre tot, eine Hülle, in die der böse Geist gefahren ist. Sieh bitte nicht weg. Ich fle he dich an. Es ging mir alles viel zu schnell. Ich werde gehen, Brun, ich gelobe es, aber ich habe Angst um Durc. Broud haßt ihn, wie du weißt.
Was wird jetzt aus ihm werden, wo Broud der Clan-Führer ist? Durc gehört zum Clan, Brun. Du hast ihn angenommen. Ich bitte dich, Brun, beschütze Durc. Nur du vermagst es. Laß nicht zu, dass Broud ihm Böses tut."
Langsam wandte Brun der bettelnden Frau den Rücken zu, wandte den Blick ab. Doch sie sah einen Schimmer des Einverständnisses in seinen Augen und ein kaum wahrnehmbares Neigen seines Kopfes. Das reichte ihr. Er würde Durc beschützen. Er hatte es dem Geist der Mutter des Jungen gelobt.
Ayla stand auf und eilte zur Höhle. Erst als sie

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