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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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opfern.
Dann machte er sich wieder an die Beobachtung der wogenden Herde. Nicht lange, und Brun erspähte einen jungen Bullen, der sich wie eine vom Wind abgetriebene Woge seitwärts in die Büsche schlug. Das Tier war beinahe ausgewachsen, aber eben noch unerfahren. Brun wartete so lange, bis das Tier allein stand, ohne die Sicherheit der Herde. Dann gab er das Zeichen für "Ausschwärmen"!
Die Männer sausten augenblicklich auf ihre Plätze rings um das Tier, in gleichmäßigen Abständen voneinander, während Brun angespannt die nahe Beute im Auge behielt. Dann gab er das Zeichen zum "Angreifen"! Schreiend und rufend und mit wild wedelnden Armen stürzten die Männer auf die Herde los. Erschreckte Tiere am Rand drängten einwärts, schlössen auf zu den weiter innen trottenden und stießen diese zur Mitte hin. Gleichzeitig stürzte Brun los, um den jungen Bullen noch weiter von der Herde wegzuhetzen.
Während die verwirrten Tiere sich immer weiter in die schwankende und brüllende Masse hineinbohrten, setzte Brun dem Bullen nach, den er abgedrängt hatte, und trieb ihn in weitgreifendem, kräftigem Laufschritt vor sich her. Das Leibergeschiebe und Höckergewoge ergriff wellengleich die ganze Herde, und in der Luft wirbelte ein dichter Schleier feinkörnigen Staubs. Dunkler Schweiß rann Brun in Strömen an den Lenden herab; kaum noch atmen konnte er und sehen fast genauso wenig. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich hastig, seiner Kehle entrang sich ein gebrochenes Krächzen, als er Grod das Zeichen zum "Verfolgen" machte.
Augenblicklich schwenkte der Bulle um, als er sich von Grod bedrängt sah, doch die Männer bildeten einen großen Kreis, um das Tier zu Brun zurückzutreiben, der, noch immer keuchend und spuckend, herankam, um seinen Platz einzunehmen. Ein dumpfes, immer mächtiger werdendes Donnern erfüllte die staubverhangene Luft, als die riesige Herde in wildem Schrecken davonraste, die Köpfe tief nach unten gezogen, Schaum vor den Mäulern, die Augen weit aufgerissen und verdreht, so dass nur das Weiße zu sehen war. In die andere Richtung aber stob das junge Tier davon, in panischer Angst vor einem Geschöpf, das nur ein Winziges der Bullenkraft besaß, jedoch genug Kenntnis im Kopf und Entschlossenheit im Herzen, diesen Mangel auszugleichen.
Grod trieb ihn vor sich her, ließ nicht locker, obwohl sein hämmerndes Herz zu bersten drohte. Salziger Schweiß lief ihm über das staubbedeckte Gesicht und färbte seinen Bart graubraun. Schließlich kam Grod stolpernd zum Stehen, und Droog sprang für ihn ein. Die Ausdauer der Jäger war groß, doch der starke junge Bison preschte mit nicht erlahmender Kraft vorwärts. Droog war der größte unter den Männern. Schnellfüßig warf er die langen Beine nach vorne, setzte dem Tier nach, jagte es mit weitausschweifenden, federnden Schritten, schwenkenden Armen und schrillen Schreien vor sich her und drängte es ab, als es ausbrechen und den Spuren der fliehenden Herde folgen wollte. Als Crug den völlig erschöpften Droog ablöste, war ihre Beute schon sichtlich außer Atem. Weiter hetzte Crug das matter werdende Tier und stieß ihm den Speer mit der Steinspitze in die Flanke.
Als Goov übernahm, wurde das zottige Tier schon langsamer; doch in blinder Beharrlichkeit schlugen die Beine des Bullen den Boden, griff das Tier weit aus, dicht gefolgt von Goov, der es immer wieder mit der Speerspitze antrieb, um auch die letzten Kräfte aus ihm herauszuholen. Broud sah Brun herbeispringen, als er sich mit einem Schrei in das Rennen warf und die Verfolgung aufnahm. Er brauchte das Tier nicht mehr lange zu hetzen. Der Bison hatte sein Äußerstes gegeben; langsamer und langsamer wurde er und blieb schließlich einfach stehen, unfähig, auch nur einen Schritt von der Stelle zu machen. Mit schweißglänzendem Fell und hängendem Kopf stand er da, Schaum vor dem Mund. Den Speer stoßbereit in der Hand, näherte sich der Junge dem abgehetzten Tier.
Bruns erfahrene Augen prüften schnell den Zustand von Jäger und Gejagtem. War der Junge ungewöhnlich ängstlich oder war er übereifrig? War das Tier wirklich ganz erschöpft? Manch listiger alter Bison machte einen Verschnauf, ehe die letzten Kräfte aufgezehrt waren, und wagte noch einen Angriff, bei dem der Jäger - und besonders dann, wenn er unerfahren war schwer verletzt oder getötet werden konnte. Sollte er mit seiner Schleuder das Tier zu Fall bringen? Der massige Kopf des Bisons hing fast am Boden, seine

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