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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zitternden Flanken verrieten, dass er sich völlig verausgabt hatte. Wenn er jetzt seine Schleuder nahm, wurde dem Jungen ein Stück Ruhm geraubt; Brun beschloss, ihn Broud ganz alleine zu lassen.
Rasch, ehe der Bison sich wieder erholte, trat der Junge an den vierfüßigen Fellberg heran und hob seinen Speer. Ein letzter Gedanke an sein Totem - dann stieß Broud zu. Tief fraß sich der lange, schwere Speer in die Seite des Tieres; die im Feuer erhärtete Spitze durchbohrte das dicke Fell und zersplitterte im rasch geführten Stoß eine Rippe. Jäh brüllte der Bison auf vor Schmerz und fuhr herum, seinen Angreifer aufzuspießen, als seine Beine unter ihm auch schon einknickten. Als Brun das sah, sprang er an die Seite des Sohnes. Mit beiden Händen packte er seine Keule, holte weit aus und ließ sie auf den Tierkopf niedersausen. Schwer fiel der Bison auf die Seite; seine hornbewehrten Hufe schlugen noch zaghaft in den letzten Zuckungen des Todes. Dann lag er still.
Im ersten Augenblick war Broud wie betäubt. Doch dann stieg ein schriller Triumphschrei ihm auf, der durch seine Kehle jagte und in der Luft einen gewaltigen Ton erzeugte. Er hatte es geschafft! Er hatte sein erstes Tier erlegt! Er war ein Mann!
Broud tanzte in wildem Überschwang. Er griff nach seinem Speer, der aus der Seite des Tieres herausragte, riss ihn mit einem Ruck hoch und spürte, wie ein scharfer Strahl warmen Blutes an sein Gesicht spritzte. Seine Zunge schmeckte Salziges. Brun schlug Broud auf die Schulter. Stolz blitzte in den Augen des Clan-Führers.
Es freute Brun, einen weiteren kräftigen Jäger unter seinen Leuten zu haben; einen kräftigen Jäger, der Stolz und Freude in seinem Herzen entflammte, den Sohn seiner Gefährtin, den Sohn seines Herzens.
Die Höhle blieb ihnen nun, und die Weihe würde das bekräftigen: Die Schutzgeister hatten Gefallen gefunden an der neuen Höhle.
Hoch in die Luft hielt Broud den Speer mit der blutigen Spitze, als die übrigen Jäger zu ihnen hinliefen, hüpfende Freude im Schritt beim Anblick des erlegten Tieres. Brun hatte schon seine Steinklinge gezückt, um ihm den Bauch aufzuschlitzen. Er trennte die Leber heraus, zerteilte sie und gab jedem der Jagdgefährten ein Stück. Dies war der edelste und köstlichste Teil der Tiere, allein den Männern vorbehalten, denen er den starken Arm und das scharfe Auge, unerläßlich für das Jagen, gab. Brun schnitt auch das Herz des Tieres heraus und begrub den Blutklumpen im Boden, wie er es einstmals seinem Totem gelobt hatte.
Broud kaute die noch warme Leber - ein erster Vorgeschmack auf das Mannsein - und dachte, das Herz müsste ihm zerspringen vor Glück. Bei der Höhlenweihe würde er endlich zum Mann werden; den Jagdtanz führte er nun an, und auch er säße des Nachts mit in der kleinen Höhle, wo des Mog-urs Beschwörungen zu folgen war. Diesen Stolz auf Bruns, seines Vaters Zügen zu sehen, dafür hätte er gern sein Leben gegeben. Das war sein Tag heute und seine Nacht morgen. Alles drehte sich um ihn. Nur ihm gehörte die ungeteilte Bewunderung und Achtung des ganzen Clans; nur von ihm und seiner Jagdbewährung würde die Rede sein. Und Ogas Augen würden leuchten, bewundernd und ergeben.
Unterdessen hatten die Männer je zwei Beine des Bisons oberhalb der Kniegelenke mit Riemen umschnürt. Grod und Droog banden ihre Speere zusammen, Crug und Goov taten das gleiche, so dass aus den vier Speeren zwei verstärkte Stangen entstanden. Die eine wurde zwischen den vorderen Beinen hindurchgeschoben, die andere zwischen den Hinterläufen. Brun und Broud stellten sich zu beiden Seiten des zottigen Kopfes auf, und jeder packte ein Horn. Mit der freien Hand hielten sie ihren Speer. Grod und Droog umfassten die Stange mit den Vorderläufen, während Crug und Goov die hintere nahmen. Auf ein Zeichen des Clan-Führers hoben alle sechs Männer an und schleiften das massige Tier über das grasige Land. Der Weg zurück wurde lang und mühsam. Die Männer ächzten unter der Last Ihrer Beute und schafften es nur unter Aufbietung aller ihrer Kräfte, den schweren Bison über die Steppe ins Hügelland hinaufzuschleppen.
Oga hatte sich die Hand vors Gesicht gehalten und schaute sich die Augen aus dem Kopf. Plötzlich ging ein Ruck durch den bebenden Körper. Da, die Männer! Sie hatte die zurückkehrenden Jäger tief unten in der Ebene erspäht. Als die Männer sich der Felsnase näherten, erwarteten die Frauen sie bereits, liefen ihnen entgegen und begleiteten sie das

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